B-Reihe, 335. Wahl, III. Quartal 2009
Transmission, 2009
1. ohne Titel (Moki)
Radierung, 40 x 35 / 30 x 22,7 cm
Papierqualität: 350 g/qm Zerkall-Bütten
Drucker: Peter Loeding
2. Drop Dead (Anneli Schütz)
Lithographie, 40 x 35 cm
Papierqualität: 200 g/qm Dovée arctic white
Drucker: Handpresse Pankow, Berlin
3. Adhere (Lily Wittenburg)
Radierung mit Prägedruck, 40 x 35 cm
Papierqualität: 270 g/qm Zerkall-Bütten
Drucker: Kunst- und Radierwerkstatt Willi Jesse, Inh. M. Jäger, Berlin
4. To feign to have what one hasn’t (Naho Kawabe)
Radierung, 40 x 35 / 30 x 22,7 cm
Papierqualität: 350 g/qm Zerkall-Bütten
Drucker: Peter Loeding, Hamburg
5. ohne Titel (Birgit Wudtke)
Heliogravüre, 40 x 35 cm
Papierqualität: 300g/qm Fabiano
Drucker: Kunst- und Radierwerkstatt Willi Jesse, Inh. M. Jäger, Berlin
6. Fußspur (Akane Kimbara)
Lithographie, 40 x 35 cm
Papierqualität: 200 g/qm Dovée arctic white
Drucker: Handpresse Pankow, Berlin
Mit Worten lässt sich schwer auf einen Nenner bringen, was die Arbeiten der am „The BeetoBee Net“ beteiligten Künstlerinnen verbindet. Obwohl ihre gemeinsamen Ausstellungen oder collagenartigen Magazinbeiträge mit großer Selbstverständlichkeit als zusammengehörig wahrgenommen werden, entzieht sich die Kunst der Gruppe eindeutigen Zugehörigkeitskriterien. Im Interview mit Lu Yen Roloff, erschienen im Faltblatt zur Ausstellung im Künstlerhaus Sootbörn, Hamburg 2009, spricht Lily Wittenburg von einer Art Verwandtschaft, einem gemeinsamen künstlerischen Interesse – trotz unterschiedlicher Medien und ohne ein explizit formuliertes Überthema: „Wir haben nicht die gleichen Bücher, Filme und Kunstwerke angesehen, aber wenn wir uns Filme zeigen, dann passt das zueinander. Wir haben eine gleiche visuelle und ästhetische Auffassung von den Dingen. Dazu eine emotionale Haltung. Wir sind nicht laut, keiner macht Trash-Art, große Gesten und Sturm. Es ist alles eher stiller, zurückgenommener.“
Akane Kimbara sieht inhaltliche Gemeinsamkeiten im Hinblick auf Themen wie Vergänglichkeit und Melancholie, Moki stellt fest, dass es viele Landschaftsaspekte in den Arbeiten einer jeden Einzelnen gibt, und Birgit Wudtke spricht über eine gewisse kindliche Herangehensweise und das Interesse an asiatischen Kunstformen als verbindendes Element. Allen Ideen kann man ohne weiteres folgen, all dies ist in den Arbeiten enthalten, und es ließe sich auch noch eine wesentlich längere Liste von kleinen Gemeinsamkeiten erstellen, angeführt von einer erkennbaren Vorliebe für die Farbe schwarz bzw. den schwarz-weiß Kontrast in Zeichnung, Malerei, Film und Photographie. Denn „Schwarz“, so Naho Kawabe, „ ist nicht nur eine Farbe, sondern auch ein Material.“
Mit dem gleichen Recht könnte man jedoch auch für jede der beteiligten Künstlerinnen die Besonderheiten der eigenen Position besprechen, denn ihre ästhetische Ausdrucksstärke bezieht die interdisziplinär arbeitende Gruppe nicht aus formalen oder inhaltlichen Übereinstimmungen, sondern aus dem Aufeinandertreffen von künstlerisch eigenwilligen und selbstständigen Persönlichkeiten. In diesem Sinne lässt sich in der Fähigkeit und Offenheit, sich auf die anderen Künstlerinnen einzulassen und bewusst nach „Pfaden“ zueinander zu suchen, ohne dabei die eigene Handschrift zu verlassen, als die stärkste und wichtigste aller Gemeinsamkeiten vermuten. Anneli Schütz beispielsweise, die erst seit kurzer Zeit mit den anderen zusammenarbeitet, begreift den collagenhaften Zusammenhang als Inspiration, als ein lebendiges Gefüge, in das es sich mit den eigenen Arbeiten sinnvoll einzubringen gilt.
Auch an der Entstehungsgeschichte unserer Edition lässt sich diese Form der Zusammenarbeit gut nachvollziehen: Am Anfang stand die Einladung seitens der griffelkunst an den Hamburger Teil des Netzwerkes. Im darauf folgenden Prozess wurde diskutiert, wie beispielsweise die Eignung für bestimmte Drucktechniken berücksichtigt werden und trotzdem eine aufeinander abgestimmte Serie entstehen könnte. Nach verschiedenen konzeptuellen Überlegungen fiel die Entscheidung, keine Gemeinschaftsarbeiten zu erstellen, sondern in unterschiedlichen graphischen Umsetzungsformen pro Künstlerin ein Blatt zu entwickeln und dabei subtil verbindende bildnerische Elemente einzusetzen sowie ein einheitliches Format. Genutzt wurden die Möglichkeiten des Steindrucks und verschiedene Radiertechniken, bei einigen Künstlerinnen entstanden mit dem Werkstattbesuch gleichzeitig die ersten Erfahrungen im Umgang mit dem gewählten Medium. Jedes Blatt ist mit dem Namen seiner Autorin signiert und ästhetisch eigenständig. Die Kombinationsmöglichkeit mit den anderen Drucken der Serie bereichert jede der insgesamt sechs Arbeiten zusätzlich, setzt neue Gewichtungen und hält die Edition als Mappenwerk lebendig. Wir freuen uns, Ihnen mit „The BeetoBee Net“ eine junge und spannende Künstlerinnengeneration vorzustellen, die international arbeitet und – anstatt sich ängstlich voneinander abzugrenzen – den produktiven Austausch untereinander sucht.
Netzwerk: Lily Wittenburg, Akane Kimbara, Naho Kawabe, Akira/Lambent, Beatrix Pang, Birgit Wudtke, Vik Lai, Moki, Chihoi Lee, Kongkee, Anneli Schütz