C-REIHE, 313. WAHL, I. QUARTAL 2004
Farbholzdrucke, 2003
70,0 x 50,0 cm / 62,0 x 42,0 cm
1. HS 175 (Alge)
2. HS 176 (Greifer)
3. HS 177 (Gene)
4. HS 178 (Stachelrohr)
5. HS 179 (Balg)
6. HS 180 (Käsebleche)
Papierqualität: Invercote, 300 g/qm
Drucker: Saal-Presse, Bergsdorf
Die sechs Holzdrucke von Pidder Auberger gehören zu einer 12-teiligen Serie mit dem Titel „Orwellskijs“. In einer vom Leopold-Hoesch-Museum in Düren herausgegebenen Begleitschrift erzählt Auberger die fiktive Entstehungsgeschichte der Motive. Eine zentrale Rolle kommt dabei einer Apparatur namens ORWELLSKIJ zu, die in einfachen Umrisszeichnungen, manchmal sogar farbig, die Gedanken der Testpersonen auf Postkarten skizziert. Standort der Maschine ist eine Kneipe in Düsseldorf. Offensichtlich kreisen die Gedanken der Kneipenbesucher immer nur um das Eine: Sex. Die Maschine droht an dieser Eindimensionalität zu verstopfen. Arte, die Wirtin, bittet Auberger um Hilfe. Nach einer Analyse des Problems stellt er fest, dass der Apparat mit neuen Bildern „gereinigt“ werden muss und macht sich an die Arbeit: „Ich schloss die Augen und sah, in Grün getaucht, lange gekrümmte Hörner aus Tubensockeln ragen. Darüber schwebte eine durchlöcherte Matratze. „Ja“, sagte Arte, musterte den Kartenausdruck und befand: „Gut so. Un weita.“ Dann sah ich fünf Profilbleche, die sich in Begleitung etlicher Pflastersteine auf mich zu bewegten. „Noch ne Kaate“, sagte Arte. In gelb, grau und schwarz schienen mir einem Maschinenkopf Arme zu wachsen. Seine Pranken wie Schraubenschlüssel versuchten zwei flüchtige Formen zu fassen. „Nich nachlassen“, ermahnte Arte. Ich erkannte ein dahingleitendes, gebogenes Rohr mit langen Stacheln, dessen Landungsversuch von geometrischen Kobolden verhindert wurde; eine Szene in schwarz und pink. „Un weita“, drängte meine Mentorin. Daraufhin stellte ich mir auf- und abhüpfende Gentrümmer vor, die nicht zueinander passen. „Nich schlappmachen!“ begleitete Arte meine Bemühungen und trieb mich von Kartenausdruck zu Kartenausdruck, bis ich mit dem elften in eine Nachtszene tauchte, in der aus drei Schweizerkäsestücken Dachrinnenabschnitte an Schläuchen drachengleich aufgestiegen. Ich war gerade dabei, Bandwürmer durch einen mehrfach gefalzten und einmal gekrümmten Pappstreifen zu schicken, als Arte mich, noch bevor ich rosa Anthurien über einem Betonpolyeder aufgehen lassen konnte, unterbrach: „So, dat reicht jezz ... nimm die Kateikaaten mit, un wenne Lust has, mach zwölf Holzschnitte dadraus, mit oantlich Faabe aufe Drucke…“ Aus: „12 Orwellskijs“, hrsg. vom Leopold-Hoesch-Museum, Düren und Pidder Auberger, Düsseldorf, 2003
geboren 1946 in Lohberg