Griffelkunst-Vereinigung Hamburg e.V.

<p>Beim Aufbau der Ausstellung von Dasha Shishkin, Herbst 2012 ©griffelkunst</p>
<p>Beim Aufbau der Ausstellung von Dasha Shishkin, Herbst 2012 ©griffelkunst</p>
<p>Beim Aufbau der Ausstellung von Dasha Shishkin, Herbst 2012 ©griffelkunst</p>

Beim Aufbau der Ausstellung von Dasha Shishkin, Herbst 2012 ©griffelkunst

<p>David Tremlett signiert in der Seilerstraße ©griffelkunst</p>
<p>David Tremlett signiert in der Seilerstraße ©griffelkunst</p>
<p>David Tremlett signiert in der Seilerstraße ©griffelkunst</p>

David Tremlett signiert in der Seilerstraße ©griffelkunst

<p>Eine Radierung entsteht, Druckwerkstatt der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst</p>
<p>Eine Radierung entsteht, Druckwerkstatt der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst</p>
<p>Eine Radierung entsteht, Druckwerkstatt der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst</p>

Eine Radierung entsteht, Druckwerkstatt der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst

<p>Jenny Holzer Edition entsteht ©griffelkunst</p>
<p>Jenny Holzer Edition entsteht ©griffelkunst</p>
<p>Jenny Holzer Edition entsteht ©griffelkunst</p>

Jenny Holzer Edition entsteht ©griffelkunst

<p>Aufbau der Ausstellung von Kai Schiemenz im Kunstraum Seilerstraße, Frühjahr 2012 ©griffelkunst</p>
<p>Aufbau der Ausstellung von Kai Schiemenz im Kunstraum Seilerstraße, Frühjahr 2012 ©griffelkunst</p>
<p>Aufbau der Ausstellung von Kai Schiemenz im Kunstraum Seilerstraße, Frühjahr 2012 ©griffelkunst</p>

Aufbau der Ausstellung von Kai Schiemenz im Kunstraum Seilerstraße, Frühjahr 2012 ©griffelkunst

Jonathan Monk

E_607_Jonathan_Monk_I.jpg
E 607

E 607

Faltkarton, Pappe, UV-Direktdruck
30,0 × 29,0 × 29,0 cm

Papierqualität: Wellpappe
Druck: Merkur Druck, Norderstedt

EINE SKULPTUR VON EINER SKULPTUR

von Brigitte Bedei

Jonathan Monk adaptiert in seinen Werken seit Ende der 1980er Jahre immer wieder Ikonen zeitgenössischer Kunst, die er nicht ohne Witz konterkariert und »überarbeitet«. Er ist bekannt für seine konzeptuellen Arbeiten, in denen er oft auf Werke anderer Künstler und Künstlerinnen reagiert oder mit ihnen interagiert. Seine künstlerische Strategie der Aneignung changiert dabei zwischen Hommage und Persiflage. Monks Werke zeugen dabei meist von einem Nachdenken über kunstimmanente Themen wie Urheberschaft, Kunsttheorie und Kunstmarkt.

2009 entstand eine Serie von insgesamt fünf Edelstahl-Skulpturen, die auf den ikonischen Ballonhasen Rabbit von Jeff Koons referieren. Der US-amerikanische Künstler schuf 1986 seine Skulptur aus hochglanzpoliertem Edelstahl mit spiegelnder und reflektierender Oberfläche. Sie zeigt einen etwa einen Meter großen Hasen, der in seiner Form an ein aufblasbares Spielzeug in Tierform erinnert. Das verchromte Material ist jedoch im Gegensatz zu dem ursprünglich verwendeten flexiblen Kunststoff hart und beständig. In Rabbit kombinierte Koons Elemente der Popkultur und der Minimal Art. Die Skulptur gilt als Ikone der zeitgenössischen Kunst und wurde 2019 mit 91,1 Millionen US-Dollar zur teuersten jemals verkauften Arbeit eines lebenden Künstlers.

Es verwundert also nicht, dass sich Jonathan Monk in seinem Werk Deflated Sculpture I–V dieser Arbeit von Jeff Koons annimmt. Er schafft eine Reihe von Edelstahlskulpturen, die das Objekt von Koons im Zusammenbruch der ursprünglichen Form in fünf verschiedenen Stadien zeigen. Mit jeder Stufe sinkt die Deflated Sculpture (2009) leicht ab, lehnt sich an die Wand des Ausstellungsraums, klappt um und fällt schließlich formlos auf ihrem Sockel zusammen. So wie Koons alltägliche Objekte zur Ikone erhebt, entleert Monk diese buchstäblich, indem er ihnen im wahrsten Sinne des Wortes die Luft ablässt. Dieses ist dabei weniger als Akt der Zerstörung einer Ikone zu verstehen, als vielmehr ein Kommentar bzw. ein Nachdenken über Kunst. Für die griffelkunst lässt Jonathan Monk die zusammengebrochene Skulptur wieder auferstehen: Er druckt ein Bild der Deflated Sculpture III auf einen Pappkarton. Wird dieser zusammengefaltet, erhält die formlose Figur wieder Volumen und Präsenz und wird zur Skulptur. Diesmal jedoch nicht in glänzendem Edelstahl auf einem Sockel in einer Galerie oder einem Museum platziert, sondern für ein breites Publikum zugänglich auf Pappe gedruckt und einfach handhabbar. Hierdurch erscheint die Skulptur weniger elitär und folgt mit einem Augenzwinkern der Demokratisierung von Kunst, wie sie die griffelkunst seit fast 100 Jahren als Kunstverein verfolgt. Auf vielerlei Ebenen spielt der Künstler dabei mit der ursprünglichen Edelstahlskulptur von Jeff Koons. Monk nutzt häufig das, was bereits vorhanden ist, als Ausgangsmaterial für seine eigene Arbeit: »Aneignung ist etwas, das ich in meiner Kunst seit dem Beginn meines Kunststudiums 1987 verwendet oder damit gearbeitet habe. Zu dieser Zeit (und auch jetzt noch) erkannte ich, dass es fast unmöglich war, originell zu sein, also versuchte ich, das bereits Verfügbare als Ausgangsmaterial für meine eigene Arbeit zu nutzen.« Seine für die griffelkunst neu gefasste Figur erscheint wie eine spielerische Umkehrung all dessen, was man kunsthistorisch von einer Skulptur erwarten würde, und bricht so mit konventionellen Vorstellungen von Kunst.

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Mappe

B-Reihe / 376. Wahl
IV. Quartal 2019

Inkjet-Print
61,0 × 47,0 cm / 50,0 × 37,5 cm

Wagenfeld Sunsets I–VI
1. Wagenfeld Sunset I
2. Wagenfeld Sunset II
3. Wagenfeld Sunset III
4. Wagenfeld Sunset IV
5. Wagenfeld Sunset V
6. Wagenfeld Sunset VI

Papierqualität: 285 g/qm Hahnemühle Fine Art Pearl
Drucker: Michael Pfisterer, Hamburg
Mappe: 350 g/qm Colorplan Dark Grey
Hersteller: Reset St. Pauli, Hamburg

Leuchtende Bauhaus-Ikone

von Brigitte Bedei

Über Urheberschaft und Originalität denkt Jonathan Monk seit Ende der 1980er-Jahre nach und macht das Material anderer Künstler*innen zu seinem eigenen. So überarbeitet er wegweisende Strömungen der Kunst des 20. Jahrhunderts, adaptiert deren signifikante Ikonen und reflektiert Tendenzen zeitgenössischer Kunst.

Insbesondere die Konzept- und Minimal-Art der 1960er- und 70er-Jahre mit ihren Autonomie-Forderungen und den strengen, auf Objektivierbarkeit zielenden Regelwerken, bilden einen wesentlichen Bezugspunkt für Monks eigene Überlegungen. Als Konzeptkünstler einer jüngeren Generation holt der 1969 in Leicester geborene und in Berlin lebende Künstler deren Ideen in sein eigenes Werk und kommentiert sie auf vielschichtige Weise. Dabei geht es ihm nicht um eine Verunglimpfung der von ihm zitierten Künstler*-innen, sondern vielmehr um eine Belebung, indem er Selbstverständliches infrage stellt. Die künstlerische Strategie der Aneignung anderer Kunstwerke changiert dabei zwischen Hommage und Persiflage. Seine Werke zeugen meist von einem Nachdenken über kunstimmanente Themen wie Urheberschaft, Kunsttheorie und Kunstmarkt.

Häufig sind es auch schlicht ganz private Belange, die er mit viel Humor in den Kunstkontext manövriert. Wer ihm auf Instagram unter monkpictures folgt, kennt seine Restaurant Drawings, die er regelmäßig postet. Monk, der gern essen geht, versieht seine Restaurant-Rechnungen mit Zeichnungen, in denen er Werke berühmter Künstlerkollegen wie Marcel Duchamp, Dan Graham, Sol LeWitt, Donald Judd, Christopher Wools u.a zitiert. Verkauft werden die Belege, die sich zwischen 1,50 Euro für einen Espresso und 100 Euro für ein Menü bewegen, für den ursprünglichen Rechnungspreis zuzüglich Porto. Eine konzeptuelle Arbeit, in der humorvoll an die künstlerische Arbeit verschiedener Kunst-Ikonen erinnert wird, die in der Bildunterschrift neben dem Preis als Inspirationsquelle und Urheber genannt werden – ein gesetzter Kommentar zum Kunstmarkt.
Für die Arbeit an seiner Griffelkunst-Edition ist Jonathan Monk bis in das Gründungsjahr unserer Institution, 1925, zurückgegangen. Etwa zur gleichen Zeit entwarf der gebürtige Bremer Wilhelm Wagenfeld seine legendäre Leuchte in der Metallwerkstatt des Bauhauses in Weimar. Die sogenannte Wagenfeld-Lampe gilt bis heute als Ikone des Produktdesigns der Moderne und ihres Gestaltungsleitsatzes »form follows function«. Nicht nur Designfreaks schätzen das Objekt bis heute, insbesondere Bildungsbürger platzieren sie im Bücherregal oder auf der Kommode. Manchmal leuchtet sie uns aus einem Fenster entgegen. Monk photographierte die Design-Ikone im Format 1:1 und tauchte sie in ein grelles Orange, Lila, Blau, Grün, Türkis und Rot. Die Serie Wagenfeld Sunsets feiert 100 Jahre Bauhaus in leuchtenden Farben – und lässt die berühmte Bauhaus-Leuchte dabei in einem ganz anderen Licht erscheinen. Wer außer Jonathan Monk würde sich trauen, farbige Glühbirnen in diese als perfekt geltende Leuchte zu drehen und ihr so eine persönliche Färbung zu verleihen?

Jonathan Monk

geboren 1969 in Leicester, GB
lebt und arbeitet in Berlin

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