Griffelkunst-Vereinigung Hamburg e.V.

<p>Eine Radierung entsteht, Druckwerkstatt der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst</p>
<p>Eine Radierung entsteht, Druckwerkstatt der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst</p>
<p>Eine Radierung entsteht, Druckwerkstatt der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst</p>

Eine Radierung entsteht, Druckwerkstatt der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst

<p>Bogomir Ecker signiert in der Seilerstraße, Hamburg ©griffelkunst</p>
<p>Bogomir Ecker signiert in der Seilerstraße, Hamburg ©griffelkunst</p>
<p>Bogomir Ecker signiert in der Seilerstraße, Hamburg ©griffelkunst</p>

Bogomir Ecker signiert in der Seilerstraße, Hamburg ©griffelkunst

<p>Stefan Marx in der Werkstatt Felix Bauer, Köln ©griffelkunst</p>
<p>Stefan Marx in der Werkstatt Felix Bauer, Köln ©griffelkunst</p>
<p>Stefan Marx in der Werkstatt Felix Bauer, Köln ©griffelkunst</p>

Stefan Marx in der Werkstatt Felix Bauer, Köln ©griffelkunst

<p>Drucker Detlef Jäger beim Auftragen der Farbe auf eine Radierplatte ©griffelkunst</p>
<p>Drucker Detlef Jäger beim Auftragen der Farbe auf eine Radierplatte ©griffelkunst</p>
<p>Drucker Detlef Jäger beim Auftragen der Farbe auf eine Radierplatte ©griffelkunst</p>

Drucker Detlef Jäger beim Auftragen der Farbe auf eine Radierplatte ©griffelkunst

<p>Aufbau Installation Thorsten Brinkmann “Ernie & Se King”, Kunstraum Seilerstraße 2011 ©griffelkunst</p>
<p>Aufbau Installation Thorsten Brinkmann “Ernie & Se King”, Kunstraum Seilerstraße 2011 ©griffelkunst</p>
<p>Aufbau Installation Thorsten Brinkmann “Ernie & Se King”, Kunstraum Seilerstraße 2011 ©griffelkunst</p>

Aufbau Installation Thorsten Brinkmann “Ernie & Se King”, Kunstraum Seilerstraße 2011 ©griffelkunst

Hayahisa Tomiyasu

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391 C Mappe

C-Reihe / 391. Wahl
III. Quartal 2023

aus der Serie TTP
C-Print
40,0 × 30,5 cm / 37,5 × 28,4 cm

391 C1 TTP_111
391 C2 TTP_112
391 C3 TTP_113
391 C4 TTP_114
391 C5 TTP_115
391 C6 TTP_116

Papierqualität: Fujicolor Crystal Archive DP2 glossy
Druck: Foto Company Altona
Mappe: Reset St. Pauli Druckerei, Hamburg

Ein Fenster zum Hof

von Stephanie Bunk

Da sah ich einen Fuchs auf dem Sportplatz. Ruhig überquerte er den Sandkasten und die Laufbahn. Kurz vor der Tischtennisplatte hielt er an. Er hob den Kopf und blickte in Richtung der Platte. Dann lief er weiter und ließ den Platz hinter sich. Seitdem wartete ich oft am Fenster auf ihn, aber er ist nie wieder aufgetaucht. Allmählich fing ich an die Tischtennisplatte zu beobachten.

Gerade ist das Buch TTP des japanischen Photographen Hayahisa Tomiyasu in vierter Auflage erschienen. 2018 wurde es erstmals als Siegertitel des MACK First Book Award veröffentlicht und ist innerhalb kürzester Zeit zu einem Photobuch- Klassiker aufgestiegen, der vielfach verkauft und besprochen wurde. Die Bilder wurden seitdem international ausgestellt, u.a. von der Deutsche Börse Photography Foundation, die sie in ihre Sammlung aufgenommen hat. Auch in der Jury-Sitzung der griffelkunst bedurfte es nur weniger Worte, um sich für eine gemeinsame Edition zu entscheiden. Worin liegt der Reiz der Serie TTP?

Die Serie TTP – Abkürzung von Tischtennisplatte – hat Hayahisa Tomiyasu noch als Student der Photographie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst von seinem Fenster in einem Leipziger Hochhaus aus aufgenommen. Sie nimmt ihren Anfang im Jahr 2011. Eigentlich war Tomiyasu mit seinem Blick bzw. dem Teleobjektiv seiner Kamera einem Fuchs gefolgt, den er schon seit längerem beobachtete. Dabei geriet die Tischtennisplatte des Sportplatzes in sein Visier und löste den Fuchs, der sich nicht wieder zeigte, als Beobachtungsobjekt ab. Über die Dauer von fünf Jahren hinweg photographierte er diesen Ort zu verschiedenen Uhr- und Jahreszeiten und dokumentierte die unterschiedlichen Nutzungen der Platte – als ruhiges Plätzchen, Ablage, Versteck, Wickeltisch, Liege und vieles andere mehr. Unzählige Aufnahmen sind in dieser Zeit entstanden, auf denen alle möglichen Betätigungen zu finden sind – mit Ausnahme des Tischtennisspiels. Wie unter dem Mikroskop entwickelten sich Formen und Konstellationen menschlichen (Zusammen)Seins, die man in seinen Photographien studieren kann. Doch auch jenseits jeden wissenschaftlichen, soziologischen oder anthropologischen Interesses hat man beim Betrachten Spaß an dem Kommen und Gehen und versteht ohne große Worte und vielleicht sogar über kulturelle Unterschiede hinweg, dass eine Tischtennisplatte nur ein Tisch ist, ein Freiraum, ein Treffpunkt und damit ein Ausgangspunkt für alle möglichen menschlichen und tierischen Aktivitäten.

Dieser Vielfalt und Kreativität des Treibens begegnet Tomiyasu mit der Strenge seiner Aufnahmen. Die Einstellung der Kamera und der Ausschnitt des Bildes bleiben die gleichen und erinnern an die serielle Arbeitsweise der Dokumentarphotographie wie sie etwa Bernd und Hilla Becher geprägt haben. Verstärkt wird dieser Eindruck durch die geometrischen und symmetrischen Eigenschaften der Tischtennisplatte, des Sportplatzes und seiner Abgrenzung, sodass ein spannender Kontrast zwischen der formal strengen Bühne und den vielen verschiedenen Akteuren und Akteurinnen entsteht, die dort auftreten. Vielleicht lässt sich darin der subtile Humor eines Archivars wie Peter Piller wiedererkennen, dessen Meisterschüler Hayahisa Tomiyasu war, und der mit dem Zweifel am dokumentarischen Charakter der Photographie spielt.

Der Zufall spielt eine große Rolle in Tomiyasus Arbeitsprozess, angefangen bei dem Fuchs, der den Stein ins Rollen brachte. Da die Platte sehr weit von seinem Fenster im 8. Stock entfernt war, konnte er selbst oft erst im Nachhinein erkennen, was sich dort eigentlich abgespielt hat. Er hat demnach nicht nur abgedrückt, wenn sich ein »entscheidender Augenblick« ereignete, sondern auch, wenn nichts Besonderes passierte.

Die sechs Motive der Edition stammen aus der Vorauswahl für das Buch TTP und folgen zwei Auswahlkriterien: Zum einen entwickeln sie das klassische Motiv der vier Jahreszeiten, die Serie beginnt im tiefsten Winter und durchläuft dann den Zyklus eines Jahres. Ein zweites Motiv, das die Aufnahmen verbindet, ist weniger offensichtlich. Es ist das Thema Paare. Es lassen sich unterschiedliche Paarkonstellationen entdecken, manche erst auf den zweiten Blick – aber genau darauf sollte man sich beim Betrachten dieser Serie einlassen.

Hayahisa Tomiyasu

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1982 geboren in Chigasaki, Kanagawa, Japan, lebt und arbeitet in Chigasaki

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