Wandlung: David Tremlett
Wie übersetzt man Raum in eine Fläche? Diese Frage steht im Zentrum der neuen Edition des britischen Künstlers David Tremlett, der für seine farbintensiven Wandzeichnungen in Museen, Sakralbauten und öffentlichen Gebäuden weltweit bekannt ist. Tremlett, der ursprünglich aus der Bildhauerei kommt, arbeitet mit geometrischen Formen und architektonischen Strukturen und bringt diese aufs Papier.
Bei einem Atelierbesuch im englischen Bovingdon geben Skizzen, Pastellstudien und das Werk Add and Subtract Einblicke in Tremletts Denken zwischen Architektur, Mathematik und Farbe. Aus dieser Begegnung ist eine neue Serie von Zeichnungen entstanden, die eigens für die griffelkunst entwickelt wurden. Sie dienen als Grundlage für eine druckgraphische Umsetzung.
Gemeinsam mit dem Steindrucker Felix Bauer ist es gelungen, Tremletts Handschrift in die Technik der Lithographie zu übersetzen. Mit Umdruckpapieren und verschiedenen Kreiden reist auch Bauer in das Atelier des Künstlers nach England. Unter seiner Anleitung überträgt Tremlett seine Zeichnungen akribisch, Schicht für Schicht, auf das spezielle Papier. Dabei bleibt seine Handschrift erhalten: Wie immer arbeitet er direkt an der Wand, befestigt das Papier darauf und reibt die Kreide in die Oberfläche ein. Für feinere Nuancen verwischt er die Farbfelder mit Filz und erzeugt so sanfte Übergänge.
So entstehen vier präzise komponierte Lithographien mit ganz eigener Oberflächenstruktur – ein Spiel aus Addition und Subtraktion, Fläche und Raum.

David Tremlett

Felix Bauer