Luftsprung: neue Klassiker-Serie
100 Jahre griffelkunst Hamburg
Fragen: Dr. Katrin Bomhoff, ullstein bild collection
Ungekürzte Erstveröffentlichung am 15. Oktober 2025 auf der Website von ullstein bild
Frau Bunk, einhundert Jahre griffelkunst in Hamburg! HERZLICHEN Glückwunsch! Was verbindet sich für Sie mit diesem großen Jubiläum?
Vielen Dank für die Glückwünsche, liebe Frau Bomhoff! Ich bin wie alle hier im Team der griffelkunst ein bisschen stolz, dass wir das geschafft haben. Im Moment feiern viele Institutionen ihren 100. Geburtstag. 1925 muss ein tolles Jahr gewesen sein, in dem viele gute Ideen eine Form gefunden haben, die bis heute trägt. Die Idee der griffelkunst, den Zugang zur Kunst und den Aufbau einer eigenen Sammlung für viele zu ermöglichen, zählt dazu und begeistert bis heute. Wir feiern schon das ganze Jahr, aber im Herbst erreichen die Feierlichkeiten einen Höhepunkt.
Aus diesem Anlass erscheint im Herbst 2025 auch eine griffelkunst Jubiläumsedition, exklusiv mit Bildmotiven aus der photographischen Sammlung Ullstein in Berlin. Welche Grundgedanken bestimmen diese Edition Klassiker der Photographie?
Wir haben die sechs Motive unter dem Titel Aufbruch in eine neue Zeit zusammengefasst, denn eine Zeit des Neubeginns war das Jahrzehnt, in dem die griffelkunst gegründet wurde, in vielerlei Hinsicht. Am offensichtlichsten wird dies am Beispiel des technischen Fortschritts. Die von Walter Gircke in hoher Geschwindigkeit festgehaltenen Rennwagen wirken heute nostalgisch. Damals auf der gerade erst fertig gebauten AVUS in Berlin waren sie eine große Attraktion. Auf dem Photo eines Zeppelins über dem Hamburger Hafen ist nicht nur das Luftschiff beeindruckend, sondern auch, dass der Photograph Willi Ruge dafür selbst ein Flugzeug bestiegen hat. Doch auch im Bereich Kunst und Kultur war in den 1920er-Jahre Aufbruchstimmung. Das gilt besonders für Frauen, wie die Photographin Frieda G. Riess, die mit einem wunderschönen Selbstporträt in der Serie vertreten ist. Sie war eine der ersten selbstständigen Unternehmerinnen und in ihrem Atelier auf dem Kurfürstendamm trafen sich prominente Persönlichkeiten der Weimarer Republik. Besonders schön verkörpert das Lebensgefühl der Zeit eine Aufnahme, die aus dem Studio d’Ora-Benda in Wien stammt. Es zeigt einen Luftsprung von zwei bekannten Wiener Tänzerinnen, die gemeinsam eine Tanzschule eröffnet haben. Das Motiv haben wir auch für das Cover der Jubiläumsausgabe unseres Magazins ausgewählt, denn gerade heute braucht es wieder Hoffnung, um mutig in die nächsten 100 Jahre zu springen!
Zur Herstellung der Editionen arbeiten Sie zusammen mit recom ART in Berlin, eine sehr bewährte Liaison.
Die Bearbeitung der Originalphotographien ist Vertrauenssache. Ihr Charakter soll erhalten bleiben, gleichzeitig gibt es heute weder die gleiche Chemie noch das Papier, dafür hat man ganz andere technische Möglichkeiten. Bei recom ART werden die Originale eingescannt und digital bearbeitet, um anschließend auf Baryt-Photopapier ausbelichtet zu werden.
Vielen Dank, Frau Bunk, für dieses Gespräch!