griffelkunst

Wo Licht ist: Sabine Hornig

Sabine Hornig verwebt in ihren Arbeiten Skulptur, Architektur und Photographie. Geschichte und Gegenwart eines Ortes überlagert sie so, dass sie einander reflektieren. Manche ihrer Werke entstehen für öffentliche Räume bzw. Gebäude, wie die transparente Photoarbeit Café Schadow (2019–2026) in Berlin. Die von der Künstlerin gestaltete Glasfassade des neuen Bundestagsgebäudes in der Berliner Schadowstraße erstreckt sich auf eine Länge von 50 Metern. Café Schadow vereint verschiedene Bild- und Zeitebenen: Aufnahmen von offenen Glasbauten der Moderne in West und Ost überlagern sich collageartig mit Bildern aus dem Bildarchiv der Bundesregierung. Eine weitere Ebene fügt die Künstlerin hinzu, indem sie eigene Photos integriert. Sie zeigen abgerissene Gebäude der DDR-Moderne, welche Neubauten, wie denen in der Schadowstraße, weichen mussten. Architekturgeschichte verknüpft sie auf diese Weise mit der Geschichte der Demokratie.

Ein besonderes Augenmerk richtet Hornig auf die wenigen Frauenpersönlichkeiten, die seit der Nachkriegszeit Eingang in die Geschichte gefunden haben. Dazu zählt Petra Kelly. Sie ist in Café Schadow mit einem Photo vertreten, das sie 1983 bei einer Rede im deutschen Bundestag zeigt. Diesen Ausschnitt hat Hornig für ihre Griffelkunst-Edition ausgewählt. Darüber hat Hornig ein zweites Bild gelegt, das sie durch die Scheibe des Bundesverfassungsgerichts hindurch photographiert hat. Anders als in der Glasfassadenarbeit ist im Multiple das Gesicht Kellys ausgespart. Durch die Beschaffenheit des Glases wirkt das Multiple wie ein Spiegel, sodass beim Betrachten das eigene Gesicht die Leerstelle füllt. Durch die Überlagerung wirft die Künstlerin die Frage auf, wie engagiert man selbst um die Ideale kämpft, die einem wichtig sind.