griffelkunst

Augen auf: Ester Fleckner

Seit über einem Jahrzehnt widmet sich Ester Fleckner intensiv dem Holzschnitt, einer der ältesten Drucktechniken, die für Materialität, Widerstand und handwerkliche Präzision steht. Für Fleckner ist der physische Prozess des Schneidens nicht nur handwerkliche Notwendigkeit, sondern ein künstlerischer Dialog mit dem Material, bei dem jede Maserung, jede Unregelmäßigkeit zur Bildsprache gehört.
Fleckner nutzt die Widerständigkeit des Holzdrucks, um Fragen zu Geschlecht, Körper und Identität neu zu verhandeln. In ihrer aktuellen Edition mit fragmentierten Wimpern von Rothirschen und Elchen wird das Medium zur Plattform für queere und transpolitische Perspektiven. Sie erklärt: „Meistens werden uns heteronormative Erzählungen über die Natur präsentiert – obwohl das bei weitem nicht die einzigen Geschichten sind. In dieser Arbeit erforsche ich Abstraktion als politische Strategie und nutze Fragmente und poetische Bildsprache, um die oft festgefahrenen Vorstellungen und Blicke, die wir gewöhnlich auf die Natur richten, herauszufordern und zu öffnen.“
In einer queeren Auseinandersetzung mit Naturbildern entstehen Drucke, die nicht nur formal faszinieren, sondern auch etablierte Vorstellungen infrage stellen – mit Silber und Rosa als schimmernden Kontrapunkten zur traditionellen Tierikonographie. Der Holzdruck wird so bei Fleckner nicht nur zur Technik, sondern zum politischen Werkzeug und ist dabei in seiner Ästhetik zugleich roh, poetisch und voller Widerstandskraft.