griffelkunst

Alltag anders: Maximilian Kirmse

griffelkunst: Deine Edition zeigt mal poetische, mal roughe Großstadtszenen. Stilistisch erinnern sie, wie auch deine Malerei und deine Zeichnungen, an Strömungen der Moderne wie dem Pointillismus oder Impressionismus sowie Graffiti und Comic. Siehst du dich in einer Tradition und wenn ja, in welcher?

Maximilian Kirmse: Wenn wir über Traditionen sprechen, fällt mir zuerst Martin Wong ein, der so liebevoll Personen und Orte in seiner Nachbarschaft gemalt hat. Mein Lieblingsbild ist der Blick durch zwei Fenster in sein Zimmer: my secret world, 1984. Das hat mich wirklich berührt. Und wenn man dann mal genauer hinsieht, sind die New Yorker Brown Stones eigentlich gar nicht so weit weg. Ja, sie gibt es auch hier auf der Bülowstraße. Das Blatt Bülowblock ist eins von mehreren, das sich mit viel Respekt von Martin Wongs Werk inspirieren hat lassen.
Aber natürlich gibt es auch andere Künstler und Künstlerinnen die für mich wichtig sind: George Grosz, Max Beckmann, Otto Dix, William N. Copley, Werner Heldt und Alice Neel.

griffelkunst: Die Lithographie ist eine Technik mit einer sehr langen Tradition. Was interessiert dich daran?

Maximilian Kirmse: Ehrlich gesagt, wollte ich schon immer mal in der Tabor-Presse drucken. Jahre lang habe ich versucht, selbst zu guten Ergebnissen in dieser Technik zu kommen und irgendwann beschlossen, es beim Zeichnen zu belassen. Haha.
Aber ich hatte immer einen guten Draht zu den Lithodruckern. Schon vor dem Studium war ich lange Zeit Praktikant in der Druckwerkstatt im Künstlerhaus Bethanien, insbesondere in der Lithographie. Und später in Leipzig habe ich viel Zeit mit dem Lithodrucker verbracht.
Ich mag an der Technik, dass die Farbe so flach, trocken und sharp aufs Papier kommt. Und die Materialien, mit denen man zu tun hat: Stein, Schleifsand, Stahl, Holz, Leder, Balsamterpentinöl, wenig Plastik. Das ist einfach ein riesiger Aufwand und in Zeiten von viel schnelleren Vervielfältigungsmöglichkeiten eine herrlich entschleunigte druckgraphische Technik. Mit dem Wort Tradition habe ich meistens ein Problem, aber hier bekenne ich mich ganz klar dazu.
Übrigens habe ich mich über die Einladung für die griffelkunst eine Edition zu machen echt gefreut. Druckgraphik machen und dafür bezahlt werden – gibt es was Besseres?


Maximilian Kirmse bei der Arbeit an dem Motiv Bülowblock in der Tabor-Presse, Berlin