griffelkunst

Simon Denny

B-Reihe, 400. Wahl, IV. Quartal 2025

400 B1 Output 0351 A 41,2 × 56,5 cm / 38,0 × 49,0 cm
400 B1 Output 0351 A 41,2 × 56,5 cm / 38,0 × 49,0 cm
400 B2 Output 0351 B 41,2 × 56,5 cm / 38,5 × 54,5 cm
400 B2 Output 0351 B 41,2 × 56,5 cm / 38,5 × 54,5 cm
400 B3 Output 0351 C 41,2 × 56,5 cm / 37,4 × 53,0 cm
400 B3 Output 0351 C 41,2 × 56,5 cm / 37,4 × 53,0 cm
400 B4 Output 0351 D 41,2 × 56,5 cm / 38,0 × 53,5 cm
400 B4 Output 0351 D 41,2 × 56,5 cm / 38,0 × 53,5 cm
400 B5 Output 0351 E 41,2 × 56,5 cm
400 B5 Output 0351 E 41,2 × 56,5 cm
400 B6 Output 0351 F 41,2 × 56,5 cm / 37,4 × 53,5 cm
400 B6 Output 0351 F 41,2 × 56,5 cm / 37,4 × 53,5 cm

Zukunft von gestern

von Stephanie Bunk

Spätestens seit Trumps Amtsantritt ist die Macht, die von Tech-Giganten aus dem Silicon Valley ausgeht, ein großes Thema. Sie produzieren und kontrollieren viele der Technologien, die in Privathaushalten, Behörden und Unternehmen zum Einsatz kommen. Wie sie genau funktionieren und wem sie vielleicht nutzen, durchschaut man nicht. An dieser Stelle setzt die künstlerische Strategie des aus Neuseeland stammenden Künstlers Simon Denny an. Er beschäftigt sich mit den sozialen und politischen Auswirkungen der Technologiebranche und dem Aufstieg von Social Media, Startup-Kultur, Blockchain und Kryptowährungen. Diese nur digital oder virtuell als Plattformen existierenden Systeme verbindet er mit den Mechanismen der Kunstwelt. In Form von Fantasy- und Computer-Spielen, Installationen, Skulpturen und Videos entwirft er komplexe Szenarien, die zum Beispiel die Kryptowelt erfahrbarer machen. Denny kombiniert Kunst- und Technikgeschichte, wobei ihn vor allem Brüche interessieren, Momente, in denen etwas Neues entsteht, wie zum Beispiel in den 1950er-Jahren. Die Anfänge der Computerkunst fallen in diese Zeit, genauso wie die Entstehung der Pop-Art, in der Alltagsmedien wie der Comic zu Kunst erhoben werden. Oder der italienische Futurismus zu Beginn des 20. Jahrhunderts, der Technik, Geschwindigkeit und Fortschritt feiert, aber auch Krieg und Gewalt verherrlicht. Ein technischer Umbruch, den wir heute erleben, ist der Einzug künstlicher Intelligenz in allen Lebensbereichen, natürlich auch in der Kunst. Was der Einsatz von KI ermöglicht, was vorher nicht auch schon mit anderen Mitteln möglich war, erforscht Simon Denny – auch in der Edition für die griffelkunst.

Die Serie Output 0351 geht zurück auf eine Serie von Zeichnungen und Gemälden, an denen Denny seit 2024 arbeitet. Er führt darin die Geschichte technologiefreundlicher Kunstbewegungen verschiedener Epochen vom Futurismus bis zur frühen Avantgarde zusammen. Ihre Bildsprache untersucht er mit den Mitteln der Computerplotter-Ästhetik am Beispiel des Automobils. Das Auto ist in jeder Epoche ein Sinnbild für technischen Fortschritt: vor 100 Jahren, als die ersten schnellen Fahrzeuge gebaut wurden, zu Beginn ihrer industriellen Fertigung bis heute an der Schwelle zum autonomen Fahren. Die historischen Malstile kombiniert Denny mit dem computergenerierten Bild eines Autos, wie es heute in der Werbung verwendet wird. Um das Auto im Stil des Futurismus und der Avantgarde erscheinen zu lassen, trainiert der Künstler KI-Modelle anhand von Kunstwerken aus den jeweiligen Epochen. Mittels eines weiteren Programms druckt er die Motive auf verschiedenen Plottern aus. Diese rüstet er so um, dass sie mit verschiedenen Stiften zeichnen oder einen Pinsel in Farbe eintauchen und damit malen können. Der Eindruck einer malerischen Geste wird also technisch erzeugt. Für die Übersetzung der Motive in die Druckgraphik werden die Plotterausdrucke digital in einzelne Farben zerlegt und im Siebdruck oder im Hand-Offset (B1)auf das Papier gebracht. Durch diese eigentlich unvereinbare Gleichzeitigkeit von damals und heute, erscheint die Vergangenheit aus einer neuen, ungewohnten Perspektive und liefert uns vielleicht eine Sprache, um aktuelle Entwicklungen besser zu verstehen.

Simon Denny

1982 in Auckland, Neuseeland,
lebt und arbeitet in Hamburg und Berlin