griffelkunst

Tillmann Terbuyken

Einzelblätter E 616|E 617

E 616 ohne Titel 75,0 × 55,0 cm / 64,5 × 46,5 cm
E 616 ohne Titel 75,0 × 55,0 cm / 64,5 × 46,5 cm
E 617 Under Construction 75,0 × 55,0 cm / 63,5 × 44,5 cm
E 617 Under Construction 75,0 × 55,0 cm / 63,5 × 44,5 cm

Under construction

In den Arbeiten von Tillmann Terbuyken treffen Farben und Formen auf dynamische, unerwartete Weise aufeinander. Seine Werke wirken oft unvollendet – Linien bleiben unregelmäßig, Kreise sind nie perfekt. Mit einer Mischung aus rohen, kantigen Strukturen und spielerischer Leichtigkeit erschafft der Hamburger Künstler Werke, die einem kontinuierlichen Wandel unterliegen. Kein Bild, keine Skulptur ist endgültig abgeschlossen; sie sind Momentaufnahmen eines fortlaufenden Prozesses aus Übermalungen, Neukombinationen und Umbauten. »Meine Arbeit stellt immer nur einen Zustand dar«, sagt Terbuyken.

Über die Herausforderung, seine Malerei auf den Lithostein zu übertragen, hat Brigitte Bedei mit dem Künstler in einem Interview via E-Mail im Februar 2025 korrespondiert.

griffelkunst: Tillmann, du bist Maler und Bildhauer. Form und Farbe spielen in deiner Malerei und in deinen Skulpturen eine große Rolle. Wie gehst du vor, wie entwickelst du deine Motive?

Tillmann Terbuyken: Der erste Schritt ist oft intuitiv – in Verbindung mit einem bestimmten Anliegen. Ich lasse in meinen Bildern die einzelnen Bildelemente miteinander interagieren – die Motive ergeben sich aus ihrem Verhältnis zueinander. Oder eben auch nicht – teilweise steht ein begonnenes Gemälde monatelang im Atelier, bis sich irgendwann ein Impuls durchsetzt. Dies kann die Monotypie eines Farbkleckses auf dem Boden sein, diesem kann ich dann mit graphischen Elementen – angeschnittenen Kreisformen, diagonalen oder orthogonalen Pinselfahrten und Horizontlinien – begegnen. Bei meinen Skulpturen ist es nicht wirklich anders – nur sind durch die verwendeten Werkstoffe bestimmte Vorgaben gesetzt, sodass ich relativ eng an meinen Planungs-Skizzen bleibe.

griffelkunst: Im letzten Jahr hast du mehrere Wochen in der Druckwerkstatt der Saal-Presse im brandenburgischen Bergsdorf verbracht und dich mit der Lithographie beschäftigt. Wie war es, deine Malerei in dieser Technik umzusetzen, insbesondere deine Aktion, einen Baseball auf den Lithostein zu schlagen?

Tillmann Terbuyken: Zunächst war es für mich wichtig, mir die Möglichkeiten der Lithographie zu eigen zu machen und in meine Praxis einzubetten. Nachdem ich mich einigermaßen sicher fühlte, lag mir die Idee recht nahe – ich hatte im Studio schon häufiger mit dem Schlagen eines in Farbe getauchten Baseballs auf einen Bildträger den ersten Schritt zu einem neuen Bild gemacht. Die Übersetzung auf den Stein war deutlich komplizierter, hat mir aber nicht weniger Freude bereitet.

griffelkunst: Die Formen vermitteln eine große Leichtigkeit, insbesondere im Farbauftrag und in der Pinselführung. Alles scheint in Bewegung. Was war dabei besonders herausfordernd für dich in der Lithographie? Hier ist die Herangehensweise ja eine ganz andere als in deiner Malerei – weniger intuitiv und prozessual. Du musstest sehr viel analytischer vorgehen und deine dreifarbigen Motive auf drei verschiedene Lithosteine zerlegen.

Tillmann Terbuyken: Ich habe versucht, die Leichtigkeit direkt in die Lithographie zu übersetzen, allerdings ist dies nicht auf den ersten Wurf – bzw. Schlag – geglückt. Ich hatte einige »Probebilder« auf Leinwand gemacht und fühlte mich in den Motiven sehr sicher. Die Situation in der Druckwerkstatt, das Handling der Steine, die spiegelverkehrte Übertragung und das Zusammenfügen der drei Steine zu einem Bild – es war alles komplett anders als im Studio. In meiner Malerei ist die Präzision einer Geste ausschlaggebend für das Gelingen des Bildes. Nach einigen Versuchen ist es mir aber gelungen, diese auf den Stein zu übertragen. Ich freue mich sehr darüber, meine Malerei durch Lithographie über die Griffelkunst-Edition vervielfältigen und für mehr Menschen zugänglich und erschwinglich machen zu können.

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Tillmann Terbuyken

1978 geboren in München,
lebt und arbeitet in Hamburg