griffelkunst

Georges Adéagbo

P107 - P112

P107 ohne Titel Collage für ein Bild in der Ausstellung: Jean et Jeanne (les expressionistes avec les impressionistes, et l'histoire de Jeanne) Musée des Beaux Arts, Rouen, Frankreich, 2018 70,0 × 48,8 cm
P107 ohne Titel Collage für ein Bild in der Ausstellung: Jean et Jeanne (les expressionistes avec les impressionistes, et l'histoire de Jeanne) Musée des Beaux Arts, Rouen, Frankreich, 2018 70,0 × 48,8 cm
P108 ohne Titel Collage für ein Bild in der Ausstellung: La mort et la résurrection d'Aby Warburg Warburg-Haus, Hamburg, 2019 sowie L'oeuvre D’art D'Aby Warburg et Les OEuvres D'art Des Artistes Hamburger Kunsthalle, Deutschland, 2024 63,0 × 41,5 cm
P108 ohne Titel Collage für ein Bild in der Ausstellung: La mort et la résurrection d'Aby Warburg Warburg-Haus, Hamburg, 2019 sowie L'oeuvre D’art D'Aby Warburg et Les OEuvres D'art Des Artistes Hamburger Kunsthalle, Deutschland, 2024 63,0 × 41,5 cm
P109 ohne Titel Create to Free Yourselves: Abraham Lincoln and the History of Freeing Slaves in America Smithsonian National Museum of African Art, Washington DC, USA, 2023 63,0 × 40,0 cm
P109 ohne Titel Create to Free Yourselves: Abraham Lincoln and the History of Freeing Slaves in America Smithsonian National Museum of African Art, Washington DC, USA, 2023 63,0 × 40,0 cm
P110 ohne Titel Collage für ein Bild in der Ausstellung: »Knowing oneself, does one know who the other is …?« Africa in Jerusalem The Israel Museum, Jerusalem, Israel, 2016 38,5 × 27,0 cm
P110 ohne Titel Collage für ein Bild in der Ausstellung: »Knowing oneself, does one know who the other is …?« Africa in Jerusalem The Israel Museum, Jerusalem, Israel, 2016 38,5 × 27,0 cm
P111 ohne Titel Collage für ein Bild in der Ausstellung: »Knowing oneself, does one know who the other is …?« Africa in Jerusalem The Israel Museum, Jerusalem, Israel, 2016 70,0 × 50,0 cm
P111 ohne Titel Collage für ein Bild in der Ausstellung: »Knowing oneself, does one know who the other is …?« Africa in Jerusalem The Israel Museum, Jerusalem, Israel, 2016 70,0 × 50,0 cm
P112 ohne Titel Collage für ein Bild in den Ausstellungen: La révolution et les révolutions, Beitrag zur 11. Shanghai Biennale, China, 2016 und Machinations, Reina Sofia, Madrid, Spanien, 2023 70,0 × 50,0 cm
P112 ohne Titel Collage für ein Bild in den Ausstellungen: La révolution et les révolutions, Beitrag zur 11. Shanghai Biennale, China, 2016 und Machinations, Reina Sofia, Madrid, Spanien, 2023 70,0 × 50,0 cm
Projekt-Reihe Mappe
Projekt-Reihe Mappe

BACKSTAGE STUDIO ADÉAGBO -
GRIFFELKUNST VERÖFFENTLICHT GEHEIMDOKUMENTE

von Stefan Köhler

Georges Adéagbos Werke greifen die aktuelle Auseinandersetzung mit der Kolonialzeit aus Sicht eines afrikanischen Künstlers auf. Sie erforschen die imperialistischen Ansprüche westlicher Mächte auf dem Festland Afrikas und fragen nach den Spuren des Kolonialismus, die immer noch in europäischen Städten sichtbar sind. Wie aus der Perspektive eines Ethnologen untersucht Adéagbo die Bräuche eines jeden Ortes, an dem er ausstellt, und zeigt diese oft als grelle Klischees – ein Parallelismus zur oft falschen Darstellung seiner eigenen Kultur. Der aus der westafrikanischen Republik Benin stammende Künstler studierte zunächst Jura in Abidjan, dann BWL in Rouen, Frankreich, und entwickelte nach seiner Rückkehr in den 1970er Jahren seinen eigenen Assemblagestil fern europäischer Avantgarden. 1994 wurde er zu seiner ersten Ausstellung La route de l’art sur la route des esclaves bei Besançon in Frankreich eingeladen. Ab diesem Zeitpunkt setzt er seine internationalen, immer ortsspezifischen Installationen mit einem Team von Handwerkern in Benin um. 1999 nahm er auf Einladung von Harald Szeemann an der Biennale von Venedig teil und erhielt für seine Installation auf dem Campo Arsenale als erster Künstler aus Afrika eine Auszeichnung. 2002 präsentierte ihn Okwui Enwezor auf der documenta 11 in Kassel mit einer Installation, die später in die Sammlung des Museum Ludwig in Köln überging. Seitdem gehört Adéagbo zu den renommiertesten zeitgenössischen Künstlern Afrikas.

Sämtliche Werke Adéagbos entstehen ortsspezifisch: Während eines Recherchebesuches am Ausstellungsort sammelt er auf Spaziergängen Indizien für die Mentalität einer Gesellschaft, einer Stadt und Wendepunkte ihrer Entwicklung. Er beschreibt sein Vorgehen als »künstlerische Archäologie«. Mainstream-Popkultur wird neben kanonisierte Hochkultur gestellt und das Banale konfrontiert das Tiefgründige in seinen Werken. Die von ihm am Ausstellungsort gesammelten Photos, Bücher, Zeitungen und Bilder werden photokopiert und mit seinen Texten zu Collagen auf braunem Packpapier verwandelt. Diese erhält der Illustrator Benoît Adanhoumè in Cotonou, Benin, der die Motive malerisch umsetzt. Die Griffelkunst-Edition entstand nach genau diesen »Geheimdokumenten«, die zunächst nur Adéagbos konzeptionelle Vorarbeiten sind und von denen er danach einige als eigenständige Werke auswählt. Erst während des Aufbaus im Museum entstehen die raumgreifenden Kompositionen aus den nach den Collagen gemalten Bildern, auf Flohmärkten erworbenen oder auf den Straßen gefundenen Dingen, Masken und Skulpturen aus West-Afrika sowie seinen von Hand geschriebenen Texten. Vertraute Motive und exotische Elemente lassen das Publikum sowohl neue Perspektiven auf die eigene Kultur entwickeln, als auch ihre Klischeevorstellungen von anderen Kulturen hinterfragen.

Die vorgestellten sechs Arbeiten gehören zu einer Reihe von internationalen Ausstellungsprojekten Adéagbos aus den Jahren 2016–2024. Es sind Collagen, für die er ortspezifisches Bildmaterial mit Comicbildern, kunsthistorischen Abbildungen, Karikaturen oder Werbeanzeigen verbindet; darunter ein Magazin-Photo von Savador Dalí mit seiner Muse, ein Keramik-Relief des toskanischen Renaissancekünstlers Andrea della Robbia und eine Photographie, die den Bildhauer des Lincoln Monuments, Daniel Chester French, vor dem Gipsmodell des sitzenden amerikanischen Präsidenten zeigt. So platziert Adéagbo auch in seinen Collagen selbstverständlich Hoch- und Populärkultur und sogar Werbephotos nebeneinander und verbindet sie erzählerisch durch seine eingefügten Texte.

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Georges Adéagbo

1942 geboren in Contonou, Republik Benin, Westafrika, lebt und arbeitet in Hamburg und Contonou