David Schnell
Echoraum
von Stephanie Bunk
Mit Material zu arbeiten und Entdeckungen zu machen schätzt David Schnell an der Druckgraphik. Neben der Malerei ist sie ein wichtiges Medium für den in Leipzig lebenden Künstler. Siebdrucke produziert er in seiner eigenen Werkstatt. Die Platten für Aquatinta-Radierungen tuscht er in seinem Atelier. Auch mit Lithographie arbeitet Schnell, zuletzt in der Werkstatt von Thomas Franke, wo auch die Edition für die griffelkunst gedruckt wird.
Seine aktuellen graphischen Arbeiten entstehen als Nachklang der intensiven Beschäftigung mit Ludwig Mies van der Rohe. Anlass dafür war die Einladung zu einer Ausstellung im Mies van der Rohe Haus im Osten Berlins 2024. Für die Vorbereitung nimmt sich David Schnell fast ein Jahr Zeit. Er studiert Collagen, Zeichnungen, Architekturmodelle und besucht Gebäude des Architekten. Sein eigenes Interesse an Transparenz in der Architektur entdeckt er bei van der Rohe wieder. Dessen Gebäude zeichnen sich durch Klarheit und Lichtdurchlässigkeit, ungewohnte Raumerfahrungen sowie die Symbiose von Innen- und Außenraum aus. Schnell verfolgt ein ähnliches Interesse mit den Mitteln der Malerei. Die Grenze zwischen Interieur und (Stadt)-Landschaft ist in seinen Werken fluide. Er schafft bildnerisch Räume, in denen die Regeln der Architektur und der Perspektive, ja sogar der Schwerkraft aufgehoben zu sein scheinen. Formen verlieren ihre Statik und geraten in einen Zustand der Schwebe bis hin zur Auflösung und reinen Abstraktion.
Ein Gemälde, welches im Nachklang der Ausstellung Clear Velvet entstanden ist, bildet den Ausgangspunkt für Schnells Griffelkunst-Edition. Er wählt daraus einen Ausschnitt, den er im Halbtonraster von einer Platte in einem dunklen Blauton auf das Papier bringt. Auf diese Weise entsteht ein Bildgerüst mit malerischen Elementen, auf das er von vier Steinen architektonische Formen und Elemente druckt. Wie in seiner Malerei erzeugt er durch Schichten von lasierenden Farben den Eindruck von Transparenz. Verstärkt wird dieser Effekt durch zwei weitere Farbflächen im Siebdruck. Die durchscheinenden Töne überlagern und vermischen sich zu einem nuancenreichen Spiel von Farbflächen, die sich zu einem kaleidoskopartigen Echoraum zusammenfügen.

David Schnell
1971 geboren in Bergisch Gladbach,
lebt und arbeitet in Leipzig