Griffelkunst-Vereinigung Hamburg e.V.

<p>Ruth May beim Aufbau der Ausstellung im Kunstraum Seilerstraße, Herbst 2011 ©griffelkunst</p>
<p>Ruth May beim Aufbau der Ausstellung im Kunstraum Seilerstraße, Herbst 2011 ©griffelkunst</p>
<p>Ruth May beim Aufbau der Ausstellung im Kunstraum Seilerstraße, Herbst 2011 ©griffelkunst</p>

Ruth May beim Aufbau der Ausstellung im Kunstraum Seilerstraße, Herbst 2011 ©griffelkunst

<p>Ausstellung von Peter Kogler im Kunstraum Seilerstraße ©griffelkunst</p>
<p>Ausstellung von Peter Kogler im Kunstraum Seilerstraße ©griffelkunst</p>
<p>Ausstellung von Peter Kogler im Kunstraum Seilerstraße ©griffelkunst</p>

Ausstellung von Peter Kogler im Kunstraum Seilerstraße ©griffelkunst

<p>Stefan Marx in der Werkstatt Felix Bauer, Köln ©griffelkunst</p>
<p>Stefan Marx in der Werkstatt Felix Bauer, Köln ©griffelkunst</p>
<p>Stefan Marx in der Werkstatt Felix Bauer, Köln ©griffelkunst</p>

Stefan Marx in der Werkstatt Felix Bauer, Köln ©griffelkunst

<p>Drucker Detlef Jäger beim Auftragen der Farbe auf eine Radierplatte ©griffelkunst</p>
<p>Drucker Detlef Jäger beim Auftragen der Farbe auf eine Radierplatte ©griffelkunst</p>
<p>Drucker Detlef Jäger beim Auftragen der Farbe auf eine Radierplatte ©griffelkunst</p>

Drucker Detlef Jäger beim Auftragen der Farbe auf eine Radierplatte ©griffelkunst

<p>Jenny Holzer Edition entsteht ©griffelkunst</p>
<p>Jenny Holzer Edition entsteht ©griffelkunst</p>
<p>Jenny Holzer Edition entsteht ©griffelkunst</p>

Jenny Holzer Edition entsteht ©griffelkunst

Kay Rosen

Audioguide

C-Reihe / 371. Wahl
III. Quartal 2018

Siebdruck

Leaning Strongly L
1. Ledge
55,2 × 36,5 cm
2. Slyly Lying
45,7 × 35,4 cm
3. Kneel
26,0 × 33,3 cm
4. Parallel Letters
36,5 × 25,7 cm
5. L-Shaped Word
27,3 × 30,5 cm
6. I Wish I Knew My Neighbor Better (2-teilig)
jeweils 48,5 × 33,5 cm

Papierqualität: 300 g/qm Velin BFK Rives
Drucker: Gundolf Roy, Zülpich

Über das L

von Brigitte Bedei

Schon seit Beginn des 20. Jahrhunderts lassen Künstler*innen Buchstaben, Worte, Text und Sprache in ihre Werke einfließen und machen sie so zum Bestandteil ihrer Bilder. Die Dadaisten schufen Bildcollagen und experimentell gestaltete Zeitschriften. Kurt Schwitters etwa erstellte mit seiner als Merz bezeichneten Technik Collagen aus Zeitungsausschnitten und Reklame. Aber auch für viele andere Künstler*innen ist Schrift und Sprache bis in die Gegenwart hinein ein wichtiger Bestandteil ihrer Arbeit. Einige von ihnen haben wir in den letzten Jahrzehnten in der griffelkunst vorgestellt. Sie belegen eindrücklich, wie unterschiedlich der Umgang mit Schrift in der bildenden Kunst sein kann: Joseph Beuys, Carlfriedrich Claus, Marcel Broodthaers, Hanne Darboven, Jenny Holzer, Lawrence Weiner, Robert Barry, Matt Mullican, Luis Camnitzer, Martin Boyce, Christopher Wool, Franziska Opel, Stefan Marx u.a.

Seit mehr als 40 Jahren befasst sich die amerikanische Künstlerin und Linguistin Kay Rosen in ihren Werken mit dem Wort und der Sprache. In ihren Gemälden, Zeichnungen, Wandarbeiten, Collagen und Editionen zeigt sie verschiedene visuelle, grammatische und typographische Strategien, um Wörtern und kurzen Sätzen eine neue Bedeutung zu geben. Viele ihrer Arbeiten sind »Darstellungen« von Wörtern, in denen bestimmte Buchstaben in verschiedenen Farben oder Maßstäben nebeneinandergestellt werden, um verborgene Botschaften zu enthüllen oder um auf die Beziehung zwischen Sprache und Bedeutung zu verweisen. Dabei betont und kommentiert sie in ihren Arbeiten humorvoll und scharfsinnig gesellschaftlich relevante Fragen und zeigt die Möglichkeiten und Grenzen im Gebrauch von Sprache.

Für die griffelkunst hat die in Gary, Indiana, lebende Künstlerin sechs Arbeiten unter dem Titel Leaning Strongly L zusammengestellt. Alle sechs Graphiken kreisen auf vielschichtige Weise um den Buchstaben L. In ihren Wort-Bildern untersucht Kay Rosen verschiedene Strategien und Eigenschaften des Buchstabens. So etwa das anthropomorphe Aussehen seiner Großbuchstabenform in den Siebdrucken Kneel und Ledge oder die symbolische Bedeutung des Anfangsbuchstabens L. in I Wish I Knew My Neighbor Better. Das Diptychon erzählt von Ivory L. Brown, einer Frau, die in der Nachbarschaft von Kay Rosen lebt. Es war insbesondere der bemerkenswerte Name einer ihr persönlich nicht bekannten Frau, der die Aufmerksamkeit der Künstlerin erregt hatte und den sie für ihr Diptychon gleich zwei Mal in den selbst beschreibenden Farben Elfenbein und Braun gemalt hat. Rosen stellt sich vor, dass die mittlere Initiale L im Zusammenhang mit dem assoziationsreichen Vor- und Nachnamen stehen könnte, und malt den Buchstaben in Limettengrün und Lila. In ihrer bunten, multikulturellen Nachbarschaft ist Farbe jedoch mehr als eine Frage der Ästhetik.
In Parallel Letters werden die Buchstaben durch eine Umordnung zu Mustern und Elementen der Bildkomposition. In Slyly Lying schließlich ordnet sie die rot gerasterten Buchstaben der beiden Wörter in drei Zeilen so an, dass es mit lylyly zu einer humorvollen Wiederholung kommt.

Das L ist das verbindende Thema der Serie. Für Kay Rosen funktioniert das L als einzelner Buchstabe unbegrenzt und offen. Die Serie zeigt, wie entscheidend ein einzelner Buchstabe für die Bedeutung des Wortes oder des Satzes ist, so wie jedes einzelne Mitglied einer Gruppe Bedeutung hinzufügt. Durch Hervorhebung, Umordnung und farbige Gestaltung gelingt es Kay Rosen, die kleinen Einheiten der linguistischen Sequenz zu stören und Muster und Systeme so zu enthüllen, dass die erwartete Funktion übertroffen wird.

Kay Rosen, 1949 geboren in Corpus Christi, Texas, USA
Sie studierte zunächst in den 1960er-Jahren Linguistik und Sprache. In den frühen 1970er-Jahren begann sie als
Künstlerin zu arbeiten, da sie ihr Interesse an der Sprache visuell ausdrücken wollte. Das tut sie bis heute.
Ihre sprachbasierten Malereien, Zeichnungen, Editionen, Installationen und Videos werden international in Museen, Galerien und öffentlichen Räumen gezeigt.
Sie hat 24 Jahre lang am Art Institute of Chicago unterrichtet.
Kay Rosen lebt und arbeitet in Gary, Indiana, USA.

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