C-REIHE, 322. Wahl, II. Quartal 2006
Schwarz-weiß Lithographien von zwei Platten, 2006
4. ohne Titel (Handy-chat I) 61, 3 x 59,7 cm / 47,6 x 48,5 cm
5. ohne Titel (Redrum) 61, 3 x 59,7 cm / 47,6 x 45,9 cm
6. ohne Titel (Handy-chat II) 61, 3 x 59,7 cm / 47,6 x 48,2 cm
Papierqualität: Zerkall-Bütten 250 g/qm
Drucker: Saal-Presse, Bergsdorf
Das hohe Maß an erzählerischer Qualität bildet eine Verbindungslinie zwischen den Arbeiten von Sonja Alhäuser und den Tuschezeichnungen des Bildhauers Thomas Bernstein. Auch Bernstein beschäftigt sich mit der Gleichzeitigkeit und Wiederholung von Abläufen, vor allem zwischen Mann und Frau. Bereits in seiner 1991 für die griffelkunst entstandenen Farblithographie-Serie widmete er sich anhand von „Ausflugs-Motiven“ beiden Geschlechtern und ihrer Fähigkeit, sich gegenseitig in schwierigen Situationen beizustehen aber auch zu behindern.
Für die aktuelle Serie hat Thomas Bernstein ein Telefonat als Ausgangssituation gewählt. Die direkt auf den Stein getuschten Motive, in zwei differenten Schwarztönen gedruckt, wirken düsterer, aber auch malerischer als die vorangegangene Edition. Der Künstler tritt hier als allwissender Erzähler auf, der dem Betrachter durch traumhafte Sequenzen einen Einblick ins Innere seiner Figuren gewährt. Im Mittelpunkt stehen erlernte, geschlechtsspezifische Verhaltensweisen und Kommunikationsprozesse im zwischenmenschlichen Bereich.
Auf den drei Lithographien kann der Betrachter ein Gespräch zwischen einem Mann und einer Frau verfolgen, die sich über Himmel, Tod und Teufel unterhalten. Assoziativ verknüpft überlagern sich episodenhafte und traumverlorene Bilder, die tagebuchartig die Gedanken und Erlebnisse der beiden Protagonisten sichtbar machen und gleichzeitig dem Betrachter einen großen Interpretationsspielraum überlassen. Neben Geistern, Skeletten und anderen, schemenhaft bleibenden Fiktionen, sind dabei auch Gegenstände aus dem Alltag zu erkennen, wie etwa eine Einkaufstasche, die zwischen zwei auseinander strebenden Menschen eine Zerreißprobe erfährt. Stellenweise lässt Bernstein seine Figuren mit Objekten hantieren, die auch in seinem bildhauerischen Werk eine Rolle spielen und stellt auf diese Weise eine Verbindung zu seinen plastischen Arbeiten her.
Thomas Bernstein
1957 geboren in Mündersbach, Westerwald