griffelkunst

Ceal Floyer

E 627, 2025

E 627 First Edition 21,0 × 14,8 × 0,6 cm
E 627 First Edition 21,0 × 14,8 × 0,6 cm

Von Anfang bis Ende

von Stephanie Bunk

Ceal Floyer beschäftigt sich mit Gegenständen und Phänomen des täglichen Lebens, die uns so selbstverständlich erscheinen, dass sie sich unserer Wahrnehmung entziehen. Das Material, mit dem sie arbeitet, ist gewöhnlich im Sinne von gewohnt. Dazu gehören technische Geräte, Beschilderungen, Bürobedarf und – was wir vielleicht am häufigsten benutzen – die Sprache. Die Verwendung von Sprache spielt eine große Rolle in ihrem Werk. Floyer »besteht darauf, dass ein Wort bedeuten muss, was es aussagt, und es muss alles bedeuten, was es bedeuten kann« schreibt Mark Godfrey in Ceal Floyer. A Handbook, 2015.

Mit großer Leichtigkeit, trockenem Humor und einer Spur von Ironie führt uns die in Berlin lebende Künstlerin vor, wie leicht unser Selbstverständnis ins Wanken gerät. Das gilt für Erfahrungen im Alltag genauso, wie für die Wahrnehmung von Kunst. Indem sie Doppeldeutigkeiten und Metaphern mit Buchstäblichkeit begegnet, sorgt sie für produktive Missverständnisse. Ihr konzeptueller Ansatz ist der Ästhetik und Idee des Minimalismus verpflichtet, setzt jedoch auf eine Vielzahl von Zugängen. Dazu zählen Installationen, Sound und Film, Arbeiten auf Papier sowie Objekte und Readymades. Ein Beispiel für letztere ist ihre Serie Works on Paper (2009), bestehend aus Zetteln zum Testen von Stiften aus Büromärkten, welche die Künstlerin über Jahre gesammelt hat. Die Auswahl der intentionslos mit Gesten und Worten gefüllten Zettel wird bei Ceal Floyer zu einem performativen Akt der Aneignung. Als einen solchen kann man auch ihre Edition für die griffelkunst verstehen. Ihr Objekt greift das Aussehen unseres Mitgliedermagazins auf. Das Cover ist schwarz wie bei einem Notizbuch. Nur eine Banderole kündigt an, worum es sich handelt. Die Bezeichnung »First Edition« verweist bei einem Buch darauf, dass es sich um eine Erstausgabe handelt, die in der Regel besonders wertvoll ist. Nimmt man den Titel wörtlich, so ist es auch Floyers erste Edition für die griffelkunst, auf die weitere folgen mögen. Wie bei allen unseren Editionen handelt es sich um ein persönliches Mitgliederexemplar, das sich die Besitzerin oder der Besitzer selbst erschließen muss. Das Entfernen der Banderole ist der erste Teil einer Kunsterfahrung, die ihre Edition verspricht. Sie ist als eine Herausforderung zu verstehen, in Aktion mit der Kunst zu treten und etwas Einzigartiges zu erleben.

Ceal Floyer

1968 geboren in Karatschi, Pakistan,
lebt und arbeitet in Berlin