Griffelkunst-Vereinigung Hamburg e.V.

<p>Beim Aufbau der Ausstellung von Dasha Shishkin, Herbst 2012 ©griffelkunst</p>
<p>Beim Aufbau der Ausstellung von Dasha Shishkin, Herbst 2012 ©griffelkunst</p>
<p>Beim Aufbau der Ausstellung von Dasha Shishkin, Herbst 2012 ©griffelkunst</p>

Beim Aufbau der Ausstellung von Dasha Shishkin, Herbst 2012 ©griffelkunst

<p>Ausstellung von Peter Kogler im Kunstraum Seilerstraße ©griffelkunst</p>
<p>Ausstellung von Peter Kogler im Kunstraum Seilerstraße ©griffelkunst</p>
<p>Ausstellung von Peter Kogler im Kunstraum Seilerstraße ©griffelkunst</p>

Ausstellung von Peter Kogler im Kunstraum Seilerstraße ©griffelkunst

<p>Eine Radierung entsteht, Druckwerkstatt der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst</p>
<p>Eine Radierung entsteht, Druckwerkstatt der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst</p>
<p>Eine Radierung entsteht, Druckwerkstatt der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst</p>

Eine Radierung entsteht, Druckwerkstatt der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst

<p>Ruth May beim Aufbau der Ausstellung im Kunstraum Seilerstraße, Herbst 2011 ©griffelkunst</p>
<p>Ruth May beim Aufbau der Ausstellung im Kunstraum Seilerstraße, Herbst 2011 ©griffelkunst</p>
<p>Ruth May beim Aufbau der Ausstellung im Kunstraum Seilerstraße, Herbst 2011 ©griffelkunst</p>

Ruth May beim Aufbau der Ausstellung im Kunstraum Seilerstraße, Herbst 2011 ©griffelkunst

<p>Stefan Marx in der Werkstatt Felix Bauer, Köln ©griffelkunst</p>
<p>Stefan Marx in der Werkstatt Felix Bauer, Köln ©griffelkunst</p>
<p>Stefan Marx in der Werkstatt Felix Bauer, Köln ©griffelkunst</p>

Stefan Marx in der Werkstatt Felix Bauer, Köln ©griffelkunst

Tobias Zielony

Einzelblätter

E 565
E 566

Photographie im Inkjet-Print

E 565
Homi-1
58,0 × 40,0 cm / 54,0 × 36,0 cm

E 566
Homi-2
58,0 × 40,0 cm / 54,0 × 36,0 cm

Papierqualität: 315 g/qm Hahnemühle PhotoRag Baryta
Hersteller: Humme, Leipzig

So schön verstrahlt

von Stephanie Bunk

Sie zeigt mir ihre Welt und ich fühl mich wie neu geboren
Sie dirigiert das Licht, flüstert in mein Ohr
All die verschwommenen dunklen Bilder werden klar
Und alles was sie sagt wird wahr
Ich bin so schön verstrahlt

Marteria, aus: Verstrahlt, 2010


Nicht nur die Photographie-Begeisterten unter unseren Mitgliedern werden sich über zwei Einzelblätter von Tobias Zielony freuen. Wir haben den in Berlin lebenden Künstler bereits 2015 mit einer Wahlserie vorgestellt, also in dem Jahr, in dem er zusammen mit anderen Künstler*innen im Deutschen Pavillon auf der Biennale von Venedig ausstellte. Seitdem war er in zahlreichen internationalen Ausstellungen vertreten und hat viele weitere Länder bereist, wie die Ukraine, Lettland oder zuletzt Asien. Dort, genauer in Japan, sind auch die beiden Motive der Griffelkunst-Edition entstanden, zu einer Tageszeit, die laut Patti Smith den Liebenden gehört – bei Nacht. Sie verheißt Freiheit und Gefahr ebenso wie Ruhe und Intimität. Beides strahlt das von Zielony photographierte Liebespaar aus. Es steht auf einem Balkon oder auf einer Balustrade aus Beton und Stahl und schaut von oben herab auf die Lichter der Stadt oder das Treiben am Boden. Auf die Hand des Mädchens, die wie beiläufig mit der Abgrenzung spielt, ist eine Blumenranke tätowiert, ihre Jacke im Camouflage-Muster tarnt sie im Urban Jungle. Der Junge trägt seine Baseball Cap mit dem Label nach hinten und damit genau richtig. Die ganze Szene strahlt einen Glanz aus, der die eher triste Wirklichkeit einer Hochhaussiedlung, wo sich die Szene abspielen könnte, zu überstrahlen scheint.

Tobias Zielony ist seinem Sujet treu geblieben. Ihn interessieren Sub- und Jugendkulturen, die sich über Ländergrenzen hinweg durch universelle kulturelle Codes miteinander verständigen. Über Kleidung, Gestik, Musik und Praktiken wie dem »Abhängen« wird eine übergreifende Zusammengehörigkeit hergestellt, die in die Ästhetik der Photographien einfließt und diese miteinander verbindet. Auf diese Weise transportieren Zielonys Aufnahmen ein hohes Maß an Echtheit und Authentizität, noch verstärkt durch den ausschließlichen Einsatz von natürlichem Licht – auch bei Nacht. Davon lebt auch das zweite Motiv, das ebenfalls den Blick in den Nachthimmel wendet. Hier rückt das Neonlicht alles in ein unwirkliches Zwielicht, aus dem heraus verschiedene Oberflächen leuchtend reflektieren. Auch hier prallen Gegensätze aufeinander, alte und neue Fassaden, Provisorisches und Technisches, Licht und Schatten. Wie im Film wechselt Tobias Zielony in seinen photographischen Serien verschiedene Einstellungen von disparaten Momenten ab, die durch das Nebeneinander der Präsentation bzw. erst im Kopf des Betrachters zu einem Zeit-Raum-Kontinuum und damit zu einer Erzählung zusammengeführt werden. Das gilt auch für die beiden Einzelblätter, die miteinander in Dialog treten.

C-Reihe / 357. Wahl I. Quartal 2015

Photographien im Inkjet-Druck

aus der Serie: Jenny Jenny, 2013

1. Licht 47,0 x 32,0 cm
2. Haare 47,0 x 32,0 cm
3. Front 47,0 x 32,0 cm
4. Piercing 47,0 x 32,0 cm
5. Bett 32,0 x 47,0 cm
6. Himmel 47,0 x 32,0 cm

Papierqualität: 285 g/qm Tecco Glossy Ultra White
Hersteller: Humme, Leipzig
Mappe: 440 g/qm Lessebo rough
Hersteller: Reset, graphische Medien, Hamburg

Der Rand der Gesellschaft ist mittendrin

von Stephanie Bunk

Wie im Film wechselt Tobias Zielony in seinen photographischen Serien verschiedene Einstellungen von disparaten Momenten ab, die erst durch das Nebeneinander zu einem Zeit-Raum-Kontinuum und damit zu einer Erzählung zusammengeführt werden. Zielony sprengt den engen Rahmen der dokumentarischen Photographie, indem er sich der Ästhetik anderer Medien wie dem Musikvideo oder dem Film bedient, und eigene Filme in seine Arbeit integriert. Den Protagonisten seiner Bilder lässt er dabei viel Raum zur Selbstinszenierung vor der Kamera, sodass auch deren eigenes, oftmals medial geprägtes Selbstbild Teil der Photographien wird. Dabei entwickelt er bewusst keinen Blick von außen, sondern lässt sich auf die Gegebenheiten eines Ortes oder die Regeln einer Gruppe ein. Bisher handelte es sich bei diesen Gruppen meist um Jugendliche, deren soziale Situation sie zu Außenseitern macht. So unterschiedlich ihre jeweiligen Lebensumstände auch sein mögen, etwa in der Banlieue von Marseille oder Halle-Neustadt, in sterbenden Städten wie in Trona, Kalifornien oder als Flüchtlinge in Hamburg, sie sind miteinander verbunden durch einen universellen Code. Über Kleidung, Gestik, Musik und Praktiken wie dem »Abhängen« wird eine größere Zugehörigkeit hergestellt, die in die Ästhetik der Photographien einfließt und diese miteinander verbindet. Auf diese Weise transportieren Zielonys Aufnahmen ein hohes Maß an Echtheit und Authentizität, noch verstärkt durch den ausschließlichen Einsatz von natürlichem Licht.

Seinen Arbeiten geht eine gründliche Recherche voraus, die Zielony an Orte führt, die man als soziale und gesellschaftliche Konfliktzonen bezeichnen könnte. Für die Photographien aus der Serie Jenny Jenny, aus der die sechs Bilder der Edition stammen, ist der Künstler in Berlin geblieben. Mehr als zwei Jahre lang hat er an der Serie gearbeitet und dafür sechs junge Frauen photographiert – vielleicht Prostituierte, vielleicht Drogenabhängige, vielleicht beides, oder nichts davon. Die Photographien erklären nichts und versuchen es auch gar nicht. Vieles bleibt dem Betrachter überlassen, der ein Teil des Spiels wird, das sich zwischen den Blicken der Protagonistinnen und dem Blick des Photographen wie ein Akt der Verführung entwickelt. Oft ist ihr Blick aber auch nach innen oder durch den Spiegel auf sie selbst gerichtet. Auf anderen Bildern wiederum sind nur Fragmente der Körper zu sehen und der Blick des Betrachters wird auf Details gelenkt: auf eine Narbe, ein Brustwarzen-Piercing, einen Nacken. Der Blick in den diffus erleuchteten, von Neubaufassaden gesäumten Nachthimmel ist ein wiederkehrendes Motiv, das im Kontrast zu der Enge der kleinen, kulissenhaften Innenräume steht, in denen sich die meisten Szenen der Serie abspielen. Er vermittelt ein diffuses Gefühl von Großstadt und Verlorenheit, Orientierungslosigkeit und Ortlosigkeit und verbindet damit diese Aufnahmen aus der Mitte Berlins mit den anderen verlorenen Orten der Photographien von Tobias Zielony. Der Rand der Gesellschaft kann überall sein. Auch mittendrin.

357 C1
357 C2
357 C3
357 C4
357 C5
357 C6

Tobias Zielony

geboren 1973 in Wuppertal, lebt in Berlin

1997–1998 Kommunikationsdesign, Fachhochschule für Technik und Wirtschaft, Berlin
1998–2001 Documentary Photography, University of Wales, Newport
2001–2004 Hochschule für Graphik und Buchkunst, Leipzig
2004–2006 Meisterschüler von Prof. Timm Rautert

Ausstellungen
2020 Because the Night, Fotomuseum Winterthur, Schweitz
2017/18 Haus der Jugend, Von der Heydt-Kunsthalle, Wuppertal (E, K)
2015 Deutscher Pavillon, 56. Biennale von Venedig (K)
2014 Vele, Esker Foundation, Calgary (E, K)
Lichtwark revisited, Artists’ views of Hamburg, Hamburger Kunsthalle
2013 Jenny Jenny, Berlinische Galerie (E, K)
2011 Manitoba, Camera Austria, Graz (E, K)
2010 Story / No Story, Kunstverein Hamburg (K)

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