Griffelkunst-Vereinigung Hamburg e.V.

<p>Stefan Marx in der Werkstatt Felix Bauer, Köln ©griffelkunst</p>
<p>Stefan Marx in der Werkstatt Felix Bauer, Köln ©griffelkunst</p>
<p>Stefan Marx in der Werkstatt Felix Bauer, Köln ©griffelkunst</p>

Stefan Marx in der Werkstatt Felix Bauer, Köln ©griffelkunst

<p>Ruth May beim Aufbau der Ausstellung im Kunstraum Seilerstraße, Herbst 2011 ©griffelkunst</p>
<p>Ruth May beim Aufbau der Ausstellung im Kunstraum Seilerstraße, Herbst 2011 ©griffelkunst</p>
<p>Ruth May beim Aufbau der Ausstellung im Kunstraum Seilerstraße, Herbst 2011 ©griffelkunst</p>

Ruth May beim Aufbau der Ausstellung im Kunstraum Seilerstraße, Herbst 2011 ©griffelkunst

<p>Aufbau der Ausstellung “Thomas Kilpper – 150 Years of Printmaking”, 2014 ©griffelkunst</p>
<p>Aufbau der Ausstellung “Thomas Kilpper – 150 Years of Printmaking”, 2014 ©griffelkunst</p>
<p>Aufbau der Ausstellung “Thomas Kilpper – 150 Years of Printmaking”, 2014 ©griffelkunst</p>

Aufbau der Ausstellung “Thomas Kilpper – 150 Years of Printmaking”, 2014 ©griffelkunst

<p>Eröffnung der Ausstellung von Kai Schiemenz im Kunstraum Seilerstraße, Frühjahr 2012 ©griffelkunst</p>
<p>Eröffnung der Ausstellung von Kai Schiemenz im Kunstraum Seilerstraße, Frühjahr 2012 ©griffelkunst</p>
<p>Eröffnung der Ausstellung von Kai Schiemenz im Kunstraum Seilerstraße, Frühjahr 2012 ©griffelkunst</p>

Eröffnung der Ausstellung von Kai Schiemenz im Kunstraum Seilerstraße, Frühjahr 2012 ©griffelkunst

<p>Im Atelier von Anja Tchepets ©griffelkunst</p>
<p>Im Atelier von Anja Tchepets ©griffelkunst</p>
<p>Im Atelier von Anja Tchepets ©griffelkunst</p>

Im Atelier von Anja Tchepets ©griffelkunst

Linn Schröder

E-582-Linn-Schroeder.jpg
E 582
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E 583

Einzelblätter

E 582

Sleza, 2018
60,0 × 50,0 cm | 55,0 × 45,0 cm

E 583

Klein Köris, 2019
60,0 × 50,0 cm | 55,0 × 45,0 cm

Photographie im Inkjet-Print

Papierqualität: 300 g/qm Hahnemühle FineArt Baryta Satin
Hersteller: Foto Company Altona

Unter der Oberfläche

von Stephanie Bunk

Ich denke auch Familienbilder ist der Titel der Serie, aus der die beiden Einzelblätter stammen. Linn Schröder hat diese 2021 im Hamburger Haus der Photographie im Rahmen der Ausstellung Family Affairs – Familie in der aktuellen Fotografie gezeigt und parallel als Künstlerbuch bei Hartmann books veröffentlicht. Der Titel macht klar, womit sich die in Berlin lebende Photographin in den letzten Jahren beschäftigt hat. Ihr Thema ist die Familie, wobei sie die Darstellbarkeit und die photographischen Konventionen des Genres auf verschiedene Weisen reflektiert. Nicht erst seitdem Schröder 2012 selbst Mutter geworden ist, sondern auch schon vorher hat sie Familienangehörige, wie etwa ihre Schwester, über einen längeren Zeitraum mit der Kamera begleitet. Doch mit den eigenen Kindern stellen sich Fragen zum Kind sein und zur eigenen Kindheit noch einmal aus einer neuen Perspektive. Und auch das Photographieren bekommt eine andere Bedeutung, denn man bestimmt durch Familienbilder auch, was und wie erinnert wird. Neben Bildern ihrer Zwillingstöchter hat Linn Schröder Aufnahmen von anderen Konstellationen, vor allem von Müttern und ihren Kindern, aber auch von dem Jungen in der Nachbarswohnung in der Serie zusammengefasst. Meistens in schwarzweiß, manchmal auch in Farbe und in einem Zeitraum von etwa acht Jahren hat sie Momente eingefangen, die so gewesen sein könnten, durch ihre besondere Art der Photographie aber auch entrückt, zeitlos und surreal anmuten.

Eine ganz eigene Magie, die alle Werke Schröders verbindet und auch den Reiz der 2014 in der griffelkunst erschienenen Serie TO THE MOON ausgemacht hat, haftet auch diesen Bildern an. Sie hinterlassen einen tiefen Eindruck von den Freuden aber auch den Kümmernissen der Kindheit und damit dem Menschsein überhaupt. So zeugen die unter einer Tür hervorschauenden Kinderhände vielleicht von einem Versteckspiel oder einem Spaß. Sie haben aber auch etwas Unheimliches an sich. Das Bild ist auf einer Reise nach Polen entstanden, die auch dem Thema Erinnerung gewidmet war. Schröder reiste mit ihrer Familie auf den Spuren der Erinnerung ihrer Schwiegermutter, die im 2. Weltkrieg als Kind aus Schlesien fliehen musste und das Erlebte kurz vor ihrem Tod aufgeschrieben hatte. Beide Ebenen, die märchenhafte und die bedrohliche, bleiben in der Schwebe. Gleiches gilt für den Blick auf einen Goldfischteich. Durch die Spiegelung kann man gleichzeitig den Himmel und das Wasser sehen, wo sich rot glänzende und unscheinbarere Fische tummeln. Die Fische scheinen in den Wolken zu fliegen und gleichzeitig in den Tiefen des Sees zu verschwinden.
Diese surrealen Augenblicke, in denen verschiedene Wirklichkeiten nebeneinander existieren, versteht Linn Schröder mit der Kamera festzuhalten. Als Pendant zum magischen Realismus in der Literatur möchte man für sie den Stil des »dokumentarischen Surrealismus« erfinden. Denn sie nähert sich sozialen und gesellschaftlichen Themen auf kritische, symbolische und fantastische Weise, wie etwa auch der mexikanische Photograph Manuel Álvarez Bravo vor ihr. Unwillkürlich fällt einem bei dem Thema Familie Leo Tolstois berühmter Satz ein, wonach nur die glücklichen Familien einander ähnelten, unglücklich seien Familien jeweils auf besondere Weise.

Linn Schröders Familienbilder zeigen weder glückliche noch unglückliche Familien. Sie zeigen aber die ganze Ambivalenz und Vielschichtigkeit einer menschlichen Konstante, die alle miteinander teilen. Schließlich sucht man sich seine Familie nicht selbst aus.
Das ist vielleicht ein Klischee, doch Linn Schröders Photographien kommen ganz ohne Konventionen und Stereotype aus.

B-Reihe / 356. Wahl IV. Quartal 2014
C-Prints
48,5 x 40,0 cm / 44,3 x 35,8 cm

To the Moon, 2008
1. Ohne Titel
2. Ohne Titel
3. Ohne Titel
4. Ohne Titel
5. Ohne Titel
6. Ohne Titel

Papierqualität: Kodak Professional Endura Premier glossy
Hersteller: Fotocompany Altona, Hamburg

Im Widerschein des Mondes – oder nachts sind alle Katzen ...

von Stephanie Bunk

Als »Nachtstücke« könnte man Linn Schröders Photographien der Serie To the Moon bezeichnen, denn die Figuren entwickeln sich oft nur als Silhouetten aus der Dunkelheit heraus. Wie der Mond das Licht der Sonne reflektiert und allein dadurch sichtbar wird, so reflektieren die abgebildeten Gegenstände und Großstadtszenen das Licht des Mondes und anderer nächtlicher Lichtquellen. Straßenlaternen, Durchblicke und Spiegelungen tauchen die Szenen in ein geheimnisvolles Licht, heben einzelne Elemente hervor und lassen die Bilder aus sich heraus leuchten. Das erste Motiv der Serie zeigt die dunklen Silhouetten zweier Wolkenkratzer, hinter denen ein Stück des nächtlichen Himmels über New York vom Licht einer Feuerwerksrakete erhellt wird. Die Atmosphäre changiert zwischen Magie und Bedrohung, Traum und Katastrophe, Poesie und Science Fiction. Dieses Oszillieren zwischen Schönheit und Schrecken wird vor allem auf dem Bild der Serie, auf dem Menschen zu sehen sind, deutlich (B 4): eine Frau und ihr Kind hocken auf einer Bordsteinkante und schauen in den Himmel. Was sehen sie? Das Feuerwerk? Einen Himmelskörper? Vielleicht den Mond? Alles ist möglich, denn Linn Schröders Bilder lassen alle Möglichkeiten zu. Obwohl die Photographin dokumentarisch arbeitet und ihre Motive nicht inszeniert, erzeugt sie ein hohes Maß an Künstlichkeit. Sie enthebt das Abgebildete dem Bereich des Wirklichen – so, als würden die Szenen sich auf dem Mond abspielen und nicht nur von ihm auf der Erde beleuchtet werden.
Das unwirkliche, überirdische Licht verbindet die sechs Aufnahmen der Serie To the Moon miteinander, und doch steht jedes Blatt für sich allein. Jedes für sich markiert einen kleinen Schnitt in der Zeit, ein Anhalten eines alltäglichen Moments, in dem sich die Wirklichkeit zu einem Bild verdichtet. Dabei hält die Künstlerin ihre Bilder in einem Schwebezustand, der keine bestimmte Bedeutung festlegt und nichts benennt. Vor allem Blatt fünf der Serie gibt dem Betrachter Rätsel auf: Zeigt es den Blick aus einem Flugzeug auf eine schlafende Stadt oder ist es die Spiegelung des Nachtlichts in einer Pfütze, die das Mosaik aus verschiedenen Formen so geheimnisvoll funkeln lässt? Schröders Aufnahmen entziehen sich der sprachlichen Beschreibung und entführen den Betrachter in den Bereich des Unsagbaren und Magischen, das nicht anders auszudrücken ist als auf der Ebene des Bildes. Die Künstlerin zeigt auf diese Weise, dass in den Dingen des Alltagslebens mehr ist, als wir im Geschehen wahrnehmen können, ein Geheimnis, das es in ihren Photographien zu entdecken gilt.

356 B1
356 B2
356 B3
356 B4
356 B5
356 B6

Linn Schröder

1977 geboren in Hamburg

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