Griffelkunst-Vereinigung Hamburg e.V.

<p>Aufbau der Ausstellung von Kai Schiemenz im Kunstraum Seilerstraße, Frühjahr 2012 ©griffelkunst</p>
<p>Aufbau der Ausstellung von Kai Schiemenz im Kunstraum Seilerstraße, Frühjahr 2012 ©griffelkunst</p>
<p>Aufbau der Ausstellung von Kai Schiemenz im Kunstraum Seilerstraße, Frühjahr 2012 ©griffelkunst</p>

Aufbau der Ausstellung von Kai Schiemenz im Kunstraum Seilerstraße, Frühjahr 2012 ©griffelkunst

<p>Prof. Hanns Schimansky und Studierende bei der Betrachtung von Graphiken an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst</p>
<p>Prof. Hanns Schimansky und Studierende bei der Betrachtung von Graphiken an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst</p>
<p>Prof. Hanns Schimansky und Studierende bei der Betrachtung von Graphiken an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst</p>

Prof. Hanns Schimansky und Studierende bei der Betrachtung von Graphiken an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst

<p>Yvette Kießling bei der Arbeit an der Griffelkunst-Edition ©griffelkunst</p>
<p>Yvette Kießling bei der Arbeit an der Griffelkunst-Edition ©griffelkunst</p>
<p>Yvette Kießling bei der Arbeit an der Griffelkunst-Edition ©griffelkunst</p>

Yvette Kießling bei der Arbeit an der Griffelkunst-Edition ©griffelkunst

<p>Eine Radierung entsteht, Druckwerkstatt der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst</p>
<p>Eine Radierung entsteht, Druckwerkstatt der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst</p>
<p>Eine Radierung entsteht, Druckwerkstatt der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst</p>

Eine Radierung entsteht, Druckwerkstatt der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst

<p>Im Atelier von Anja Tchepets ©griffelkunst</p>
<p>Im Atelier von Anja Tchepets ©griffelkunst</p>
<p>Im Atelier von Anja Tchepets ©griffelkunst</p>

Im Atelier von Anja Tchepets ©griffelkunst

Beat Zoderer

E_612_Beat_Zoderer.jpg
E 612
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E 613

E 612
Subtraktiver Versatz

E 613
Mandranova Grid

Inkjet-Print
70,0 × 60,0 cm

Papierqualität: 300 g/qm Mediajet Museum Natural Velvet
Druck: Bucca Fine Art Printing and Framing,
Untersiggenthal, Schweiz

Konstruktivismus heute

von Dirk Dobke

Ist Beat Zoderer ein Konstruktivist? Zoderer kommt über die Architektur zur Kunst, ist gelernter Hochbauzeichner und arbeitet bis 1978 in verschiedenen Architekturbüros. Seine Herangehensweise an die Zeichnung ist also eine tektonische, im Wortsinn konstruktive. Ab 1978 wendet er sich ganz der freien Kunst zu und beginnt seine Auseinandersetzung mit den konstruktivistischen Tendenzen der Moderne. Daraus entwickelt sich schnell ein eigener Stil, und er gehört seit den 1990er Jahren zu den international wichtigsten Vertretern aus diesem Bereich. Seine meist farbigen Kompositionen erinnern an große Vorgänger wie Piet Mondrian oder Theo van Doesburg. Auch die sogenannten Zürcher Konkreten wie Richard Paul Lohse oder Camille Graser kommen einem in den Sinn, noch dazu, wenn man sich bewusst macht, dass Zoderer aus Zürich stammt und in der Gegend bis heute lebt und arbeitet. Die formale Nähe zu den vermeintlichen Vorbildern relativiert sich jedoch schnell. Zoderer ist in seinen Anfängen eher ein Anti-Konstruktivist, der sich mit den Kompositionen der Vorgänger intensiv befasst, aber die erklärte Aura ihrer Werke mit alltäglichen, einfachen Materialien, gefundenen oder aus dem Baumarkt stammenden, ironisiert. Billig Bill, 1984, ist beispielsweise eine frühe Persiflage auf den Zürcher Konkreten Max Bill, die Zoderer aus bemalten Abfällen gefertigt hat.

Bis heute sind seine Kompositionen weder technisch noch formal je so perfekt und glatt angelegt wie die der großen Vorgänger. Zoderer setzt bewusst auf Ungenauigkeiten in der Form und Unperfektion im Material (Wellpappe, Holzleisten, Wolle etc.). Er hinterfragt mit seiner Version des Konstruktivismus unsere Sehgewohnheiten genauso, wie er die erklärte konzeptionelle Starre der Vertreter der Moderne infrage stellt. Anders als diese, entwickelt er seine Werke eben nicht in mathematisch konstruierten Reihen oder streng seriellen Farbverläufen. Er sucht die Schönheit in der formalen Strenge, aber erlaubt sich dabei jede gestalterische Freiheit – und lässt eben auch »Fehler« oder Irritationen zu. Trotz seiner formalen Verwandtschaft zu den historischen Vorgängern, kennzeichnet seine Werke so immer auch eine gewisse Leichtigkeit. Seine Bilder sind rein geometrisch komponiert, aber im Ausdruck zumeist fröhlich. Aus der Reflexion über die Anfänge der Konstruktiven Kunst hat er so einen eigenen, undogmatischen Stil geschaffen, dessen Wurzeln noch klar zu erkennen sind, der aber leichter und lebendiger auftritt. Zoderer versteht seine Arbeit als aktuelle Fortführung des Konstruktivismus.

Nachdem wir Zoderer 2019 mit einer Serie von kristallartigen Kompositionen, den Polygonen, vorgestellt haben, zeigen wir in der aktuellen Wahl zwei Einzelblatt-Motive aus seiner neusten Werkserie. Das Blatt Subtraktiver Versatz basiert auf einer Struktur rechteckiger farbiger Formen. Zoderer verwendet halbtrans-parente Farben, wodurch sich beim Überlagern der Flächen zum Teil neue Mischtöne ergeben. Die farbigen Elemente sind optisch durch weiße Stege getrennt. So entsteht eine räumliche Bildstruktur aus verschiedenen Ebenen. Die kompositorische Gewichtung der einzelnen Elemente hat der Künstler harmonisch austariert, wobei der Linienversatz des weißen und des darüber gelegten grauen Rasters das Auge irritieren und dem Bild so eine besondere Lebendigkeit verleihen. Trotz der symmetrischen Harmonie und formalen Strenge, verlangt die Komposition nach dem aktiven Lesen durch den Betrachtenden. Auch Mandranova Grid zeigt eine für die Formensprache überraschende Lebendigkeit. Ebenfalls aus einander überlagernden Strukturen aufgebaut, verfügt es über eine abgestufte Bildtiefe, wirkt aber deutlich ruhiger und statischer.

C-Reihe / 373. Wahl, I. Quartal 2019

Inkjet-Print
35,0 × 28,0 cm / ca. 27,0 × 20,0 cm

1. Polygon I
2. Polygon II
3. Polygon III
4. Polygon IV
5. Polygon V
6. Polygon VI

Papierqualität: 300 g/qm Museo Portfolio Rag
Drucker: BUCCA I Foto I Grafik I Fine Art Print, Baden, Schweiz

Funkelnde Polygone

von Brigitte Bedei

Das schönste und größte Risiko ist der Aufprall einer Vertikale auf eine Horizontale.
Frantisek Kupka, 1914

»Ich finde das einfach großartig«, erklärt Zoderer, »wie etwas scheinbar Banales zu einem erstaunlichen Ereignis werden kann. Der rechte Winkel ist bei uns so selbstverständlich und normal. Das fand ich bei diesem Zitat so schlagend, dass man diese Banalität, dieses Denkmuster, diese Weltordnung, dass man dem ein unheimliches Erlebnis zuspricht.«

Dieses Erleben, das Poetische, das Wunderbare im Profanen zu entdecken, macht die Kunst von Beat Zoderer erfahrbar. Seine Arbeiten wirken auf den ersten Blick streng geometrisch, häufig werden seine Werke der Konkreten Kunst zugeschrieben, deren Ziel die geometrische Konstruktion und die Erforschung des reinen Zusammenspiels von Form und Farbe war.
Bei genauerer Betrachtung wird jedoch deutlich, dass das verwendete Material so gar nicht mit den Grundsätzen der Konkreten Kunst vereinbar ist. Zoderer findet seine Materialien in Baumärkten und im Schreibwarenhandel: Bauplatten, Metallbleche, Aktenordner, Gummibänder, Klebebänder, Schaumstoffstreifen und andere Alltagsmaterialien fügt der Künstler zu komplexen, farbigen Bildern, Skulpturen und Rauminstallationen, die oft wie ein ironischer Kommentar auf die von der Konkreten Kunst geforderte Materialgerechtigkeit und der Reinheit von Form und Farbe erscheinen. Genau das konterkariert Zoderer in seinen Arbeiten, indem er zu einem völlig freien Umgang mit Form, Farbe und Raum kommt. Der Künstler verfolgt mit seinen Werken zwar eine Systematik, aber er verfährt nicht in starren Rastern. Vielmehr entwickelt er seine Werke mittels Kombinationen, Schichtungen und Überlagerungen, deren vermeintliche Perfektion er durch verschiedene Eingriffe und Materialien bricht.

Dieser Idee folgt auch die 6-teilige Serie Polygone I–VI, die Zoderer für die griffelkunst entwickelt hat. Diese Arbeit bezieht sich auf geometrische Formen, die aus mehreren Winkeln und Seiten bestehen und die der Künstler im Inkjet-Druck ausgeführt hat. Sie existieren aber auch als Faltungen, Wandobjekte und Skulpturen in Form von polygonen Monolithen und hoch aufragenden Dodekaedern.

Die vielschichtige Kombination und Überlagerung dieser Polygone führt zu unregelmäßigen, körperhaften Formen, die durch ihre Vielfarbigkeit zu funkeln scheinen. In der für die griffelkunst entwickelten, zweidimensionalen Ausführung ergeben die Überlagerungen der Polygone mit einer Farbgestaltung von bis zu 24 Farben in einer Form einen irritierenden räumlichen Aspekt: unweigerlich ist man versucht, die Anzahl der Ecken und Kanten zu ermitteln, herauszufinden, wie viele Flächen der Körper enthält und wie viele Körpernetze generiert werden können. Die Arbeiten provozieren dabei mit einer nicht zu entschlüsselnden inneren Ordnung. Somit scheint es viel reizvoller, der Begeisterung des Künstlers zu folgen und über die Formen und Farbenvielfalt der geometrischen Figuren zu staunen!

373 C1
373 C2
373 C3
373 C4
373 C5
373 C6

Beat Zoderer

wurde 1955 in Zürich geboren.
Beat Zoderer lebt und arbeitet in Wettingen (Schweiz) und in Genua (Italien).

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