B-REIHE, 325. WAHL, I. QUARTAL 2007
Heliogravüren mit chine collée
50,0 x 65,0 cm / 43,0 x 30,0 cm
1. Roboter
2. Feuerwerk
3. Demo
4. Satelliten
5. Wasserfälle
6. Astronauten
Papierqualität: 246 g/qm Cristalla-Elfenbeinkarton
Drucker: Kunst- und Radierwerkstatt Willi Jesse, Inh. D. und M. Jäger, Berlin
Die in Argentinien aufgewachsene Künstlerin zählt zu den einflussreichen Malerinnen der jüngeren Generation in Deutschland. Bekannt geworden ist Corinne Wasmuht durch großformatige, detailreich und akribisch gemalte Bilder, an denen die Künstlerin zum Teil mehrere Monate arbeitet. Ihre Motive entwickeln sich randlos und ausschnitthaft aus zahlreichen Farblasuren, die sie direkt auf Holz aufträgt. Die Bildelemente organisieren sich entlang verborgener Strukturen, wobei die frühen Arbeiten vor allem durch sich wiederholende Muster geprägt sind. Seit den 90er Jahren entwickeln sich ihre Motive ausgehend von illusionistischen Räumen und Landschaften, die zum bühnenhaften Schauplatz ihrer Bilderwelten werden. Ihre kosmischen, traumhaften Gemälde scheinen in einem fortwährenden Bildwerdungsprozess begriffen zu sein, in dem sich Räume überlagern, verschlingen und so zur Projektionsfläche immer neuer Bilder werden. Wasmuhts Bilder halten die Waage zwischen Sehlust und Verweigerung, denn ihre Bilder beschreiben einen Traumzustand, in dem die Bilder zwar besonders intensiv erlebt werden, sich jedoch dem direkten Zugriff entziehen. Damit zeugen ihre vielschichtig aufgebauten Arbeiten auch von einer Sinnesüberreizung durch die Allgegenwart von Bildern, die sich wie eine Matrix über die Wahrnehmung des Betrachters legen.
Um sich den unerschöpflichen Fundus an Bildern zu Nutze zu machen, führt Corinne Wasmuht seit 1986 ein Bildarchiv, das sie als einen zentralen Ausgangspunkt ihrer Bilder bezeichnet. Ihre Sammlung speist sich aus Zeitungen und Magazinen, Fachbüchern und dem Internet. Die gefundenen Bilder ordnet sie nach motivischen oder inhaltlichen Zusammenhängen auf DIN A4-Papier an und fügt sie so zu thematischen Collagen zusammen. Im Laufe der Zeit werden die Kriterien der Ablage immer feiner und die Kategorien zunehmend differenzierter, so dass Collage-Sammlungen zu verschiedensten Bildern entstanden sind. So lassen sich die Titel der Arbeiten für die Griffelkunst-Edition auch als Sammelbegriffe verstehen, zu denen die Künstlerin Ordner angelegt hat.
Für die Griffelkunst-Edition hat Corinne Wasmuht die Ästhetik und die Struktur ihres Bildarchivs in die Druckgraphik übersetzt. Durch eingelegte farbige Papiere und verschiedene Druckfarben erzeugt sie die für ihre Collagen charakteristische Vielschichtigkeit. Die einzelnen Bilder der Sammlung sind durch malerische Elemente assoziativ verwoben: Auf Blatt 5 kreuzen grüne Kröten Wasserfälle. Die Satelliten auf Blatt 4 sind auf einer Zeichenstudie angeordnet, die von der Architektur der Satelliten abgeleitet zu sein scheint, während auf dem ersten Blatt der Serie Roboter das Hintergrundmuster für verschiedene Flugobjekte bilden. Bestimmte Themenschwerpunkte und wiederkehrende Elemente ihrer Gemälde lassen sich dabei erkennen. So hat die Künstlerin in ihrem Bild Astronauten (1999) bereits verschiedene Porträts von Raumfahrern verarbeitet. Die Kröten erkennt man in dem gleichnamigen Gemälde aus dem Jahr 1992 wieder. Corinne Wasmuht sagt über ihre Gemälde im Vergleich zu den Collagen, dass sie zwar einem ähnlichen Prinzip folgen würden, doch „auf dem Gemälde ist das ‚Handliche’ und Gemachte der Collage aufgehoben, weil die Malerei den ganzen Raum erfüllt. Es bleibt nichts von der Collage übrig, weil durch die Malerei alles zur Einheit verschmilzt. Die Collage wird unsichtbar.“ (Kunstbulletin, Nr. 4, 2003, S. 37) Indem die Künstlerin mit der Griffelkunst-Edition einen Einblick in ihr Bildarchiv gewährt, gibt sie auch einen Schlüssel zum Entstehungsprozess ihrer Gemälde. Es handelt sich bei den sechs Blättern daher weniger um Vor-Bilder für neue Gemälde als um Nach-Bilder, die Wasmuhts künstlerische Strategie sichtbar machen.
Corinne Wasmuth
1964 geboren in Dortmund