Griffelkunst-Vereinigung Hamburg e.V.

<p>Ausstellung von Peter Kogler im Kunstraum Seilerstraße ©griffelkunst</p>
<p>Ausstellung von Peter Kogler im Kunstraum Seilerstraße ©griffelkunst</p>
<p>Ausstellung von Peter Kogler im Kunstraum Seilerstraße ©griffelkunst</p>

Ausstellung von Peter Kogler im Kunstraum Seilerstraße ©griffelkunst

<p>Prof. Hanns Schimansky und Studierende bei der Betrachtung von Graphiken an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst</p>
<p>Prof. Hanns Schimansky und Studierende bei der Betrachtung von Graphiken an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst</p>
<p>Prof. Hanns Schimansky und Studierende bei der Betrachtung von Graphiken an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst</p>

Prof. Hanns Schimansky und Studierende bei der Betrachtung von Graphiken an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst

<p>Beim Aufbau der Ausstellung von Dasha Shishkin, Herbst 2012 ©griffelkunst</p>
<p>Beim Aufbau der Ausstellung von Dasha Shishkin, Herbst 2012 ©griffelkunst</p>
<p>Beim Aufbau der Ausstellung von Dasha Shishkin, Herbst 2012 ©griffelkunst</p>

Beim Aufbau der Ausstellung von Dasha Shishkin, Herbst 2012 ©griffelkunst

<p>Drucker Detlef Jäger beim Auftragen der Farbe auf eine Radierplatte ©griffelkunst</p>
<p>Drucker Detlef Jäger beim Auftragen der Farbe auf eine Radierplatte ©griffelkunst</p>
<p>Drucker Detlef Jäger beim Auftragen der Farbe auf eine Radierplatte ©griffelkunst</p>

Drucker Detlef Jäger beim Auftragen der Farbe auf eine Radierplatte ©griffelkunst

<p>Aufbau der Ausstellung “Thomas Kilpper – 150 Years of Printmaking”, 2014 ©griffelkunst</p>
<p>Aufbau der Ausstellung “Thomas Kilpper – 150 Years of Printmaking”, 2014 ©griffelkunst</p>
<p>Aufbau der Ausstellung “Thomas Kilpper – 150 Years of Printmaking”, 2014 ©griffelkunst</p>

Aufbau der Ausstellung “Thomas Kilpper – 150 Years of Printmaking”, 2014 ©griffelkunst

Daniel M Thurau

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A-Reihe / 375. Wahl
III. Quartal 2019

Lithographie

Parade
1. Dancing with myself
59,5 × 42,0 cm / 38,5 × 27,0 cm
2. When Ivan meets G.I. Joe
59,5 × 42,0 cm / 39,0 × 29,0 cm
3. A question of Time
59,5 × 42,0 cm / 43,0 × 32,0 cm
4. Paradise City
59,5 × 42,0 cm / 43,0 × 32,0 cm
5. Seventh Son of a seventh Son
59,5 × 42,0 cm / 38,0 × 26,5 cm
6. Mr. Sexpistols
59,5 × 42,0 cm / 40,5 × 32 cm

Papierqualität: 250 g/qm Alt Nürnberg Bütten
Drucker: Tabor Presse, Berlin

»Die Möglichkeit verführt zu werden, oder zu verführen…«

von Ina Jessen

Lithographisch zu arbeiten war keine Premiere für den in Berlin lebenden Daniel M Thurau, obwohl der Steindruck eine für den Zeichner und Maler eher ungewöhnliche Technik darstellt. Insbesondere die Spontanität in der Farbfindung, die in der Malerei selbstverständlich gegeben ist, will im Rahmen lithographischer Arbeitsprozesse wohl überlegt und konzipiert sein. Das Fehlen dieser Unmittelbarkeit beschreibt Thurau als schmalen künstlerischen Grat, da er auf eine bestimmte Spannung und einen spontanen Farb-Rhythmus hinauswill, der aber im graphischen Medium schwer planbar ist. Daniel M Thurau möchte »Wirklichkeit mit einem Lebensgefühl versehen und dann in Malerei übersetzen«.

Für die griffelkunst hat der Künstler sechs Lithographien gestaltet, in denen er drei biblische und drei profane Motive darstellt. Thurau erachtet die Bibel als »immer aktuelles Wohl- und Wehebuch«, in dem allgemeingültige Wahrheiten verhandelt werden, und daraus leitet er Bezüge zu gegenwärtigen Themen wie der Polarität von Individuum und Gesellschaft ab. Zugleich zeigt er ihre Präsenz und Aktualität als Spiegel menschlicher Wahrheiten sowie als moralisch-reflexiver Instanz auf. In drei seiner sechs Blätter thematisiert er »Bibelstars in schwierigen Momenten«. Damit meint er Personen, die weniger prominent in Andachtsbildern und Illustrationen biblischer Themen vorkommen und die zugleich »Gegenwartsdinge« beschreiben. König David stellt er dar, wie er im Moment des Zweifels innehält, nachdem sein Sohn Absalom ihm die Königswürde streitig gemacht hatte (2. Sam 19, 1–5). So sitzt der König mit verhülltem Antlitz im Tor, sein Leid und Zwiespalt beklagend. Thurau zeigt den Moment der Kontemplation, des Zweifels, der Trauer und der Liebe, denn weder will der König die Schmach hinnehmen, noch will er seinen Sohn töten. Der Geschichte um die Geburt Jesu (Luk. 2, 1–17) wohnt insofern ein Zweifelsmoment inne, als dass Josef nicht der biologische Vater des (un-)geborenen Kindes sein kann. Das Motiv schildert den Entscheidungsmoment, da Josef im Begriff ist, sich von Maria abzuwenden und zu gehen. Damit wird die abstrakte Geschichte in eine real nachvollziehbare Situation menschlicher Skepsis und Verletzbarkeit transferiert. Mit der Ausstaffierung Adam und Evas im Paradies (1. Mos., 3) als dritter christlicher Thematik greift Thurau die in der Kunstgeschichte tradierte Sündenfall-Ikonographie auf und katapultiert sie mit aktualitätsbezogenen Genussattributen in die Gegenwart.

Mit seinen tradierten Themen in neuem Gewand beschreibt er moralische Bruchstellen des menschlichen Lebens. Dies spiegeln zwei Liebende, die der Künstler ekstatisch in nächtlicher Szene tanzend vor einem Häuschen am Waldrand zeigt. Der beigefügte Text »I love you dermaßen« unterstreicht ihre Verbindung und Überschwänglichkeit. Halb entkleidet erkennen wir an seinem tätowierten Bein (»Rock’n’Roll«, »Love«), der Bierflasche und der Sonnenbrille, dass es sich um eine Gegenwartsdarstellung handelt. Das große über dem Hauseingang prangende Herz entschlüsselt den Ort im Wald als Freudenhaus am Stadtrand – verschlagen zwischen Zivilisation und Wildnis. Die Liebe kommt hier als kurzweiliges Moment von käuflichem Sex, Alkoholrausch und laszivem Miteinander daher. Verkörpern sie Hingabe und liebevolles Miteinander oder ist die rauschhafte Entkoppelung des Paares vielmehr Kontrollverlust und Abhängigkeit anheimgefallen?
Thurau gibt dies nicht preis. Die Lithographie-Serie transportiert sein Ansinnen, mit sich und anderen nicht zu stark ins Gericht zu gehen und die Entscheidung zwischen Moral, Hingabe und Kontrollverlust nicht zu streng, sondern mit ausreichend Menschlichkeit und etwas Humor zu versehen.

Daniel M Thurau

1974 geboren In Köthen/Anhalt
lebt und arbeitet in Berlin
1995–1998 Studium der Rechtswissenschaften in Halle, Erstes Staatsexamen
2008–2009 Masterstudium für Zeichnung, NUA, Norwich, UK
2010–2013 Masterstudium für Malerei, Hochschule für bildende Künste, Hamburg

Ausstellungen
2019 Und ich trank unverzüglich, Festschrift für Werner Büttner, Buchvorstellung, Feinkunst Krüger
2018 Give Peace Some Change, Galerie Weise, Chemnitz (E)
Twilight, Gallery Christoffer Egelung, Kopenhagen, Dänemark (E)

Publikation
Utopia Now, Textem Verlag, Hamburg
2016

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