Griffelkunst-Vereinigung Hamburg e.V.

<p>Bogomir Ecker signiert in der Seilerstraße, Hamburg ©griffelkunst</p>
<p>Bogomir Ecker signiert in der Seilerstraße, Hamburg ©griffelkunst</p>
<p>Bogomir Ecker signiert in der Seilerstraße, Hamburg ©griffelkunst</p>

Bogomir Ecker signiert in der Seilerstraße, Hamburg ©griffelkunst

<p>Yvette Kießling bei der Arbeit an der Griffelkunst-Edition ©griffelkunst</p>
<p>Yvette Kießling bei der Arbeit an der Griffelkunst-Edition ©griffelkunst</p>
<p>Yvette Kießling bei der Arbeit an der Griffelkunst-Edition ©griffelkunst</p>

Yvette Kießling bei der Arbeit an der Griffelkunst-Edition ©griffelkunst

<p>Jonathan Meese signiert in der Seilerstraße, Hamburg ©griffelkunst</p>
<p>Jonathan Meese signiert in der Seilerstraße, Hamburg ©griffelkunst</p>
<p>Jonathan Meese signiert in der Seilerstraße, Hamburg ©griffelkunst</p>

Jonathan Meese signiert in der Seilerstraße, Hamburg ©griffelkunst

<p>Beim Aufbau der Ausstellung von Dasha Shishkin, Herbst 2012 ©griffelkunst</p>
<p>Beim Aufbau der Ausstellung von Dasha Shishkin, Herbst 2012 ©griffelkunst</p>
<p>Beim Aufbau der Ausstellung von Dasha Shishkin, Herbst 2012 ©griffelkunst</p>

Beim Aufbau der Ausstellung von Dasha Shishkin, Herbst 2012 ©griffelkunst

<p>Aufbau Installation Thorsten Brinkmann “Ernie & Se King”, Kunstraum Seilerstraße 2011 ©griffelkunst</p>
<p>Aufbau Installation Thorsten Brinkmann “Ernie & Se King”, Kunstraum Seilerstraße 2011 ©griffelkunst</p>
<p>Aufbau Installation Thorsten Brinkmann “Ernie & Se King”, Kunstraum Seilerstraße 2011 ©griffelkunst</p>

Aufbau Installation Thorsten Brinkmann “Ernie & Se King”, Kunstraum Seilerstraße 2011 ©griffelkunst

Anja Tchepets

E 490
Ein Tag
Leporello mit Banderole 31,3 x 155,8 cm

E 491
Ein Jahr
Leporello mit Banderole 31,3 x 155,8 cm

Papierqualität: 300g/qm Alt Worms Zerkall Bütten
Drucker: Reinhard Scheuble, Witzwort

Eine Verbeugung vor Japan

von Stephanie Bunk

Der Frühling geht die Vögel schreien ihm nach, in den Augen der Fische sind Tränen.
Matsuo Bashoˉ

Anja Tchepets, eine der drei Preisträgerinnen unseres letzten Graphikpreises, hat 2011 mit ihrer Edition Omis und Homies eine visuelle Verbindung zwischen New Yorker Teenagern und russischen Großmütterchen geschaffen. Ihre beiden Einzelblätter eröffnen uns nun einen vollständig anderen Kulturkreis. Durch einen befreundeten Londoner Galeristen ist sie auf historische Bücher mit japanischen Holzdrucken gestoßen und bekam die Möglichkeit, an Hand zahlreicher Originale diese traditionelle Kunst zu studieren. Vor allem die Alben der beiden berühmten Künstler Hokusai und Hiroshige haben sie beeindruckt und ihre Arbeit beeinflusst. Die wesentlichen Elemente des japanischen Farbholzschnitts, wie klare Linienführung, stilisierte Formen, farbig gefüllte Flächen, sowie das Fehlen von Perspektive oder Schatteneffekten, finden sich auch in ihren jüngsten Arbeiten wieder. Das von Hand gedruckte Buch Das Wassermädchen (2012) nennt Anja Tchepets eine »Verbeugung vor Japan«. Es stellt einen ersten Versuch dar, mit Figuren und Landschaften, wie sie der Künstlerin bei den alten japanischen Meistern begegnet sind, ein eigenes, neues Kunstwerk zu schaffen. Anja Tchepets hat hierfür die Form des Kinderbuchs gewählt und collagenhaft Versatzstücke aus Märchen – japanischen genauso wie russischen – zu einer neuen Handlung zusammengesetzt. Das Herauslösen und Neuzusammensetzen entspricht dabei ihrem Umgang mit Bildern im Allgemeinen und findet sich auch in ihren druckgraphischen Arbeiten wieder, die wie Collagen Schicht um Schicht aus verschiedenen Elementen und Ebenen zusammengesetzt werden.
Sowohl als Buch als auch als Wandbild lassen sich Anja Tchepets Leporellos betrachten, die in enger Zusammenarbeit mit dem Drucker Reinhard Scheuble entstanden sind. Bis zu zehn Farben und noch mehr Druckgänge geben den aufwendig gefertigten Drucken ihre Form. Die Arbeiten wachsen während des Druckvorgangs in der Werkstatt weiter. Während bereits die Fonds gedruckt werden, entstehen in einem Prozess des Schneidens und Vervielfachens aus großen Platten und kleinen Stücken immer wieder neue Formen, Stempel und Klischees, die ihren Platz auf den großen Druckbögen finden. Jedes einzelne Blatt hat Unikatcharakter und folgt doch der strengen Choreographie, welche die Künstlerin und der Drucker gemeinsam entwickelt und festgelegt haben. Während Anja Tchepets sich in dem Blatt Ein Jahr dem klassischen und in Japan zentralen Motiv der vier Jahreszeiten zuwendet, hat das Blatt Ein Tag einen aktuellen Hintergrund. Tchepets hat darin ein Bild für die Naturkatastrophe in Fukushima entwickelt: Man sieht auf den vier Doppelseiten das Wasser als graue Fluten kommen, über den Papierbogen wie gleichsam über die Stadt laufen und im Abfließen alles mit sich reißen. So ist das Wasser als Naturgewalt ein Bindeglied zwischen beiden Bildern, ebenso wie der Kirschblütenzweig, der in beiden Leporellos den Anfang darstellt.

C-Reihe, 341. Wahl, I. Quartal 2011 Omis und Homies, 2011 Hochdrucke

1. ohne Titel 53,7 x 39,3 cm / 43,5 x 29,0 cm
2. ohne Titel 53,7 x 39,3 cm / 42,5 x 29,0 cm
3. ohne Titel 39,3 x 53,7 cm / 29,5 x 41,0 cm
4. ohne Titel 53,7 x 39,3 cm / 43,5 x 28,5 cm
5. ohne Titel 53,7 x 39,3 cm / 42,5 x 29,0 cm
6. ohne Titel 53,7 x 39,3 cm / 41,0 x 29,5 cm

Papierqualität: Hahnemühle-Bütten Alt Worms 230 g/qm
Drucker: Reinhard Scheuble, Witzwort

Mit einer aufwändig gedruckten Serie stellen wir Ihnen Anja Tchepets vor, die im letzten Jahr zusammen mit Birgit Brandis und Volker Hueller den Sechsten Graphikpreises der Griffelkunst-Mitglieder erhalten hat.
„Omis und Homies“ hat Anja Tchepets ihre Serien betitelt und beschreibt mit diesen beiden Typen auch zwei Städte: St. Peterburg und New York. In der ersten ist sie geboren, in der zweiten hat sie lange gelebt, so dass beide zu ihrer künstlerischen Heimat und zu einem zentralen Thema ihrer Arbeit geworden sind. „Homeboyz“ ist der Titel einer Serie von Porträts schwarzer Jugendlicher aus den sozialschwächeren Bezirken New Yorks, an der die Künstlerin seit 2007 arbeitet und die kontinuierlich weiter wächst. „Homie“ oder „Homeboy“ ist ein amerikanischer Slang-Ausdruck, der oft als Bezeichnung für Mitglieder einer Gang benutzt wird. „Homeboy“ bedeutet aber auch “from home”, von „Zuhause“, im Sinne von Freund oder Nachbar, ein Gefühl von Verwandtschaft, das Anja Tchepets mit dieser Serie verbindet. Mit „Omi“ beschreibt die Künstlerin die russischen Babuschkas, die ebenso das Stadtbild von St. Petersburg prägen wie die in New York abhängenden „Homeboyz“.
Was verbindet aber russische Großmütterchen mit New Yorker Teenagern? Für Anja Tchepets haben beide Gruppen einen ähnlichen Stil, der aus der Not heraus geboren gleichermaßen Ausdruck von Kreativität ist. Das Übereinanderziehen verschiedener Kleiderschichten sieht nicht nur cool aus, es hält auch warm, genauso auf den Straßen von St. Petersburg und New York. Selbst in der leicht gebückten Haltung sieht die Künstlerin Parallelen. Sie lässt die „Homies“ und „Omis“ wie Models auftreten, die ihre leuchtenden Klamotten zur Schau stellen.
Anja Tcheptes druckt ihre unikathaften Editionen in der Regel selbst. Auch ihre Edition für die griffelkunst ist in enger Zusammenarbeit mit dem Drucker Reinhard Scheuble entstanden. Gemeinsam haben die beiden Motive mit bis zu sieben Druckgängen entwickelt, wobei jedes einzelne bis ins Detail gemeinsam vorbereitet wurde. Über einen schwarz angelegten Fond wird in mehreren Lagen weiß gedruckt bis der Hintergrund zum lebendigen Grau der Großstadt-Kulisse wird und eine vibrierende Tiefe gewinnt, aus der die Figuren hervorzutreten scheinen. Von dem vielschichtigen, silbern anmutenden Grundton der Blätter heben sich in leuchtenden Grundfarben die Kleidungsstücke ab, welche die Künstlerin in Holz und Moosgummi ausgeschnitten und teilweise auf ausgesparte Weißflächen gesetzt hat. Die Muster, welche die Röcke und Kleider der russischen Frauen zieren, entstehen durch den Druck mit Klischees, genauso wie die schwarze und weiße Schrift, die im Hintergrund der Blätter verläuft. Bei den drei Porträts der russischen „Omis“ stammen sie aus russischen Zeitungen, für die „Homies“ wurden amerikanische Zeitungen als Vorlage verwendet – besser lässt sich das russisch- amerikanische Verhältnis nicht gestalten!
Stephanie Bunk

341 C1
341 C2
341 C3
341 C4
341 C5
341 C6
E 490
E 490 Umschlag
E 491
E 491 Umschlag

Anja Tchepets

1970 geboren in St. Petersburg, Russland

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