C-REIHE, 333. WAHL, I. QUARTAL 2009
Farblithographien, 2009
42,7 x 30,5 cm
1. ohne Titel
2. ohne Titel
3. ohne Titel
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5. ohne Titel
6. ohne Titel
Papierqualität: 210 g/qm Zerkall-Bütten
Drucker: Tabor Presse, Berlin
Wir danken unserem Jurymitglied Norbert Prangenberg für das folgende Interview, das er im Februar 2009 mit Barbara Spaett in München geführt hat.
NP: Als Künstlerin arbeitest Du sehr vielseitig: Du bist Bildhauerin, agierst, neben Ursula Ponn, als ein Teil des Performance-Duos „Steppendepp“, machst Musik und zeichnest. Wann hast Du angefangen zu zeichnen?
BS: Mit zehn, elf Jahren habe ich begonnen, die Dinge, die mich beschäftigt haben, bewusst zu zeichnen. Eine Zeichnung, die ich damals aus dem Playboy abgezeichnet habe und die mir immer noch wichtig ist, habe ich vor kurzem als Einladungskarte verwendet.
NP: Du hast auch eine Ausbildung als Holzbildhauerin in Berchtesgaden gemacht.
BS: Ja, neben dem Schnitzen habe ich dort im klassischen Sinne zeichnen gelernt: Aktzeichnen, Naturstudien, Porträts, Faltenwürfe – das ganze Programm. Für mich war das Zeichnen so wichtig, dass ich wirklich wie besessen gezeichnet habe. Meine Mitschüler nannten mich Frau Picasso ...
NP: Nach der „Schnitz“-Schule hast Du als Theaterplastikerin gearbeitet, Musik gemacht und bist viel gereist. Ab 1996 hast Du dann die Akademie der bildenden Künste in München besucht und arbeitest seit 2002 als freie Künstlerin. Welchen Stellenwert hat die Zeichnung heute für Dich?
BS: Sie ist Anfang und Ursprung. Ich produziere seit ewigen Zeiten Skizzenbücher, in denen ich meine Ideen festhalte und die so etwas wie mein Heiligtum sind. Mir war und ist der direkte, assoziative Ausdruck beim Zeichnen sehr wichtig. So wie in der Musik. Das Bauen von Skulpturen ist oft ein längerer Prozess. Das Zeichnen dagegen ist schnell, da kommen die Themen auf den Tisch, da kann ich seriell arbeiten und eine Zeichnung wächst aus der anderen heraus. Parallel zu den Skizzenbüchern sind in den letzten Jahren aber auch große Mengen an autonomen Zeichnungen und Sprühbildern entstanden.
NP: In Deinen Zeichnungen verwendest du Farbe äußerst sparsam. Für die griffelkunst hast du jetzt sechs Lithographien gemacht, auf denen die Farbe sehr präsent, aber auch sehr unkonventionell gesetzt ist.
BS: Die Zeichnungen sind fragil, zart und repräsentieren eine eigene Welt, oft in Anlehnung an die Beschaffenheit der Natur oder Landschaft. Die Farbe öffnet eine zweite Ebene. Sie ist nicht illustrierend gemeint, sondern funktioniert als Subtext. Sie gibt den zum Teil in Auflösung begriffenen Tuschezeichnungen Profil und Kraft, wobei die Sprühtechnik als Kontrast und Verstärker wirkt. Von weitem betrachtet erscheint das Blatt dadurch nahezu plastisch und strahlend.
Barbara Spaett
1962 geboren in München