A-REIHE, 313. WAHL, I. QUARTAL 2004
„Black Palms“, 2004
Farbradierungen
1. Pelican 53,5 x 38,0 cm / 19,7 x 15,0 cm
2. Haus der Bilder 53,5 x 38,0 cm / 19,7 x 14,0 cm
3. Figure by a River 53,5 x 38,0 cm / 19,7 x 15,0 cm
4. Black Palm 38,0 x 53,5 cm / 15,0 x 19,7 cm
5. Fisherman 53,5 x 38,0 cm / 19,7 x 15,0 cm
6. Boathouse 53,5 x 38,0 cm / 19,7 x 15,0 cm
Papierqualität: Zerkall-Bütten, 250g/qm
Drucker: Druckatelier Fritze Margull, Berlin
Peter Doig hat uns einen kurzen Text zu seinen Radierungen geschickt, für den wir ihm herzlich danken. Im Anschluss finden Sie eine deutsche Übersetzung.
This group of etchings came about whilst working with the printer Fritze Margull. He came down to Port of Spain, Trinidad where I have set up house and studio. We built a small make shift studio in the corner of a large warehouse space – we had a small table top press that we used to proof the plates with. The images for the etchings for the most part are relatively new ones for me although I have made some drawings, and water colours using similar imagery. I am in the process of using the images to make larger scale paintings now. I have found that making etchings prior to making paintings is a useful way to familiarize myself with the subject and imagery. The images themselves for the most part are not from Trinidad. I wanted to avoid direct references to here – it is such an imagistic ally and culturally rich country that I feel like I need time to absorb it – I don’t want to rush. Having said this I did choose images that could easily be from here… For the most part the images come from post cards of India that I bought about five years ago in a London junk shop. They were quite old and for the most part anonymous - no place names. They seemed exotic and at the same time sad and reminded me of aspects of Trinidad. The one image that does derive from here is BLACK PALM. This is based on a photo- graph that I took four years ago – the first time I had returned to Trinidad since living here as a child in the 1960’s. I used the same tree and lagoon in a painting called GRANDE RIVIERE. I visited the same place last weekend and the seemingly impossible angled twisted palm has now fallen into the lagoon. The figure in HAUS DER BILDER is from a small Daumier painting I saw in the Art Institute in Chicago. The figure dragging the dead pelican was dragging a fishing net in the Indian post card – I saw a man killing and dragging a pelican along a beach here; dinner. The figure with the beard who looks shaman or guru like was about the size of a match head in a post card amongst hundreds of others – although he was one of the most isolated of the figures he also seemed the most enigmatic.
Peter Doig, Port of Spain, March 2004
Die Radierungen sind in Zusammenarbeit mit dem Drucker Fritze Margull entstanden. Er kam dafür nach Port of Spain auf der Insel Trinidad, wo ich mich niedergelassen und ein Atelier eingerichtet habe. In der Ecke einer riesigen Lagerhalle haben wir eine behelfsmäßige Werkstatt aufgebaut – mit einer kleinen Tischpresse zum Andrucken der Platten. Die Motive auf den Radierungen sind größtenteils ziemlich neu, auch für mich, selbst wenn ich in der Vergangenheit schon einige Zeichnungen und Aquarelle mit ähnlichen Motiven gemacht habe. Jetzt habe ich begonnen, die selben Vorlagen auch für großformatige Bilder zu benutzen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Technik der Radierung ein geeigneter Weg ist, um mich mit Inhalt und Bildsprache für die Malerei vertraut zu machen. Die Motive selber kommen zum größten Teil nicht aus Trinidad. Ich wollte direkte Hinweise auf Land und Leute vermeiden. Die Insel ist ein kulturell so reiches und phantastisches Land, dass ich das Gefühl habe, Zeit zu brauchen, um das in mir aufzunehmen. Ich möchte nichts überstürzen. Nachdem ich mir das gesagt hatte, habe ich dann allerdings Bilder ausgewählt, die genauso gut von hier sein könnten… Größtenteils stammen sie von Postkarten aus Indien, die ich vor fünf Jahren in einem Londoner Trödelladen gekauft habe. Die Postkarten waren schon recht alt und größtenteils anonym: Es gibt keine Ortsangaben. Sie schienen exotisch und gleichzeitig traurig. Sie erinnerten mich an bestimmte Aspekte von Trinidad. Das einzige Motiv, das von hier ist, heißt BLACK PALM. Es geht zurück auf ein Photo, das ich vor vier Jahren aufgenommen habe – als ich das erste Mal nach Trinidad zurückgekehrt war, nachdem ich als Kind in den sechziger Jahren hier gelebt hatte. Ich habe denselben Baum und die Lagune auch in einem Gemälde benutzt, das GRANDE RIVIERE heißt. Letztes Wochenende habe ich die Stelle noch einmal besucht. Die unwahrscheinlich verdreht gewachsene Palme war inzwischen in die Lagune gestürzt. Die Figur in HAUS DER BILDER stammt von einem kleinen Gemälde Daumiers, das ich im Art Institute in Chicago gesehen habe. Der Mann, der den toten Pelikan hinter sich her schleift, zieht auf der indischen Postkarte ein Fischernetz hinter sich her – Ich habe hier jemanden gesehen, der einen Pelikan getötet und ihn anschließend am Strand hinter sich hergezogen hat; Abendessen. Die bärtige Person, die wie ein Schamane oder Guru aussieht, war in der Größe eines Streichholzkopfes auf einer der Postkarten unter hunderten von anderen Figuren abgebildet. Von allen Personen war sie die isolierteste und gleichzeitig schien sie mir die rätselhafteste zu sein.
geboren 1959 in Edinburgh, Schottland