Griffelkunst-Vereinigung Hamburg e.V.

<p>Bogomir Ecker signiert in der Seilerstraße, Hamburg ©griffelkunst</p>
<p>Bogomir Ecker signiert in der Seilerstraße, Hamburg ©griffelkunst</p>
<p>Bogomir Ecker signiert in der Seilerstraße, Hamburg ©griffelkunst</p>

Bogomir Ecker signiert in der Seilerstraße, Hamburg ©griffelkunst

<p>Drucke von Anja Tchepets entstehen ©griffelkunst</p>
<p>Drucke von Anja Tchepets entstehen ©griffelkunst</p>
<p>Drucke von Anja Tchepets entstehen ©griffelkunst</p>

Drucke von Anja Tchepets entstehen ©griffelkunst

<p>Beim Aufbau der Ausstellung von Dasha Shishkin, Herbst 2012 ©griffelkunst</p>
<p>Beim Aufbau der Ausstellung von Dasha Shishkin, Herbst 2012 ©griffelkunst</p>
<p>Beim Aufbau der Ausstellung von Dasha Shishkin, Herbst 2012 ©griffelkunst</p>

Beim Aufbau der Ausstellung von Dasha Shishkin, Herbst 2012 ©griffelkunst

<p>Im Atelier von Anja Tchepets ©griffelkunst</p>
<p>Im Atelier von Anja Tchepets ©griffelkunst</p>
<p>Im Atelier von Anja Tchepets ©griffelkunst</p>

Im Atelier von Anja Tchepets ©griffelkunst

<p>Jenny Holzer Edition entsteht ©griffelkunst</p>
<p>Jenny Holzer Edition entsteht ©griffelkunst</p>
<p>Jenny Holzer Edition entsteht ©griffelkunst</p>

Jenny Holzer Edition entsteht ©griffelkunst

Martin Noël

E 421 Lankwitz, 2006 (pink)
Farblithographie 59,5 x 42,0 cm / 42,2 x 29,6 cm

E 422 Pankow, 2006 (hellblau)
Farblithographie 59,5 x 42,0 cm / 42,2 x 29,6 cm

Papierqualität: Alt Nürnberg 270 g/qm
Drucker: Handpresse Pankow, Peter Dettmann, Berlin

Martin Noël hat bereits 1994 und 1996 Holzdrucke für die griffelkunst gefertigt, in denen auf monochromem Untergrund die Linie im Vordergrund steht. Auch in seinen Lithographien lenkt nichts von der Wirkung der Linien ab, die sich vor dem hellen Fond entwickeln, verzweigen und überkreuzen. Die schwarze Linie, die charakteristisch für seine Zeichnungen und die früheren Holzdrucke ist, wird in den aktuellen Arbeiten von einer leuchtenden, farbigen Linie überlagert und ergänzt. Beide kommen aus dem Nichts und die Blätter scheinen nur ein Ausschnitt aus dem Wechselspiel der beiden Lineamente zu sein. Uwe Schramm gibt in seinem Beitrag im Katalog zur Ausstellung Bilder und Zeichnungen im Kunstverein Münsterland Coesfeld einen Einblick in die genaue und sensible Wahrnehmung des Künstlers, aus der er seine Ideenwelt schöpft:

Noëls Aufmerksamkeit gilt den Rissen in Wänden, dem aufgeplatzten Straßenbelag, den feinen, mit bloßem Auge kaum sichtbaren Adern auf der Oberfläche eines Steins oder dem bizarren Muster einer zerborstenen Fensterscheibe. Mit dem neugierigen, zwischen Stadt und Land, Himmel und Erde umherschweifenden Blick eines Flaneurs befragt der Künstler die Bildwürdigkeit von Kinderkritzeleien auf einer Hauswand, von abblätternder Farbe auf einem Garagentor, dem linearen Schattenspiel eines Metallgitters auf einer in opulente Farben getauchten Wand oder grotesk-ornamentalen Formationen von Zweigen und Ästen. Immer wieder stößt Noël bei seinen optischen Streifzügen durch die ihn umgebende Wirklichkeit auf überraschende Erschütterungen der scheinbaren Erfahrungsgewissheit, die die Fundamente der menschlichen Weltsicht bilden.
Vage steigen verschüttete Erinnerungen auf, wenn man sich suchend an die Erkundung von Noëls graphischen Mikrowelten herantastet. Annähernd parallel geführte Strichfolgen wecken Assoziationen an einen sich durch eine imaginäre Landschaft schlängelnden Flussverlauf. Sich vielfach überkreuzende Lineamente stehen in assoziativer Nähe zu einem charakteristischen, oft gesehenen und sich rhizomartig ausbreitenden Wurzelwerk. Mal erscheint die Welt entrückt wie aus der Vogelperspektive gesehen, dann wiederum fühlt sich der Betrachter sehend eingewoben in mikroskopisch vergrößerte Strukturformationen. Das vom Künstler herbeigeführte Spiel zwischen Distanz und Nähe gerät letztlich zu einer unabschließbaren Erfahrung des permanent in Bewegung gehaltenen Blicks.
Noëls Zeichnungen zeugen von den dynamischen Bewegungen der Hand ebenso wie von einem plötzlichen Innehalten inmitten des Strichs. Auch der abrupte Abbruch der einmal begonnenen Linienführung zugunsten eines Richtungswechsels gehört zu einem Zeichenrepertoire, das den Raum des jeweiligen Blattes stets aufs Neue vorsichtig tastend sondiert. Durch das Eindringen des scheinbar selbständig wuchernden Lineamentes wird die makellose und zuvor ungestaltete Fläche zum aktionsgeladenen Raum, in dem sich quasi unter dem Blick des Betrachters eine endlos fortdauernde Interaktion zwischen den graphischen Spuren der Hand und der von ihnen ausgesparten Leere des Blattes ereignet.

Uwe Schramm

E 421
E 422

Martin Noël

1956 geboren in Berlin
2010 gestorben in Bonn

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