Griffelkunst-Vereinigung Hamburg e.V.

<p>Ausstellung von Peter Kogler im Kunstraum Seilerstraße ©griffelkunst</p>
<p>Ausstellung von Peter Kogler im Kunstraum Seilerstraße ©griffelkunst</p>
<p>Ausstellung von Peter Kogler im Kunstraum Seilerstraße ©griffelkunst</p>

Ausstellung von Peter Kogler im Kunstraum Seilerstraße ©griffelkunst

<p>Jenny Holzer Edition entsteht ©griffelkunst</p>
<p>Jenny Holzer Edition entsteht ©griffelkunst</p>
<p>Jenny Holzer Edition entsteht ©griffelkunst</p>

Jenny Holzer Edition entsteht ©griffelkunst

<p>Stefan Marx in der Werkstatt Felix Bauer, Köln ©griffelkunst</p>
<p>Stefan Marx in der Werkstatt Felix Bauer, Köln ©griffelkunst</p>
<p>Stefan Marx in der Werkstatt Felix Bauer, Köln ©griffelkunst</p>

Stefan Marx in der Werkstatt Felix Bauer, Köln ©griffelkunst

<p>Bogomir Ecker signiert in der Seilerstraße, Hamburg ©griffelkunst</p>
<p>Bogomir Ecker signiert in der Seilerstraße, Hamburg ©griffelkunst</p>
<p>Bogomir Ecker signiert in der Seilerstraße, Hamburg ©griffelkunst</p>

Bogomir Ecker signiert in der Seilerstraße, Hamburg ©griffelkunst

<p>Prof. Hanns Schimansky und Studierende bei der Betrachtung von Graphiken an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst</p>
<p>Prof. Hanns Schimansky und Studierende bei der Betrachtung von Graphiken an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst</p>
<p>Prof. Hanns Schimansky und Studierende bei der Betrachtung von Graphiken an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst</p>

Prof. Hanns Schimansky und Studierende bei der Betrachtung von Graphiken an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst

Monika Grzymala

E 487
Sorry, Albrecht, 2013

Prägedruck in handgeschöpftem Washi Papier
49,5 x 69 cm

Papierqualität: handgeschöpftes Washi Papier

Papierhersteller: Werkstatt für Papier,
Gangolf Ulbricht, Berlin

Prägedruck: Ulrich Weller, Berlin


Ein zeichnerischer Dialog
von Brigitte Bedei

Für die griffelkunst hat Monika Grzymala in den letzten Jahren zwei Editionen entwickelt, in denen die Auseinandersetzung mit Zeichnung und Linie im Vordergrund steht. Ihre aktuelle Edition ist von Albrecht Dürers Serie der Knoten inspiriert. Das Mandalaprinzip hat Dürer von Leonardo Da Vinci übernommen und in einer Reihe von sechs immer komplexer werdenden Variationen des Ornaments weiterentwickelt. Die eindrucksvoll mäandernden, vor über 500 Jahren entstandenen Holzschnitte von Dürer haben Monika Grzymala angeregt, einen Prägedruck in handgeschöpftem Washi Papier zu schaffen und sich zeichnerisch mit der komplexen Mandala-Struktur von Dürers Graphik Der fünfte Knoten auseinanderzusetzen. Faszinierend ist die raumbildende Kraft der endlosen Linie, die als Hauptmotiv des verschlungenen Ornaments kein Davor und kein Dahinter kennt. Dadurch oszillieren die Vorstellungen von Fläche und Raum, was auch in den Raumzeichnungen und Papierarbeiten der Künstlerin ein kontinuierliches Thema ist. In der neuen Edition Sorry, Albrecht sind zwei kreisförmige Prägedrucke mittig auf dem Blatt platziert. Links steht die Idealform des Ornaments nach Vorlage von Dürer, rechts das Anti-Ornament nach Grzymala, das im Scheitern die Befreiung der Linie manifestiert. Somit setzt die Künstlerin ihre eigene zeichnerische Logik gegen die Ornamentgraphik von Dürer und beschreibt ihre Arbeit:
»Zeichnet man eine Linie, dann gibt diese Zeichnung nur die Linie selbst wieder. In meiner zeichnerischen Arbeit beschäftige ich mich mit der Essenz der Zeichnung, das Vokabular basiert ausschließlich auf der Linie. In meinen raumbezogenen Arbeiten und Zeichnungen in handgeschöpftem Papier thematisiere ich die Emanzipation der Linie immer wieder neu. Die Zeichnung als Kraftfeld entsteht aus sich selbst heraus – in gewisser Weise ein Antiornament, das beide Pole Ordnung und Chaos in sich trägt. In Dürers Knoten schafft die Ornamentlinie Ordnung und Stringenz und wird von Knoten zu Knoten immer komplexer. Beim Anblick der komplexen Holzschnitte in einer Ornament Ausstellung war ich fasziniert und irritiert zugleich. Dürer folgt dem Pfad des Ornaments mit einer großen Entschiedenheit und schafft damit ein vollkommen symmetrisches, logisches Kraftfeld. Die Linie in meiner Zeichnung verfolgt ein anderes Ziel, nämlich von sich selbst zu erzählen, sie lebt und vergeht im eigenen Kosmos.«

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E 487

E 465 Linea, 2010

Laserstanzung nach Handzeichnung
Multifunktionales Papierobjekt

Schachtel 22 x 22 cm 
Maße: varibel
Papierqualität: 320 g/qm Black Magic Karton
Laserstanzung: Kremo Papierfeinstanzungen Mosbach

Permacell Klebeband matt schwarz
Schachtel: Norddeutsche Pappscheibenfabrik

Vor drei Jahren habe ich meine Druckedition mit dem Titel „Next“ für die griffelkunst entwickelt. Die sechsteilige Sequenz von Lithographien und Linolschnittprägungen verwies im Fluss der bildgebenden Linie auf das nächste Blatt. Der rückseitig mit Hand aufgebrachte Stempel wiederum auf die Multiplikation der Zeichnung im Druckprozess, darüber hinaus durch verso angebrachte Nummerierung in der Reihenfolge von 1/1 bis 6/6, auf den nächsten Erwerber des nächsten Blattes. Im Gedankenspiel bei der Konzeption dieser Graphikserie offenbarte der knappe Titel gleichzeitig auch alle weiteren Aspekte der Beziehung zwischen Kunstproduzenten und Kunsterwerber. Mit der besonderen Aufgabenstellung, meine allererste Edition für eine komplex strukturierte Vereinigung wie die griffelkunst zu entwickeln, konnte ich als Künstlerin neben der handwerklichen Arbeit an Zeichnung, Verpackung, Signatur, auch auf der Metaebene die Zusammenhänge des Flechtwerks einer Vereinigung von Druckgraphiksammlern offenlegen. Nach der Herausgabe der zahlreich bestellten Exemplare von „Next“ kamen relativ bald Fragen von Käufern der Serie, wie die recht großformatige Druckedition am besten zu rahmen und in einem Wohnraum zu präsentieren wäre. – Stets war meine Antwort die gleiche, dass ich eine offene, ungerahmte Hängung, die obere Kante an die Wand genagelt, die untere Kante luftig flatternd, empfehlen würde. So bewegen sich die sechs Blätter beim Vorbeigehen sachte in der Luft und scheinen mit ihrem Betrach- ter für einen Moment zu kommunizieren.
Das Multiple „Linea“ geht noch ein paar Schritte weiter in der Frage, wie man ein Kunstobjekt als Besitzer nicht nur betrachten, sondern auch handhaben kann. Vielmehr bleibt Ihnen überlassen, ob Sie das Kunstwerk in Zukunft in der Verpackung belassen und sich daran erfreuen, meine „Linea“ in Ihrer Sammlung zu haben, oder ob Sie die Linie herausnehmen möchten und selbst anfangen, die Nutzungs- möglichkeiten dieses Kunstwerks zu erforschen. Mein Gedanke bei der Entwicklung dieser zweibeziehungsweise dreidimensionalen Tuschezeichnung oder Kalligraphie ist, eher spielerisch mit Format und Dimensionalität umzugehen. Die Vorgaben sind daher auf das Nötigste reduziert, und es liegt eine Gebrauchsanregung anstatt -anweisung bei.

Man öffnet die Schachtel und sieht zunächst neben dem Titel „Linea“ ein kompaktes, schwarzes Bündel aus Linien. Beim Herausziehen der Linie aus der Verpackung entfaltet sich „Linea“ zur Skulptur mit variablen Maßen. Diese Skulptur könnte nun, ineinandergesteckt, zu einem festeren Körper geformt werden, horizontal in die Raumecke gehängt einen Schatten der Zeichnung an die Wand werfen, oder, vertikal hängend, sich im Luftzug wie eine kinetische Skulptur drehen und bewegen. Die Möglichkeiten sind genauso vielfältig wie Ihre Ideen. Alles was benötigt wird, ist neben Ihrer Experimentierfreude etwas Klebeband oder Faden und Nägel.
Je öfter das Papierobjekt gefaltet, ineinandergesteckt, auf- und abgehängt und neu geformt wird, desto mehr werden Spuren an der Linie sichtbar. Die Nutzung der Zeichnung/Skulptur verändert das Material und verwebt sich mit der Zeit mit Ihrer und meiner multifunktionalen „Linea“. Die Symbiose von Handhabung und Objekt, der Zyklus von Entstehen und Vergehen wird sichtbar.
Das Papierobjekt „Linea“, aus 12 Elementen bestehend, wurde nach meinem hand- gefertigten Prototyp der geschnittenen Tuschezeichnung per Laser 1.200-fach gestanzt. Nach Fertigstellung der Feinstanzung wurden alle Bausteine in meinem Berliner Atelier individuell mit schwarzem Permacell-Klebeband von meinem Assistenten Adam Clarke und mir persönlich zusammengefügt. Die zweidimensionale Linie wurde gefalzt und in Handarbeit einzeln in Schachteln mit Stempel und Gebrauchsanregung verpackt. Flach und auseinandergefaltet hat das Papierobjekt meine Körperlänge von 173 Zentimetern. Das ebenfalls mattschwarze Band, das die Verpackung umwickelt, hat die gleiche Länge.

Da die ursprüngliche Handzeichnung eine Signatur per se ist, befindet sich meine Künstlersignatur nicht auf dem gestanzten Multiple direkt, sondern bewusst am Boden der Schachtel, in der bebilderten Gebrauchsanregung – sie wird erst sichtbar, wenn Sie das Linienbündel herausnehmen. Viel Freude an „Linea“!

Monika Grzymala, Berlin, August 2010

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E 465
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E 465
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E 465

A-REIHE, 328. WAHL, IV. QUARTAL 2007


Next, 2007

sechs Lithographien / Linoldrucke mit Prägung

1. Next 1 76,5 x 45,7 cm / 62,4 x 45,7 cm

2. Next 2 76,5 x 45,7 cm / 64,5 x 45,7 cm

3. Next 3 76,5 x 45,7 cm / 63,5 x 45,7 cm

4. Next 4 76,5 x 45,7 cm / 63,0 x 45,7 cm

5. Next 5 76,5 x 45,7 cm / 63,8 x 45,7 cm

6. Next 6 76,5 x 45,7 cm / 63,0 x 45,7 cm

Papierqualität: 280 g/qm Sommerset Bütten
Umschlag: 23 g/qm Japan-Seidenpapier, von der Künstlerin handbedruckt

Drucker: Tabor Presse, Berlin

Die Serie Next von Monika Grzymala ist von besonderer konzeptioneller und druckgraphischer Qualität. In einem Malfluss hat die Künstlerin zunächst eine viskos fliegende Form von links nach rechts auf sechs Lithosteine gezeichnet; in einem zweiten Schritt eine großformatige Linolplatte mit feinen Lineamenten geschnitten und in sechs Segmente zerlegt. Steine und Linolplatten wurden schließlich in drei Phasen auf sechs Blättern übereinander gelagert gedruckt. Jedes Blatt ist von der Künstlerin rückseitig signiert und mit der Angabe der Reihenfolge handgestempelt (1/6 bis 6/6). Der Stempel und der Titel Next verweisen dabei auf das serielle Prinzip der Edition, bei der sich ein Blatt nahtlos an das andere fügt und zu einer fließenden Form wird. Jedes einzelne Blatt funktioniert dabei für sich und verweist durch den Stempel darauf, dass die Fortsetzung der Sequenz sich – soweit man nicht alle sechs Blätter erworben hat – bei einem anderen Mitglied befindet. Die Besitzer der einzelnen Segmente werden so miteinander vernetzt. Monika Grzymala schafft es in einzigartiger Weise, ihren Arbeitsansatz, den sie im folgenden beschreibt, mit der Idee der griffelkunst zu verknüpfen:

In der künstlerischen Arbeit beschäftige ich mich mit dem Thema Raumzeichnung und der suchenden Bewegung, die dem Zeichnen innewohnt. Meine begehbaren und meist temporären Bilder nehmen Räume ein, schaffen darin wieder neue Räume und lenken die Wahrnehmung für einen speziellen Ort in neue Sichtachsen und Richtungen.
Häufig beschreibe ich die komplexen Flechtwerke aus Klebeband (oder anderen Materialien) in der Dokumentation meiner Arbeit in Kilometern verwendeter Linie, also auch der von mir mental und physisch zurückgelegten Strecke in der Kontemplation der Bildfindung. Der vagabundierende Blick und meine Bewegungen im Raum bilden in ihren linearen Strukturen gleichsam die Entwicklungen und Verwicklungen eines subjektiven Wahrnehmungssystems. In einem Arbeitsprozess erfahre ich zum Einen das Zeichnen als von der Hand geführtes Denken, zum Anderen auch als eingeprägte künstlerische Haltung. Das vielleicht unmittelbarste aller bildnerischen Mittel bietet vielfältige Möglichkeiten des persönlichen Ausdrucks und eignet sich hervorragend zur analogen Erforschung oder Erfindung der Fährte einer neuen Bildidee. Vorgehensweise und Resultat meiner künstlerischen Arbeit erinnern weniger an Skulptur oder Bild im traditionellen Sinne und damit nicht an ein in den Raum gestelltes (oder gehängtes), autonomes Kunstwerk, vielmehr haben meine Raumzeichnungen den Charakter einer umgestaltenden Rhythmisierung der Architektur, einer Intervention von befristeter Dauer. Die Entwicklung der dreidimensionalen Bilder ist eine assoziative, individuell maßgeschneiderte und hatte in der kilometerlangen Reihe zuvor entstandener Arbeiten nicht reproduzierbare Ergebnisse zur Folge. Bisher war eine Installation beendet, beziehungsweise „fertig“ im Sinne von vollbrachter Arbeit, wenn sie auf dem Weg zur Innovation und Revision der Linie ihre eigene Identität gefunden hat. Meine Aufgabe als Künstlerin war zum richtigen Zeitpunkt inne zu halten, um den Moment nicht zu verpassen, wenn innere und äußere Realität in der Raumzeichnung übereinstimmen.
Die an mich heran getragene Frage, eine Reihe von Druckgraphiken für die griffelkunst zu entwickeln, löste in mir zuerst leichte Irritation und große Neugierde aus, da ich mich aufgrund meiner künstlerischen Ausrichtung mit klassischer Graphikproduktion und ihren Reproduktionsmöglichkeiten bisher nur am Rande befasst hatte. Im Vordergrund der späteren Entwurfsarbeit für die Druckedition in meinem Hamburger Atelier stand vor allem die Frage, wie eine schwebende Viskosität in der linearen Bewegung und gleichzeitig eine zweidimensionale Multiplikation des Bildraumes zu bewerkstelligen ist. Meine Edition mit dem Titel Next 2007 besteht nun aus einer sechsteiligen Sequenz, in einem Malfluss entstanden, die sich über sechs Blätter als Lithographie und Linolschnitt-Prägung bewegt und dadurch auf ihre Multiplikation und das nächste Blatt, beziehungsweise den nächsten Besitzer des darauf folgenden Blattes, verweist. Jedes Blatt ist verso neben meiner Signatur mit einem von Hand angebrachten Stempel und der Angabe zur Reihenfolge in der Sequenz versehen. Damit ist Next 2007 nicht nur mein erstes Multiple, vielmehr ist es eine Serie von multiplizierten Unikaten in der langen Linie aller bisher entstandenen und individuell entwickelten Raumzeichnungen.

Monika Grzymala, August 2007

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