Griffelkunst-Vereinigung Hamburg e.V.

<p>Drucke von Anja Tchepets entstehen ©griffelkunst</p>
<p>Drucke von Anja Tchepets entstehen ©griffelkunst</p>
<p>Drucke von Anja Tchepets entstehen ©griffelkunst</p>

Drucke von Anja Tchepets entstehen ©griffelkunst

<p>Druckstöcke und Andrucke von Birgit Brandis ©griffelkunst</p>
<p>Druckstöcke und Andrucke von Birgit Brandis ©griffelkunst</p>
<p>Druckstöcke und Andrucke von Birgit Brandis ©griffelkunst</p>

Druckstöcke und Andrucke von Birgit Brandis ©griffelkunst

<p>Yvette Kießling bei der Arbeit an der Griffelkunst-Edition ©griffelkunst</p>
<p>Yvette Kießling bei der Arbeit an der Griffelkunst-Edition ©griffelkunst</p>
<p>Yvette Kießling bei der Arbeit an der Griffelkunst-Edition ©griffelkunst</p>

Yvette Kießling bei der Arbeit an der Griffelkunst-Edition ©griffelkunst

<p>Aufbau der Ausstellung “Thomas Kilpper – 150 Years of Printmaking”, 2014 ©griffelkunst</p>
<p>Aufbau der Ausstellung “Thomas Kilpper – 150 Years of Printmaking”, 2014 ©griffelkunst</p>
<p>Aufbau der Ausstellung “Thomas Kilpper – 150 Years of Printmaking”, 2014 ©griffelkunst</p>

Aufbau der Ausstellung “Thomas Kilpper – 150 Years of Printmaking”, 2014 ©griffelkunst

<p>Drucker Detlef Jäger beim Auftragen der Farbe auf eine Radierplatte ©griffelkunst</p>
<p>Drucker Detlef Jäger beim Auftragen der Farbe auf eine Radierplatte ©griffelkunst</p>
<p>Drucker Detlef Jäger beim Auftragen der Farbe auf eine Radierplatte ©griffelkunst</p>

Drucker Detlef Jäger beim Auftragen der Farbe auf eine Radierplatte ©griffelkunst

Mårten Lange

E_608_Marten_Lange.jpg
E 608
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E 609

E 608
Drinking, Merida, Mexico, 2016

E 609
In the bamboo, Tama, Japan, 2018

Photographie im Inkjet-Print
53,0 × 40,5 cm / 50,0 × 37,5 cm

Papierqualität: 300 g/qm Hahnemühle FineArt Baryta Satin
Druck: PigLab, Hamburg

Schön und unvorhersehbar

Mårten Lange über seine Faszination für Tiger

Wenn Mårten Lange nicht auf Reisen ist, lebt er in Malmö in Schweden und arbeitet an seinen Projekten, die er in der Regel als Buch veröffentlicht. Für die Realisierung seines aktuellen Buches Palace, das im Herbst erscheint, erhielt er die Förderung der Hasselblad Foundation. Seine zwei Einzelblätter stammen aus einer Serie, die ihn schon seit mehr als zehn Jahren beschäftigt. Warum ihn die Tiger nicht mehr loslassen, erfahren Sie in dem Interview, das Stephanie Bunk mit dem Künstler im Juli 2024 per E-Mail geführt hat.

griffelkunst: In deinen neusten Projekten beschäftigst du dich hauptsächlich mit Architektur, Stadtlandschaften und Metropolen. Das ist das genaue Gegenteil zu den Photographien von Tigern, die du für deine aktuelle Edition ausgewählt hast. Wie passen diese verschiedenen Sujets zusammen?

Mårten Lange: Mir gefällt die Idee nicht, die Welt in zwei Teile zu teilen; Natur und Kultur. Als ob eine Stadt nicht nur eine komplexere Form eines Bienenstocks oder Ameisenhaufens wäre. Ich interessiere mich für Muster und Verbindungen zwischen Dingen, wie die Welt funktioniert und wie sie aus vielen miteinander verbundenen Phänomenen besteht. Die Tiger habe ich in der Tat oft während der Arbeit an anderen, stadtbezogenen Projekten photographiert. Sie stammen aus Zoos, wie es sie in jeder größeren Stadt gibt. Die Tiger in den Zoos, genauso wie die Tiere in freier Wildbahn, haben zu einem gewissen Maß mit dem Menschen zu tun. Und wir können den Tiger nur durch unsere eigene kulturelle Brille erleben. Alles ist miteinander verbunden.

griffelkunst: Deine erste Edition für die griffelkunst im Jahr 2020, Yoyogi Crows, beschäftigte sich mit Vögeln. Die beiden Einzelblätter zeigen Tiger, aber natürlich bist du kein klassischer »Tierphotograph«. Was fasziniert dich an Tieren?

Mårten Lange: Tiere sind für mich interessant, weil sie keine menschlichen Akteure sind. Sie bieten eine Befreiung von unserer menschlichen Art, die Welt zu erleben und mit ihr zu interagieren. Kleine Kinder sind unendlich fasziniert davon zu beobachten, zum Beispiel Ameisen bei der Arbeit. Ich denke, die meisten von uns bewahren sich einen Großteil dieser Faszination für den Rest ihres Lebens. Es ist interessant, Tiere zu beobachten, weil sie ihre eigenen Regeln und Wünsche haben, die für uns manchmal unverständlich sind.

griffelkunst: Mittlerweile hast du viele Tiger in verschiedenen Zoos auf der ganzen Welt photographiert, sodass diese Aufnahmen zu einer großen Serie angewachsen sind. Wusstest du von Anfang an, wohin dieses Projekt führen würde?

Mårten Lange: Ich habe dieses Projekt bereits 2014 begonnen, als ich in Kopenhagen lebte. Zwei Jahre zuvor hatte es im örtlichen Zoo einen Vorfall gegeben, als ein Mann nachts in das Tigergehege kletterte. Am nächsten Morgen wurde er von den Tierpflegern tot aufgefunden. Als ich diese Geschichte hörte, begann ich über dieses mächtige Geschöpf nachzudenken, das außerhalb der menschlichen Moral existiert, das sehr schön und stark ist. Gleichzeitig halten wir es zu unserem Vergnügen gefangen, aus unserem menschlichen Bedürfnis heraus, das Mächtige und Wunderbare zu kontrollieren und einzuschränken. Also beschloss ich, es mit dem Photographieren von Tigern zu versuchen – ohne die Idee, ein »Projekt« daraus zu machen. Dies führte dazu, dass ich seit vielen Jahren Tigerbilder sammele. Immer, wenn ich in eine Stadt reise und diese Stadt einen Zoo mit Tigern hat, gehe ich dorthin. Es gibt Tiger aus Berlin, London, Shanghai, Seoul, New York und vielen anderen Orten. Interessant ist, dass sie zusammengehören, aber über den ganzen Planeten verteilt sind. Heutzutage gibt es weitaus mehr Tiger in Gefangenschaft als in freier Wildbahn.

griffelkunst: Offensichtlich bevorzugst du Schwarzweiß-Photographie. Warum?

Mårten Lange: Mir gefällt, dass Schwarzweiß- Photos weiter von der Realität entfernt sind als Farb-Photos. Sie nähern sich Zeichnungen oder sogar Skulpturen an, da die Entfernung der Farbe es dem Auge ermöglicht, sich auf andere Dinge wie Texturen, Formen und Oberflächen zu konzentrieren. Die Farbe wegzunehmen ist fast ein surrealistischer Akt, aber irgendwie kommt es mir so vor, als würde man einen Schleier lüften und entdecken, wie die Dinge wirklich aussehen.

Götterboten

von Stephanie Bunk

Der Yoyogi Park ist einer der größten Parks in Tokio, vergleichbar mit dem Central Park in New York oder dem Großen Tiergarten in Berlin. Der Kontrast zwischen der ultramodernen japanischen Metropole und dem waldartigen Park könnte nicht größer sein. Dort lebt eine spezielle Krähenart, die Dickschnabelkrähe, die größer ist als die europäische Krähe und eher an einen Raben erinnert. Während Mårten Lange 2008 in Tokio studierte, besuchte er den Yoyogi Park regelmäßig. Seitdem ist er mehr als sieben Mal dorthin zurückgekehrt, um diese Krähen zu photographieren. Dazu benutzt er neben einem Teleobjektiv auch einen Blitz, um sein Motiv perfekt auszuleuchten. Das Gefieder der schwarzen Vögel hebt sich dadurch glänzend schwarz vor dem metallisch wirkenden lichten Grau der Blätter ab. Die Aufnahmen wirken gleichzeitig reduziert und detailgenau, flächig und dreidimensional. Inspiriert wurde Mårten Lange durch historische japanische Tuschemalerei, deren besondere Kunst in dem Spiel mit Hell-Dunkel-Kontrasten liegt. In den traditionellen japanischen Gemälden ist die Krähe ein wiederkehrendes Motiv. Auch in der Photographie ist sie ein Sujet. So hat ihr etwa der japanische Photograph Masahisa Fukase mit seinem Buch Ravens 1986 ein Denkmal gesetzt. Die Krähe ist in Japan sehr beliebt, da sie als Botin der Götter gilt und demnach eher gute Nachrichten in Aussicht stellt. Auch in Schweden, dem Heimatland Langes, ist die Krähe im Volksglauben positiv besetzt. In der nordischen Mythologie symbolisiert der Rabe die Weisheit. So hatte etwa der Gott Odin stets die beiden Raben Hugin und Munin bei sich.

Dass Krähen sehr intelligent und an den Menschen gewöhnt sind, hat der Photograph während der Arbeit an der Serie Yoyogi Crows erfahren. Nachdem sie anfangs ängstlich auf das Blitzlicht reagierten, lernten sie rasch, dass es nicht wirklich gefährlich ist und ließen sich von der Anwesenheit des Photographen nicht weiter stören. Nichtsdestotrotz gelten sie auch als Plage, vergleichbar den Tauben in europäischen Großstädten. Ihnen hat Lange eine eigene Serie gewidmet: Citizen (2015) zeigt diese Vögel aus nächster Nähe als ganz eigenständige Charaktere und stellt sie als die eigentlichen Bewohner Londons dar. Genau diese Schnittstelle zwischen Natur und Kultur interessiert Mårten Lange. Als genauer Beobachter findet er selbst in den unwirtlichen urbanen Steinwüsten Reste von Natur, während er in vermeintlichen Naturphänomenen den Einfluss des Menschen sichtbar macht.

Langes Art zu erzählen ist die Aneinanderreihung einzelner Beobachtungen, die in der Abfolge ein Gesamtbild ergeben. Eines von Langes bevorzugten Medien ist daher das Photobuch, zuletzt erschien 2017 The Mechanism. Dafür bereiste er die wichtigsten internationalen Metropolen auf der Suche nach Gemeinsamkeiten. Durch die konsequente Beschränkung auf die Schwarzweiß-Photographie wirken Langes Photographien wie aus der Zeit gefallen. Sie nehmen den Betrachter mit auf eine Zeitreise. Man betrachtet die Gegenwart leicht verwundert aus einer anderen Perspektive – ob aus der Vergangenheit oder aus der Zukunft, das bleibt unklar.

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Mårten Lange
geboren 1984 in Göteborg, Schweden,lebt in Berlin. Er studierte Photographie an der Universität Göteborg und an der University for the Creative Arts in Farnham, Großbritannien. Er veröffentlichte zahlreiche Bücher, unter anderem bei MACK Books, London und betrieb von 2007 bis 2010 den Verlag Farwell Books.

Einzelausstellungen: 2017 MELK, Oslo; Webber Gallery, London und Robert Morat
Galerie, Berlin.

Ausstellungsbeteiligungen: 2018 [Control] No Control, Hamburger Kunsthalle;
The Moderna Exhibition, Moderna Museet, Stockholm, Sweden.

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