Griffelkunst-Vereinigung Hamburg e.V.

<p>Stefan Marx in der Werkstatt Felix Bauer, Köln ©griffelkunst</p>
<p>Stefan Marx in der Werkstatt Felix Bauer, Köln ©griffelkunst</p>
<p>Stefan Marx in der Werkstatt Felix Bauer, Köln ©griffelkunst</p>

Stefan Marx in der Werkstatt Felix Bauer, Köln ©griffelkunst

<p>Prof. Hanns Schimansky und Studierende bei der Betrachtung von Graphiken an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst</p>
<p>Prof. Hanns Schimansky und Studierende bei der Betrachtung von Graphiken an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst</p>
<p>Prof. Hanns Schimansky und Studierende bei der Betrachtung von Graphiken an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst</p>

Prof. Hanns Schimansky und Studierende bei der Betrachtung von Graphiken an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst

<p>Jonathan Meese signiert in der Seilerstraße, Hamburg ©griffelkunst</p>
<p>Jonathan Meese signiert in der Seilerstraße, Hamburg ©griffelkunst</p>
<p>Jonathan Meese signiert in der Seilerstraße, Hamburg ©griffelkunst</p>

Jonathan Meese signiert in der Seilerstraße, Hamburg ©griffelkunst

<p>Ruth May beim Aufbau der Ausstellung im Kunstraum Seilerstraße, Herbst 2011 ©griffelkunst</p>
<p>Ruth May beim Aufbau der Ausstellung im Kunstraum Seilerstraße, Herbst 2011 ©griffelkunst</p>
<p>Ruth May beim Aufbau der Ausstellung im Kunstraum Seilerstraße, Herbst 2011 ©griffelkunst</p>

Ruth May beim Aufbau der Ausstellung im Kunstraum Seilerstraße, Herbst 2011 ©griffelkunst

<p>Jenny Holzer Edition entsteht ©griffelkunst</p>
<p>Jenny Holzer Edition entsteht ©griffelkunst</p>
<p>Jenny Holzer Edition entsteht ©griffelkunst</p>

Jenny Holzer Edition entsteht ©griffelkunst

Marc Brandenburg

E_586_Marc_Brandenburg.jpg
E 586
E_587_Marc_Brandenburg.jpg
E 587

E 586
Nazis Essen heimlich Döner
60,0 × 45,0 cm

E 587
PANKSTRAße
60,0 × 45,0 cm

Papierqualität: Tattoo-Bogen, Hautkleber und Abdeckfolie, transparent
Druck: Die Werbeartikler, Berlin

Marc Brandenburgs PANKSTRAße und Nazis Essen heimlich Döner

von Ina Jessen

Seit ungefähr drei Jahrzehnten widmet sich der in Berlin lebende Künstler und virtuose Zeichner Marc Brandenburg in seiner künstlerischen Forschung besonderen Transformationsprozessen. Darin untersucht er räumliche, zeitliche und identitätsstiftende Wechselverhältnisse von Schriftbildern auf unterschiedlichen Orten und Oberflächen. Im Mittelpunkt stehen öffentliche Ausdrucksformen wie Graffiti und Tags (gesprayte Textbilder), die zwischen Gassenhauern, Obszönitäten, Pop und Anarchie changieren, die semantische Lesarten transportieren oder sich ihnen verweigern und kulturelle wie auch soziopolitische Narrative thematisieren.
In Australien, den USA und Städten wie Barcelona oder Berlin sammelt Marc Brandenburg die zeitreflexiven Motive zu unterschiedlichen Zeiten an (un-)bekannten Orten und dokumentiert sie tagebuchartig im Medium der Photographie. Dabei handelt es sich um Schriftbilder, deren Erscheinungsformen stark variieren und die buchstäblich durch die Handschrift ihrer jeweiligen Urheber geprägt sind.

Brandenburg geht es um die Verbindung der handgeschriebenen Form eines Wortes und dessen Semantik. Er begreift Schrift ausdrücklich als Zeichnung. Die Ästhetik einer krakeligen Typographie wie in dem Motiv FUCK YOU, KRAWALLO! regt dabei die Phantasie von uns als Betrachterinnen und Betrachtern etwa in Bezug auf das Entstehungsmoment des Tags an (Wer hat das gemalt? Worin bestand die Motivation? Wo ist es entstanden und zu welcher Zeit?). Dabei hat Marc Brandenburg orthographische Ungenauigkeiten bewusst erhalten, wahrt die Authentizität der Schriftzüge und belässt gezielt die Ambivalenzen wie auch humorvolle Komponenten im jeweiligen Motiv.

Der Künstler zeigt Statements in geheimen Botschaften und »Backmasking« (z.B. rückwärts gespielte Musik, die so »geheime Botschaften« enthält oder enthalten könnte…) auf, spielt mit Dekodierungen in spiegelverkehrten Sprachbildern und stellt unsere Realitäten und Wahrheiten damit auf die Probe. Eindeutige Rückschlüsse auf eine urbane oder soziokulturelle Herkunft der einzelnen Motive erlauben die Schriftbilder selbst nur bedingt. Brandenburg gibt jedoch Statements und Indizien für jene Themen wieder, die in unserer globalen Gesellschaft vorkommen. Zu bedenken ist, dass die Themen zu unterschiedlichen Zeiten virulent und entsprechend nicht in allen Zeiten gleichermaßen aktuell sind.
Schriftmotive wie POW, KRIMINELLE MÄDCHENGÄNG!, BITCHCRAFT, THE Future is female, ficken gegen rechts, Existense is ABSURD, Pro Choice, PANKSTRAße, PUSSYBOY, FEMINISMO, BULLSHIT, Nazis Essen heimlich Döner und viele andere wirken wie Headlines und offenbaren antifaschistische, pop- und subkulturelle sowie anti-heteronormative Schwerpunkte.

Mit den beiden Einzelblättern PANKSTRAße und Nazis Essen heimlich Döner und den darin enthaltenen zirka 140 Einzelmotiven überführt Marc Brandenburg eine Auswahl seiner Schriftbild-Sammlung erstmals in temporäre Tattoos als taktile und damit unmittelbare Form der physischen Aneignung und intellektuellen Transformation. Technisch übersetzt Marc Brandenburg die photographisch festgehaltenen Schriftmotive zunächst in seine freien Zeichnungen, die er im weiteren Verlauf teilweise spiegelverkehrt in die digitale Vorlage für die Tattoos der Edition überführt. Welche Motive er warum richtig oder verkehrt herum darstellt, gibt der Künstler nicht preis.
Waren die Tags ursprünglich auf den Oberflächen von Gegenständen und Gebäuden im öffentlichen Raum lokalisiert, werden sie als reversible Tattoos auf der Haut zur menschlichen Oberfläche. Mit der Zeit waschen sie aus und verblassen wie die Graffiti auf Parkbänken, Mauerwerken oder gar Abfalleimern, sodass die Grenzen zwischen öffentlichem Raum und Intimität changieren.

Mit dem Akt des temporären Selbst-Tätowierens werden Sie als Griffelkunst-Mitglied Teil in der Entwicklung der Edition – vom photographisch dokumentierten Tag oder Graffiti hin zum performativen Kunstwerk von Marc Brandenburg auf Ihrer Haut. Alternativ dürfen Sie die DIN A2 formatigen Bögen teilen oder auch in vier separate Blätter zerschneiden. Das erleichtert das Aufbringen einzelner Motive, und gleichzeitig verbergen sich in der Edition von zwei Einzelblättern so insgesamt acht Blätter.
Viel Freude beim Auf-Tragen und Zeigen dieser sensuell erlebbaren Edition!

Marc Brandenburg

portrait_Brandenburg.jpg

1965 geboren in Berlin,
lebt und arbeitet in Berlin und Barcelona, Spanien

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