Griffelkunst-Vereinigung Hamburg e.V.

<p>Eröffnung der Ausstellung von Kai Schiemenz im Kunstraum Seilerstraße, Frühjahr 2012 ©griffelkunst</p>
<p>Eröffnung der Ausstellung von Kai Schiemenz im Kunstraum Seilerstraße, Frühjahr 2012 ©griffelkunst</p>
<p>Eröffnung der Ausstellung von Kai Schiemenz im Kunstraum Seilerstraße, Frühjahr 2012 ©griffelkunst</p>

Eröffnung der Ausstellung von Kai Schiemenz im Kunstraum Seilerstraße, Frühjahr 2012 ©griffelkunst

<p>Ruth May beim Aufbau der Ausstellung im Kunstraum Seilerstraße, Herbst 2011 ©griffelkunst</p>
<p>Ruth May beim Aufbau der Ausstellung im Kunstraum Seilerstraße, Herbst 2011 ©griffelkunst</p>
<p>Ruth May beim Aufbau der Ausstellung im Kunstraum Seilerstraße, Herbst 2011 ©griffelkunst</p>

Ruth May beim Aufbau der Ausstellung im Kunstraum Seilerstraße, Herbst 2011 ©griffelkunst

<p>Jenny Holzer Edition entsteht ©griffelkunst</p>
<p>Jenny Holzer Edition entsteht ©griffelkunst</p>
<p>Jenny Holzer Edition entsteht ©griffelkunst</p>

Jenny Holzer Edition entsteht ©griffelkunst

<p>Aufbau der Ausstellung “Thomas Kilpper – 150 Years of Printmaking”, 2014 ©griffelkunst</p>
<p>Aufbau der Ausstellung “Thomas Kilpper – 150 Years of Printmaking”, 2014 ©griffelkunst</p>
<p>Aufbau der Ausstellung “Thomas Kilpper – 150 Years of Printmaking”, 2014 ©griffelkunst</p>

Aufbau der Ausstellung “Thomas Kilpper – 150 Years of Printmaking”, 2014 ©griffelkunst

<p>Ausstellung von Peter Kogler im Kunstraum Seilerstraße ©griffelkunst</p>
<p>Ausstellung von Peter Kogler im Kunstraum Seilerstraße ©griffelkunst</p>
<p>Ausstellung von Peter Kogler im Kunstraum Seilerstraße ©griffelkunst</p>

Ausstellung von Peter Kogler im Kunstraum Seilerstraße ©griffelkunst

John Heartfield

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C-Reihe / 382. Wahl

II. Quartal 2021

Faksimiles von Photomontagen im Digitalen Offsetdruck

Die Zeit schreit nach Satire

Photomontagen 1927–1929
1. Die Rationalisierung marschiert –
Ein Gespenst geht um in Europa, 1927
34,0 × 25,6 cm / 32,5 × 23,6 cm
2. 5 Finger hat die Hand, 1928
34,0 × 23,8 cm / 32,0 × 21,8 cm
3. Das? Das ist die Zeit. Sie schreit nach Satire., 1929
43,5 × 35,7 cm / 41,5 × 33,7 cm
4. Deutscher Sport, 1929
34,6 × 22,4 cm / 32,6 × 20,4 cm
5. Berliner Theater, 1929
44,6 × 36,8 cm / 42,6 × 34,8 cm
6. Benütze Foto als Waffe!, 1929
29,8 × 23,0 cm / 27,8 × 21,0cm

Papier: 300 g/m Metapaper rough, white

Druck: Mediadruckwerk, Hamburg

John Heartfield – schneidend!

von Rudolf Ziesing

Mit einer Mappe und darin enthaltenen Collagen von John Heartfield (1891–1968) geht die griffelkunst sowohl in der Kunstgeschichte als auch in der Zeitgeschichte ein weites Stück zurück in die Zeit kurz nach ihrer Gründung im Jahre 1925. Diese Edition entstand mit Unterstützung der Kunstsammlung der Akademie der Künste in Berlin, die das Archiv Heartfields verwaltet. Wir sind glücklich, Ihnen sechs exemplarische Arbeiten aus der Zeit bis 1929 dieses in Haltung und Arbeitsweise wohl kompromisslosesten Künstlers seiner Zeit präsentieren zu können.

Heartfield gehörte schon 1916 zur Avantgarde der jungen Künstler, die sich gegen den Krieg, die nationalistische Haltung in Politik und Gesellschaft und die bisherigen Kunstrichtungen wandten. Ihnen warfen sie eine indifferente Haltung vor und machten sie so für den Weg in die Katastrophe mit verantwortlich. Konsequent und demonstrativ wendete sich Heartfield, 1891 als Helmut Herzfeld geboren, im Jahre 1916 gegen den herrschenden Englandhass (»Gott strafe England«), indem er den Namen John Heartfield annahm.

Mit seinen Freunden George Grosz und Raoul Hausmann organisierte Heartfield 1920 in Berlin die 1. Internationale Dada-Messe. Auf dem Plakat für die Ausstellung war Heartfield als »Monteur-Dada« benannt. Dieser Titel beschrieb Heartfields Arbeitsweise: Das Zerschneiden von gefundenen Texten und Photos und das Montieren und Zusammenkleben zu neuen Bildwelten war kennzeichnend für seinen Stil. Dank dieser Arbeiten gilt er als Erfinder der Photomontage. Das »Schneiden« war auch Thema und Inhalt vieler seiner Arbeiten. In seiner Collage Dada-merika liegt ein Küchenmesser in der Mitte des Blattes, auf die Klinge des Messers hat er seinen Freund George Grosz projiziert. Grosz verewigt zuvor Heartfield 1918 ironisch in dem Gemälde John, der Frauenmörder, in dem der Täter eine sauber
zerschnittene Frauenleiche zurücklässt (Sammlung Hamburger Kunsthalle). Auf Porträtphotos hält Heartfield häufig demonstrativ eine Schere als Arbeitswerkzeug in der Hand.

Das »Schneiden« war aber sehr bald auch das Ziel seiner Kunst. Er nahm aufmerksamen Anteil an den gesellschaftlichen Entwicklungen, wollte Stellung beziehen zu Skandalen, politischen und juristischen Entscheidungen und zum Umgang mit Protesten aus dem Volk. Ein Beispiel hierfür ist unser Blatt Benütze Foto als Waffe!. Heartfield durchschneidet mit der Schere ein Photo des Polizeipräsidenten von Berlin, Karl Zörgiebel, der 1929 eine massenhaft besuchte Maidemonstration von der Polizei niederschlagen ließ. Dieser Vorfall ging als Blutmai mit 30 Toten in die deutsche Geschichte ein. Besonders für Kommunisten war Zörgiebel ein »Arbeitermörder « und für Heartfield der Anlass für eine schneidende Kritik. Unser Blatt zeigt – wie auch die übrigen Arbeiten der Edition – die Montage im Zustand vor ihrer Veröffentlichung. An den Rändern sind hier noch Heartfields Angaben für den endgültigen Zuschnitt des Bildes zu sehen.

Heartfield trat nicht nur mit Photomontagen an die Öffentlichkeit. Als gelernter Buchhändler gründete er 1917 mit seinem Bruder Wieland Herzfelde den Malik-Verlag. Neben der ersten George Grosz-Mappe gab der Verlag u.a. die satirische Zeitschrift Jeder sein eigener Fußball heraus, mit Beiträgen u.a. von George Grosz, dem Satiriker Walter Mehring und dem genialen Theaterinnovator Erwin Piscator. Für diesen schuf Heartfield später mehrere Bühnenbilder, die seine Technik der Überschneidung verschiedener Bildebenen und -medien übernahmen. Die Zeitschrift wurde übrigens bereits nach dem ersten Heft verboten.

Heartfield stand durch Graphikarbeit, Verlagstätigkeit und Arbeiten für das Theater mitten im intellektuellen Berliner Leben der Zwanzigerjahre. Er war befreundet mit Malern, Schriftstellern, Journalisten und Theaterleuten, darunter Bertold Brecht. Das Blatt Berliner Theater zeigt beispielsweise neben anderen Brecht, klein, im Arm einer Tänzerin in der Mitte, und den Meister der Literatur- und Theaterkritik, Alfred Kerr, groß in der rechten oberen Ecke. Brecht und Kerr hatten einen heftigen Disput, und Heartfield schlug sich auf die Seite Brechts, indem er Kerrs Kopf in Stücke schnitt, schmale Bretter dazwischenlegte und mit I.–VII. beschriftete, gerade
so, wie Kerr seine Kritiken zu gliedern pflegte. Viele von Heartfields Freunden waren, wie er selbst auch, Kommunisten der ersten Stunde oder zumindest weit links in der sich langsam wieder national und konservativ zeigenden Gesellschaft. Gegen diese Geisteshaltung arbeiteten Kurt Tucholsky mit Texten und Heartfield mit Photos, Bildmontagen und frechem Einband mit dem gemeinsamen Buch Deutschland, Deutschland über alles, 1929 an. Hieraus stammen neben dem Berliner Theater die Blätter Deutscher Sport, Das? Das ist die Zeit. Sie schreit nach Satire. und der Bucheinband, den wir als Motiv für die Gestaltung der Mappe ausgewählt haben. Das Buch wurde schon vor dem Erscheinen kräftig beworben (auf den Werbezetteln für das Buch war zu lesen: »Sofort bestellen!«), und die Erstauflage von 12.000 Exemplaren war sofort vergriffen. In dieser Zeit des Niedergangs der Weimarer Republik kämpfte Heartfield konsequent für seine Überzeugung und schuf dabei Ikonen der politischen Graphik, wie etwa das Blatt zur drohenden Rationalisierung in einer Zeit der massenhaften Arbeitslosigkeit und die Hand mit den fünf zupackenden Fingern, die den Gegner greifen sollen. Ein Motiv, das dann für ein Wahlplakat der KPD (»Wählt Liste 5«) verwendet wurde.

Gleich zu Beginn des Dritten Reiches musste Heartfield fliehen, zunächst nach Prag und, nach dem Einmarsch in das Sudetenland, weiter nach England. 1950 kehrte er über Prag nach Deutschland zurück, für ihn konsequenterweise in die DDR. Hier wurde Heartfield als Künstler aber selbst erst einmal »geschnitten«. Mit Unterstützung seiner Freunde wurde er nach mehreren Anläufen schließlich 1956 in die Akademie der Künste aufgenommen, und hinterließ ihr seinen Nachlass. Aus diesem stammt nun die erste Edition nach Originalmontagen mit seinen handschriftlichen Bearbeitungsanweisungen. Unser Rat: »Sofort bestellen!«

John Heartfield

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Publikationen

Kurt Tucholsky: Deutschland, Deutschland über alles (1929), Rowohlt-Verlag, Reinbek bei Hamburg, 20. Auflage Mai 2020

Angela Lammert, Rosa von der Schulenburg, Anna Schultz (Hg.): John Heartfield. Fotografie plus Dynamit, Ausstellungskatalog, Akademie der Künste, Berlin, 2020

www.heartfield.adk.de

www.johnheartfield.de

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