Projektreihe, 343. Wahl/344. Wahl, III./IV. Quartal 2011
Drive (Borderline Pilots), 2011
Briefmarkenbögen im Offset-Druck
23,0 cm x 26,6 cm
P1 Drive 3 - 30 E 7th S, The Cooper Union, Dr. Russell Hulse
P2 Drive 4 - 611 5th Avenue, Saks Fifth Avenue, Meredith O’Connor
P3 Drive 5 - 417 5th Avenue, Marvel Entertainment, Bob Harras
P4 Drive 7 - 417 5th Avenue, Marvel Entertainment, Mike Esposito
P5 Drive 10 - 1325 Ave of the Americas, William Morris Agency, Scarlett Johannsen
P6 Drive 13 - 1633 Broadway, Showtime Networks Inc., Zoë Kravitz
Papierqualität: Tropimatic weiß 110 g/m2
Hersteller: Postado, Geisel Druck, Berlin
Botschaften
von Michael Krajewski
Der erste Künstler der neuen Projekt-Reihe ist ein Grenzgänger zwischen den Sparten Kunst, Film und Dokumentation, der auch inhaltlich nur schwer zu klassifizieren ist. Die Forschungen und Arbeiten von Romeo Grünfelder beschäftigen sich mit Grenzphänomenen, etwa paranormaler Herkunft, oder ungewöhnlichen psychischen Fähigkeiten und Ereignissen. Dabei bleibt zuweilen offen, ob es sich um ein künstlerisches Werk, eine um Objektivität bemühte Dokumentation oder Fiktion handelt.
Zwischen Ästhetik und Funktion, zwischen Realität und Inszenierung bewegt sich auch Grünfelders Edition: Sechs an klassische Briefmarkenbögen erinnernde Graphiken zeigen jeweils die New Yorker Fahrradboten Pistol Pete, Trash und Fly, Bildsequenzen von Outtakes seines Films Borderline Pilots, den er als »dokumentarische Inszenierung« bezeichnet. Die »Marken« wirken, als könnten sie tatsächlich verwendet werden, als Zahlungsmittel für den Transport von Botschaften. Sie gelten als die schnellsten Fahrradboten der Welt: aufgrund ihres Kodex, ihrer Reaktionsfähigkeit, ihrer Risikobereitschaft, ihrer Ausstattung und ihrer Geschwindigkeit im Verkehr, deren Fähigkeit er als Mutationen, sie selbst als futuristische Outlaws und neue Helden interpretiert. Jedes Detail ist bedeutungsvoll: Die Anzahl der »Marken« (24 je Bogen) spielt an auf das Zitat des Regisseurs Jean Luc Godard: »Film ist die Wahrheit 24 mal in der Sekunde«; die Perforation erinnert an Filmstreifen; wird der QR-Code oben links per Mobiltelefon eingescannt, erhält man eine Filmsequenz mit den Kurieren. Nicht ganz ohne Augenzwinkern aktualisiert Grünfelder die nahezu hundertfünfzig Jahre alte Briefmarke in die Gegenwart. Briefmarken haben eine ruhmvolle Tradition, sie zu sammeln gilt heute als altertümliches Hobby, das wenig Glanz verspricht – mit dieser Edition wird der Wertmarkensammler wieder zum Art Collector.
Romeo Grünfelder
1968 geboren in Mutlangen