Griffelkunst-Vereinigung Hamburg e.V.

<p>Beim Aufbau der Ausstellung von Dasha Shishkin, Herbst 2012 ©griffelkunst</p>
<p>Beim Aufbau der Ausstellung von Dasha Shishkin, Herbst 2012 ©griffelkunst</p>
<p>Beim Aufbau der Ausstellung von Dasha Shishkin, Herbst 2012 ©griffelkunst</p>

Beim Aufbau der Ausstellung von Dasha Shishkin, Herbst 2012 ©griffelkunst

<p>David Tremlett signiert in der Seilerstraße ©griffelkunst</p>
<p>David Tremlett signiert in der Seilerstraße ©griffelkunst</p>
<p>David Tremlett signiert in der Seilerstraße ©griffelkunst</p>

David Tremlett signiert in der Seilerstraße ©griffelkunst

<p>Druckstöcke und Andrucke von Birgit Brandis ©griffelkunst</p>
<p>Druckstöcke und Andrucke von Birgit Brandis ©griffelkunst</p>
<p>Druckstöcke und Andrucke von Birgit Brandis ©griffelkunst</p>

Druckstöcke und Andrucke von Birgit Brandis ©griffelkunst

<p>Aufbau der Ausstellung von Kai Schiemenz im Kunstraum Seilerstraße, Frühjahr 2012 ©griffelkunst</p>
<p>Aufbau der Ausstellung von Kai Schiemenz im Kunstraum Seilerstraße, Frühjahr 2012 ©griffelkunst</p>
<p>Aufbau der Ausstellung von Kai Schiemenz im Kunstraum Seilerstraße, Frühjahr 2012 ©griffelkunst</p>

Aufbau der Ausstellung von Kai Schiemenz im Kunstraum Seilerstraße, Frühjahr 2012 ©griffelkunst

<p>Eine Radierung entsteht, Druckwerkstatt der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst</p>
<p>Eine Radierung entsteht, Druckwerkstatt der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst</p>
<p>Eine Radierung entsteht, Druckwerkstatt der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst</p>

Eine Radierung entsteht, Druckwerkstatt der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst

Gabriela Oberkofler

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C-Reihe / 389. Wahl

I. Quartal 2023

Lithographie

C1 Honiganzeiger

38,0 × 30,0 cm / 24,0 × 22,0 cm

C2 Flechte

36,5 × 45,0 cm / 28,0 × 38,0 cm

C3 Mykorhizzapilz

38,0 × 46,0 cm / 32,0 × 40,0 cm

C4 Kartoffelfeld

39,5 × 52,0 cm / 24,0 × 42,0 cm

C5 davonkriechende Insekten

55,0 × 43,0 cm / 48,0 × 37,0 cm

C6 Passionsblüte, Orchidee und tote Biene

55,0 × 46,0 / 53,0 × 42,0 cm

Papierqualität: 250 g/qm Zerkall Bütten Alt Mainz
Druck: Saal-Presse, Bergsdorf

Symbiotische Lebensgemeinschaften

von Brigitte Bedei

Sind Sie schon einmal einem Honiganzeiger gefolgt? Durch lautes Rufen führt er Sie zu einem von ihm ausgemachten Bienennest und wartet, bis es aufgebrochen wird. Denn dazu ist er selbst nicht in der Lage. Ist er an der Reihe, frisst er die verbleibenden Insekten und Wabenreste, wobei spezielle Enzyme das Wachs in Fettsäuren aufspalten können. Schaut man genau hin, ist die Natur voll von symbiotischen Lebensgemeinschaften, in denen wechselseitig die Existenz anderer ermöglicht, gesichert, gestärkt oder auch weiterentwickelt wird. So lebt der Mykorrhizapilz in einer engen Lebensgemeinschaft mit Pflanzen, deren Feinwurzelsystem er besiedelt und so für einen Nährstoffaustausch sorgt. Eine für beide Partner vorteilhafte Symbiose.
Wahre Doppelwesen aus Algen und Pilzen sind Flechten, die überhaupt nur in dieser Gemeinschaft existieren können.
Gabriela Oberkofler schaut genau hin, und das in vielerlei Hinsicht. Ihre Faszination und Bewunderung für das Wesen von Flora und Fauna und deren Überlebensstrategien kommt in Zeichnungen, Skulpturen, Installationen und Kollaborationen zum Ausdruck. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt in der künstlerischen Forschung zu zukunftsweisenden Formen des Zusammenlebens und in der Suche nach neuen Formen der kollaborativen Praxis zwischen Kunst und Landwirtschaft.
Exemplarisch für ihre Arbeitsweise ist die Ausstellung Api étoilé, Ein wachsendes Archiv, die die Künstlerin 2021 in der Villa Merkel in Esslingen inszeniert hat. Hier zeigt sie einen thematisch dichten Rundumblick: bepflanzte Erdhügel, eine Serie von Zeichnungen unter dem Titel Pflanzenpalaver, Vorhänge aus Pflanzen, ihr umfangreiches Saatgutarchiv und Interviews mit Expert*innen, die erzählen, was den Anbau von Gemüse mit einer lebenswerten Zukunft verbindet. In einer Außenstelle ist darüber hinaus ein »mobiler Garten« mit alten Gemüsesorten und unterschiedlichen Mischkulturen installiert.

Api étoilé bringt Agierende und Institutionen unterschiedlicher Bereiche wie Forschung und Wissenschaft, Landwirtschaft, Volkskunde und Bildende Kunst in einen kollaborativen Austausch. Ein Jahr später, im Herbst 2022, eröffnet Oberkofler den Taberhof in Flaas in ihrer Südtiroler Heimat als »Institut für alternative Landwirtschaft, zeitgenössische Kunst und Leben in der Peripherie«. Wie verändert sich Landschaft unter den Bedingungen des Klimawandels und wie können alte Kultursorten erhalten bleiben? Diese Fragen stellt die Künstlerin, deren umfangreiche Saatgutsammlung mit über 480 alten Sorten im Taberhof nun dauerhaft gelagert wird. Flora und Fauna erforscht Gabriela Oberkofler auch in ihren filigranen Zeichnungen.

Für ihre Edition hat sie in der Bergsdorfer Saal-Presse bei Angela Schröder und Jürgen Zeidler ihre Motive mikrodivisionistisch auf den Lithostein gezeichnet – mit einem Pinsel der Stärke 0. Neben dem Verweis auf symbiotisch angelegte Gemeinschaften von Honiganzeiger, Mykorrhizapilz und Flechte erweckt die Künstlerin einen Stein zu neuem Leben, den sie während ihres Aufenthaltes in den Räumen der Saal-Presse entdeckt hatte. Ursprünglich als Buchseiten für eine wissenschaftliche Abhandlung gedacht, verleiht die Künstlerin den systematisch aufgereihten Käfern Beine und Flügel. Zusätzlich gedrucktes Blattwerk und Blüten führen die davonkriechenden Insekten zurück in ihren natürlichen Raum. Wie in einem Wimmelbild zeigt sie in dem Blatt Passionsblüte, Orchidee und tote Biene Zitate aus den Büchern Verwobenes Leben und Symbiosen, die ihr als Inspirationsquelle Mit einem feinsinnigen, bis ins Detail forschenden Blick untersucht Oberkofler Wachstums- und Überlebensstrategien in der Natur. Ihre fein ziselierten, farbflirrenden Zeichnungen gehen dabei jedoch weit über ein bloßes Abbild der Natur hinaus. Das filigrane, fast surreal anmutende Geflecht der Motive veranschaulicht, wie alles miteinander in Wechselwirkung steht und wie das Zusammenwirken unterschiedlicher Lebewesen die Voraussetzung dafür ist, dass einzelne Organismen lebensfähig sind.
Somit sind Oberkoflers Zeichnungen auch Denkfiguren und Resonanzräume gesellschaftlicher Prozesse. Sie stellen die Frage danach, wo und wie der Mensch in diesem verwobenen, fragilen System seinen Platz findet.

Gabriela Oberkofler

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1975 geboren in Bozen, Italien,

lebt und arbeitet in Stuttgart und
Flaas, Italien

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