Audioguide
A-Reihe / 372. Wahl
IV. Quartal 2018
Farblithographie
1. Tänzelnde Beziehung
43,7 × 33,0 cm / 40,0 × 30,0 cm
2. Fadengerüst
34,0 × 27,0 cm / 31,0 × 23,5 cm
3. Felderlandschaft
66,0 × 50,5 cm / 58,0 × 40,5 cm
4. Konstantins Traum
38,3 × 28,5 cm / 36,0 × 26,0 cm
5. Spiegelung
38,0 × 28,2 cm / 31,5 × 24,0 cm
6. Wechselspiel
50,0 × 37,5 cm / 48,5 × 36,5 cm
Papierqualität: 250 g/qm Velin BFK Rives
Drucker: Tabor Presse, Berlin
Über die Endlosigkeit der Malerei
Pius Fox ist ein Maler, dessen Arbeit sich überwiegend im Bereich gegenstandsloser Kunst bewegt. Er orientiert sich an architektonischen Strukturen und realen Gegenständen, die er durch die Wahl des Ausschnitts und Blickwinkels stark abstrahiert. Einerseits verleiht er seinen Bildern ein streng wirkendes Gerüst, indem er die Bildfläche in geradlinige geometrische Strukturen teilt, innerhalb derer sich Farbfelder ineinanderschieben, überlagern oder streng voneinander abtrennen. Andererseits schafft er zart wirkende Farbverläufe und fragmentarische, gestisch angelegte Spuren, wodurch ein lebendiger Bildraum entsteht. In der Serie, die er für die griffelkunst entwickelt hat, gelingt es ihm, Aspekte seiner Malerei in die Lithographie zu überführen. Über seine spezielle Arbeitsweise sprach Brigitte Bedei mit dem in Berlin lebenden Künstler.
griffelkunst: Pius, Deine Werke sind häufig gegenstandslos. Wie entwickelst Du Deine Formen?
Pius Fox: Das Bildermachen funktioniert ja nicht grundlegend anders als all das, was wir mit dem System der Sprache tun. Ob Wörter oder Tonleitern, je mehr Buchstaben oder Bedeutungen ich lerne, umso mehr Möglichkeiten habe ich, um mich zu artikulieren. Das Erlernen kann an Gesehenem erfolgen, das ich versuche, direkt oder indirekt umzusetzen. Genauso entwickelt man mit der Zeit Techniken, Formen und Farben, denen man folgt, weil sie einem entsprechen und weil man eine positive Beziehung mit ihnen eingeht. In meinem Fall sind das Strukturen, Farbschichten von Farbflächen, symmetrische Formbeziehungen, die sich aber immer in einer Wechselbeziehung zum Gesehenen befinden. Natürlich ist das Erlernen von Ausdrucksmöglichkeiten nur die eine Seite der Medaille. Ich stoße immer wieder auf das Problem, dass der Zufall in gewisser Weise notwendig ist. Mir scheint, dass die Malerei seit der Moderne darauf angewiesen ist, eine Liaison mit dem Unvorhersehbaren einzugehen.
griffelkunst: Von den Formen zum Format. Du malst häufig im Kleinformat.
Warum diese Begrenzung?
Pius Fox: Beim Kleinformat empfinde ich den Sog in das Imaginäre so unglaublich stark, und es ist so reichhaltig an Details, die in der Lage sind zu etwas zu werden, was sie vorher noch nicht waren! Außerdem ist Begrenzung immer gut. Große Bilder können unglaublich flach oder aufgeblasen sein, so, als stünde man direkt vor einer Fassade oder einem Schlachtenbild. Siehe da, du bist auch nur ein kleiner Krümel ...
Aber natürlich gibt es auch wunderbare große Bilder. Schlussendlich bleibt es eine Frage der physischen Distanz des Betrachters zum Bild.
griffelkunst: Für die griffelkunst hast Du sechs farbige Lithographien entwickelt.
Das kleinste Blatt der Serie, Fadengerüst, weist unglaublich feine
Strukturen auf, die in die schwarze Fläche gearbeitet sind. Wie ist dieses
Blatt entstanden? Mit welchen Materialien hast Du den Lithostein bearbeitet?
Pius Fox: Da ich auch bei meinen Ölbildern in die Farbschichten hineinkratze, wollte ich das gerne in der Graphik ebenfalls ausprobieren. Die Fläche ist deckend getuscht. Schließlich habe ich mit Radiernadeln und allerhand Spitzem in den Stein geritzt, sodass ein zarter, im Fond gedruckter Farbverlauf durch die feinen Lineaturen hindurchscheint.
griffelkunst: Hat Dich diese besondere Technik in Deiner Arbeit eher limitiert oder Dir neue Möglichkeiten eröffnet?
Pius Fox: Ich finde die Technik ziemlich reichhaltig und habe mich in keinem Punkt limitiert gefühlt. Ich könnte jetzt noch endlos weiterdrucken, da man ja mit der Zeit erst die passenden Ideen innerhalb seiner Möglichkeiten entwickelt. Eine gute Erfahrung ist: man ist gefordert, klarer zu denken, was am Ende dabei herauskommen soll und muss die einzelnen Arbeitsschritte genau überlegen. Jede Farbe braucht einen eigenen Stein, erst im Druck werden sie zusammengeführt und das Motiv entsteht. Dafür war die Erfahrung der Drucker der Tabor Presse enorm wichtig und hilfreich. Denn sie wissen viel besser, wie die Umsetzung von schwarzer Tusche auf einem Stein zu
einer Farbe und noch einer Farbe auf Papier wird. Ob es auf Details einer Lavur ankommt oder wie man mit einem Kreidestift zeichnet, welche Farbe deckend oder lasierend ist. In all diesen Punkten wurde ich bestens unterstützt.
Pius Fox
1983 geboren in Berlin
2004–2009 Studium der bildenden Kunst, Lehramt an der Universität der Künste, Berlin
2010 Meisterschüler bei Prof. Pia Fries lebt und arbeitet in Berlin
Ausstellungen
2018 New Paintings, Galerie Conrads, Düsseldorf (E)
2017 Alvar, Patrick Heide Contemporary Art, London (E)
Paradigmes Indécis, Goethe Institut Paris
2016 FRAC Auvergne, Clermont-Ferrand, Frankreich (E)
Things trouvé, Museum On/Off, Galerie 0, Centre Georges Pompidou, Paris
2015 Nachtfahrt, Kunstverein Recklinghausen (E)
2013 Kunstpreis junger Westen 2013, Kunsthalle Recklinghausen