E 470 ohne Titel, 2011
C-Print 50,0 x 62,0 cm / 44,7 x 57,5 cm
E 471 ohne Titel, 2011
C-Print 62,0 x 50,0 cm / 57,5 x 44,7 cm
Papierqualität: Kodak Ultra Endura
Hersteller: HSL Fotolabor, Düsseldorf
Beim Betrachten von Julian Faulhabers Photographien von vorgefundenen Räumen und Szenerien fragt man sich unwillkürlich, was mit ihnen nicht stimmt – zu perfekt sind die Proportionen, zu makellos die Fassaden. Die seidig-matte Oberfläche der photographischen Abzüge geht eine perfekte Verbindung mit den geometrischen Formen ein, die sie zeigen. Maßstab, Materialität und Oberflächenbeschaffenheiten werden ausgeblendet durch den gleichen Status, den alle Flächen auf den Bildern einnehmen. Alles gerinnt in den Photographien zur Oberfläche – ohne jeden Makel und ohne Konsistenz.
Julian Faulhabers Photographien wirken in hohem Maße künstlich, doch sind sie weder am Computer konstruiert noch überarbeitet. Es handelt sich auch nicht um Modellbauten, die im Studio für die Kamera inszeniert werden. Gegenstand seines Interesses sind vielmehr neue Gebäude, die er schon während des Fertigstellungsprozesses mehrfach besucht, um sie dann, kurz bevor sie für die Öffentlichkeit freigegeben werden, zu photographieren. Die Entscheidung über den richtigen Standpunkt und den perfekten Ausschnitt fällt er meistens schon bei seinen Erkundungen des Rohbaus, die ein wesentlicher Teil seiner Arbeit sind. Bei der Aufnahme arbeitet er mit einer analogen Großformatkamera und ausschließlich mit natürlichem Licht. Doch nicht einmal das Licht ist „natürlich“ in den von Faulhaber ausgewählten Neubauten, denn es handelt sich um durchkalkulierte, ideale Architekturen, um Designobjekte, wie sie heute das Aussehen von Städten bestimmen. Natur ist hier nur ein Planungsfaktor von vielen. Neuste Materialien und Technologien kommen zum Einsatz und lassen die räumlichen Konstruktionen wie futuristische Hüllen aussehen.
In den großformatigen Bildern Faulhabers sagt gerade die Abwesenheit von Spuren etwas über die Räume aus, nämlich dass sie in erster Linie nicht allein für die Benutzung geschaffen sind, sondern vor allem für die Anschauung. Die Gebäude spiegeln den Glauben an eine utopische, ideale Auffassung von Welt wider, wie sie der Architekturtheorie zu Grunde liegt. Die Architekturphotographie erweist sich hier als Verlängerung der Mittel der Architektur, denn sie konserviert die Gebäude in diesem unberührten, menschenleeren Idealzustand. Julian Faulhaber dekonstruiert gleichermaßen die Regeln der Architektur wie der Photographie, indem er zeigt, wie beide zusammenwirken an der Konstruktion einer Wirklichkeit, die sehr gut auch ohne den Menschen auskommt.
Stephanie Bunk
Julian Faulhaber
1975 geboren in Würzburg