C-Reihe / 356. Wahl IV. Quartal 2014
Photoarbeiten im Inkjet-Druck
1. Frau mit Mantel und durchlichtetem Arm 48,0 x 40,0 cm / 20,3 x 12,8 cm
2. Schwarze Hand / blauer Daumenabdruck 48,0 x 40,0 cm / 23,6 x 20,9 cm
3. Linker Arm mit weißen Flecken 48,0 x 40,0 cm / 16,8 x 20,0 cm
4. Durchlichtete Figur / Torso 48,0 x 40,0 cm / 19,1 x 14,9 cm
5. Schuhwerk / Figurenspuren 48,0 x 40,0 cm / 19,3 x 20,9
6. Durchleuchtete Figuren 48,0 x 40,0 cm / 17,7 x 14,9 cm
7. Künstlerbuch: Junger Mann mit Pelztier, 88 Seiten, 32,0 x 22,8 cm, Hardcover mit Schutzumschlag
Papierqualität: Inkjet-Drucke: 230 g/qm Brilliant Supreme Matte
Hersteller: Foto Company Altona, Hamburg
Buchdruck: Benatzky Münstermann, Hannover
Mappe: 340 g/qm Colorplan
Hersteller Mappe: Buchbinderei Zwang, Hamburg
Malerei, die keine ist
von Stephanie Bunk
»Einhoff hat seine Kunst in Zwischenräumen untergebracht. Dort, wo Zeichnung in Malerei übergeht (und umgekehrt); wo ein Auftauchen ein Erlöschen ankündigt; wo die Leere, die ein Schädelumriss einschließt, insgeheim eine Sättigung in sich trägt; wo Leben sich in Todesstarre zu verpuppen scheint.«
Werner Hofmann
Der Hamburger Maler Friedrich Einhoff hat sich mit seinem Werk der Figur verschrieben. Er entwickelt sein Bild vom Menschen ausgehend von der Kontur und damit an der Grenze zur Zeichnung. Eine Körperlichkeit bekommen seine Gemälde durch die Beschaffenheit der Oberfläche, die durch das Auf- und wieder Abtragen von Farbe, Sand und Kohle wie Haut anmutet. Die in den letzten Jahren entstandenen Bilder hat Ludwig Seyfarth im Katalog Dunkelkammer aufgrund ihrer Oberflächenbeschaffenheit mit Photographien verglichen: »Die immer stärker dominierenden Schlieren, Schatten und Abreibungen erinnern an Gemälde oder Photographien, die Wasser-, Brand- oder andere Schäden erlitten haben. So stellt Einhoffs Vorgehen auch präzise heraus, was ein gemaltes Bild und ein (analoges) Photo auf der Materialebene gemeinsam haben: Es sind Oberflächen, die mit Substanzen bedeckt sind, die sich auch mit der Zeit verändern können.« Dies gilt in besonderer Weise auch für eine neue Serie von Arbeiten, aus der die für die Griffelkunst-Edition ausgewählten Motive stammen. Selbst jemand, der mit dem Werk Friedrich Einhoffs gut vertraut ist, kann sich das Zustandekommen dieser Arbeiten kaum erklären. Sie wirken malerisch und die Nähe zu Einhoffs Malerei ist offensichtlich. Doch die Mittel, die der Maler einsetzt, um diese Bildwirkung zu erzielen, sind völlig andere. Die Bilder erinnern an Photographien, und das sind sie letztlich auch, denn sie sind mit Hilfe von Glasnegativen entstanden. Sie sind Fundstücke, die teilweise noch aus der Zeit seines Studiums stammen, in dessen Rahmen Einhoff sich bereits mit Photographie beschäftigt hatte. Teilweise handelt es sich um anonyme Aufnahmen, die er gesammelt und über Jahrzehnte in seinem Archiv ruhen ließ. Die Bilder der Griffelkunst-Edition sind entstanden durch die Verbindung der historischen Glasnegative mit zeitgenössischen Photographien und deren Bearbeitung. Das Künstlerbuch, das im Rahmen der Arbeit an der Serie entstanden ist, zeigt photographische Experimente, Skizzen und Vorstudien und macht die Entwicklung einzelner Motive sichtbar.
Eine intensive Stimmung und dunkel gedämpfte Farbigkeit verbindet die sechs Motive der Serie miteinander. Sie wirken transparent, vielschichtig und treten aus dem Bildgrund heraus als würden sie rückseitig beleuchtet. Man erkennt Fragmente von Personen, vor allem Gliedmaße wie Arme und Hände, sowie Kleidungsstücke, jedoch keine Gesichter. Einzelne Elemente wiederholen sich und überlagern einander, Farbschichten bluten ein und legen sich über die Figuren. Das Rätsel um das Zustandekommen der Bilder findet seine Entsprechung in der Verrätselung der Herkunft der abgebildeten Personen. Auch sie bleiben anonym und fragmentarisch. Ein wiederkehrendes Detail ist der Daumenabdruck des Malers, der die Glasnegative mit frischer Farbe an den Händen bearbeitet hat. Der Fingerabdruck verstärkt die Anonymität der Personen, denn er verweist darauf, dass die Photographie bei der Identifizierung von Personen an Bedeutung verloren hat. Als verbindendes Element führt er den Betrachter zurück zur Identität des Malers Friedrich Einhoff, der in jedem seiner Bilder die Spur seiner Hand hinterlassen hat.
Friedrich Einhoff
1936 geboren in Magdeburg