Griffelkunst-Vereinigung Hamburg e.V.

<p>Eine Radierung entsteht, Druckwerkstatt der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst</p>
<p>Eine Radierung entsteht, Druckwerkstatt der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst</p>
<p>Eine Radierung entsteht, Druckwerkstatt der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst</p>

Eine Radierung entsteht, Druckwerkstatt der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst

<p>Ruth May beim Aufbau der Ausstellung im Kunstraum Seilerstraße, Herbst 2011 ©griffelkunst</p>
<p>Ruth May beim Aufbau der Ausstellung im Kunstraum Seilerstraße, Herbst 2011 ©griffelkunst</p>
<p>Ruth May beim Aufbau der Ausstellung im Kunstraum Seilerstraße, Herbst 2011 ©griffelkunst</p>

Ruth May beim Aufbau der Ausstellung im Kunstraum Seilerstraße, Herbst 2011 ©griffelkunst

<p>Tobias Zielony signiert in der Seilerstraße ©griffelkunst</p>
<p>Tobias Zielony signiert in der Seilerstraße ©griffelkunst</p>
<p>Tobias Zielony signiert in der Seilerstraße ©griffelkunst</p>

Tobias Zielony signiert in der Seilerstraße ©griffelkunst

<p>Im Atelier von Anja Tchepets ©griffelkunst</p>
<p>Im Atelier von Anja Tchepets ©griffelkunst</p>
<p>Im Atelier von Anja Tchepets ©griffelkunst</p>

Im Atelier von Anja Tchepets ©griffelkunst

<p>Stefan Marx in der Werkstatt Felix Bauer, Köln ©griffelkunst</p>
<p>Stefan Marx in der Werkstatt Felix Bauer, Köln ©griffelkunst</p>
<p>Stefan Marx in der Werkstatt Felix Bauer, Köln ©griffelkunst</p>

Stefan Marx in der Werkstatt Felix Bauer, Köln ©griffelkunst

Marco von Duyvendijk

E 531
E 532

Einzelblätter

Photographie im Inkjet-Print
55,0 × 42,0 cm / 50,0 × 36,8 cm

E 531
Metro, New York, 2017

E 532
Botanical garden, Oslo, 2014

Papierqualität: Hahnemühle, Photo-Rag, 308 g/qm
Hersteller: Marco van Duyvendijk, Rotterdam

Die Schönheit des Reisens

von Stephanie Bunk

Weniges ist so aufregend wie eine Reise nach Irgendwo. Das Reisen ist eine menschliche Konstante, genauso wie die damit verbundene Neugier und Entdeckerlust. Doch nur wenige reisen so exzessiv wie der niederländische Photograph Marco van Duyvendijk. Das Unterwegssein ist seine Inspirationsquelle, die Schönheit im Unbekannten sein Thema. »Begegnet man Schönem, hat man den starken Wunsch, es möge von Dauer sein; man möchte es sich aneignen und zu einem wichtigen Bestandteil seines Lebens machen«, schreibt Alain de Botton in seinem Buch Kunst des Reisens. Das Festhalten des flüchtigen Augenblicks, in dem sich Schönheit zeigt, gelingt van Duyvendijk mit seiner Kamera. Dabei interessiert ihn nicht das, was man als schön im Sinne von sehenswürdig bezeichnen könnte. Im Gegenteil findet er sie im Alltäglichen, der Auslage eines Schaufensters, der Zeichnung eines Felsens, dem Lächeln eines festlich gekleideten Mädchens oder der graphischen Anordnung von Kakteen in einem Gewächshaus. Besonders der Rhythmus und die Dramaturgie von Bildfolgen, die vollkommen disparate Dinge und Momente zu einer Geschichte zusammenfügen, zeichnen sein Werk aus. Marco van Duyvendijks bevorzugtes Medium ist daher das Buch. Sein letztes Künstlerbuch Motsure Hotsure Tsumugu ist das Ergebnis eines längeren Aufenthalts auf der japanischen Insel Amami, die bekannt ist für ihre besonders prachtvollen Kimonos. Van Duyvendijk begleitet den sehr aufwendigen traditionellen Herstellungsprozess der Kimonos mit der Kamera und verwebt ihn im Buch mit poetischen Aufnahmen aus der Natur und intimen Porträts zu einem Gesamtwerk. Er zeigt in seinem Buch eine untergehende Welt voller Hingabe an eine Sache und ein Handwerk, wie sie für ihn auch die analoge Photographie darstellen mag – das Medium, dem er selbst seine ganze Aufmerksamkeit widmet.

Seine Reisen führten Marco van Duyvendijk bisher immer weiter nach Osten. Nach Japan und China – aus seiner Hongkong-Serie Watch the Weather Change hat die griffelkunst bereits 2014 sechs Motive ediert – hat er zuletzt längere Zeit in Indonesien verbracht. Die Photographien, die wir als Einzelblätter ausgewählt haben, stammen aus einem ganz neuen Projekt des Künstlers, das wiederum ganz unmittelbar mit dem Reisen zu tun hat:
Als »On Board Courier« liefert van Duyvendijk sensible und eilige Fracht persönlich und postwendend in einen anderen Teil der Welt und erlebt so eine völlig andere Form des Reisens. Dieser Job führte ihn bereits nach Kirgistan, Malaysia, Quatar oder Mexico. Die Eile und Dringlichkeit, mit der er seine Lieferungen überbringt, merkt man seinen Aufnahmen jedoch nicht an. Mit der für ihn charakteristischen, genau beobachtenden Art findet er Motive an Orten wie dem botanischen Garten in Oslo oder einer abgerockten Metro Station in Brighton Beach, New York. Auch hier fügen sich die Photographien zu einem Gesamtbild zusammen. Sie sind Zeugen der Schönheit des Reisens und ermöglichen es dem Betrachter, sich ein Quäntchen davon anzueignen und zu einem Bestandteil des eigenen Lebens zu machen.

B-Reihe / 354. Wahl II. Quartal 2014

Photographien im Inkjet-Print
Aus der Serie: Watch the Weather Change

1. Window, Hong Kong 2011, 52,5 x 42,0 cm / 43,8 x 33,0 cm
2. Girl in Costume, Hong Kong 2011, 52,5 x 42,0 cm / 44,0 x 32,5 cm
3. Papaya leaves, Hong Kong 2010,  52,5 x 42,0 cm / 44,0 x 32,5 cm
4. Kapok, Hong Kong 2011,  52,5 x 42,0 cm / 44,0 x 32,5 cm
5. Girl on Bed, Shanghai, China 2011,  42,0 x 52,5 cm / 32,5 x 44,0 cm
6. Lanterns, Hong Kong 2011, 52,5 x 42,0 cm / 44,0 x 32,5 cm

Serie mit Banderole und Künstlerbuch

Papierqualität: Hahnemühle, Photo-Rag, 308 g/qm
Hersteller: Marco van Duyvendijk, Rotterdam
Buch: Marco van Duyvendijk: Watch the Weather Change, 2011 Hardcover, 96 Seiten, 46 Photos, 20 Instax-Minis

Durch den Nebel des Ungewissen – Zu den photographischen Arbeiten Marco van Duyvendijks.

von Peter Lindhorst

Ein Seltsamsein durchströmt die Welt des Photographen Marco van Duyvendijk. Der Wind trägt Musikfetzen von der anderen Uferseite herüber. Unterlegt von verzerrten Gitarren repetiert eine Stimme »Watch The Weather Change«. Die Lampions der Promenade sind in leichte Schwingungen versetzt.

Tatsächlich ist eine Songzeile der US-Band Tool Namensgeber für die 2011 in Asien produzierte Serie des Niederländers. Er schafft darin eine Form des Erzählens, die mit der Sprunghaftigkeit des Daseins mithalten kann. Ein junges Mädchen posiert in einem Phantasiekostüm. Verwirrung resultiert weniger aus der bizarren Verkleidung als aus der mit gravitätischer Steifheit eingenommenen Pose. Oder ein Hotelzimmer. Irritierend der intime Anblick einer Frau auf dem Bett, die den Rücken zukehrt, splitternackt und in sich verkapselt. Schließlich die merkwürdige Untersicht in ein Astwerk. Langgestreckte grüne Arme, die ein dichtes, kunstvoll ausgeformtes Schutzgeflecht bilden. Dahinter drängen mächtige Wohntürme auf uns zu. Ist die von dem Photographen vorgeführte rätselhafte Realität eine, die er so vorfindet oder entzieht er sich eben genau jener, indem er eine eigene schafft?

Die sechs Ansichten, die der Künstler aus der Arbeit Watch the Weather Change extrahiert hat, sind äußerst fein nuancierte Momente, photographisch einer urbanen Vorgefundenheit enthoben. Ihren ganzen Zauber mögen sie erst im Zusammenspiel entwickeln. Marco van Duyvendijk ist ein Meister darin, vollkommen disparate Dinge zu einer gleichsam seltsamen wie faszinierenden Logik zusammenzuführen. Etwas, was ihn besonders auszeichnet, ist der Rhythmus und die Dramaturgie von Bildfolgen. Das beweist er in dem dazugehörigen Buch. Der Photograph, der das (selbstproduzierte) Buch als einen Freiraum des Experimentierens mit Bildern und Serien für sich begreift, zeigt darin von Wachstums- und Transformationsprozessen beherrschte Stadtszenen, zwischen die er Porträts, Naturansichten und Stillleben schiebt. Dazu kommt ein E-Mail-Austausch mit einer unbekannten jungen Frau, Verse einer längst vergessenen Dichterin sowie die, mit einer Instax-Mini gefertigten Sofortbilder. Erratisch in der Aufzählung, drängt sich dem Betrachter in der Rezeption eine elegante Schlüssigkeit auf.

Marco van Duyvendijk verfügt über eine sensorische Auffassungskraft für kleine, meist unbeachtete Momente. Diese isoliert er und taucht sie in eine gleichsam reduzierte wie betörende Farbigkeit. Das, was er photographisch einsammelt, arrangiert er schließlich zu neuen Geschichten mit offenen, schwebenden Enden. Aber wovon berichten diese Geschichten? Vom Wachsen der Städte und der Verdichtung des Lebensraums, der Entfremdung des Menschen von der Natur, der Wechselbeziehung traditioneller und moderner Werte. Vielleicht von mehr.
Van Duyvendijks Perspektive beinhaltet immer mehrere Optionen für den Betrachter, wenn dieser dessen Welt, die eine der Andeutungen ist, betritt. Das Unerklärliche lässt sich darin nicht austreiben. Durch ein riesiges Bullauge fällt der Blick nach draußen in ein weißes Nichts. Erst nach und nach wird man der Horizontlinie gewahr. Das Wetter könnte wechseln, der Dunst verschwinden. Rätsel bleiben so lange interessant, wie man ihre Lösungen nicht kennt.

354 B1
354 B2
354 B3
354 B4
354 B5
354 B6

Marco van Duyvendijk

geboren 1974 in den Niederlanden, lebt und arbeitet in Rotterdam. Nach seinem Studium der Psychologie verbrachte er ein Jahr in Rumänien und widmete sich ganz
der Photographie. Seine Arbeiten wurden in internationalen Ausstellungen gezeigt, u.a. dem Fotomuseum Den Haag, Niederlande, am Huis Marseille, Amsterdam und der FreeLens Galerie, Hamburg. Bisher sind u.a. folgende Künstlerbücher im Eigenverlag erschienen:
Eastward Bound, 2010; Watch the Weather Change, 2011;
Love Doll Factory, 2013; Riko und SMA Negeri 1, 2014; Motsure Hotsure Tsumugu, 2016.
Ein Buch zu dem aktuellen Projekt OBC ist im Entstehen.

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