Griffelkunst-Vereinigung Hamburg e.V.

<p>Aufbau der Ausstellung von Kai Schiemenz im Kunstraum Seilerstraße, Frühjahr 2012 ©griffelkunst</p>
<p>Aufbau der Ausstellung von Kai Schiemenz im Kunstraum Seilerstraße, Frühjahr 2012 ©griffelkunst</p>
<p>Aufbau der Ausstellung von Kai Schiemenz im Kunstraum Seilerstraße, Frühjahr 2012 ©griffelkunst</p>

Aufbau der Ausstellung von Kai Schiemenz im Kunstraum Seilerstraße, Frühjahr 2012 ©griffelkunst

<p>Druckstöcke und Andrucke von Birgit Brandis ©griffelkunst</p>
<p>Druckstöcke und Andrucke von Birgit Brandis ©griffelkunst</p>
<p>Druckstöcke und Andrucke von Birgit Brandis ©griffelkunst</p>

Druckstöcke und Andrucke von Birgit Brandis ©griffelkunst

<p>Jenny Holzer Edition entsteht ©griffelkunst</p>
<p>Jenny Holzer Edition entsteht ©griffelkunst</p>
<p>Jenny Holzer Edition entsteht ©griffelkunst</p>

Jenny Holzer Edition entsteht ©griffelkunst

<p>David Tremlett signiert in der Seilerstraße ©griffelkunst</p>
<p>David Tremlett signiert in der Seilerstraße ©griffelkunst</p>
<p>David Tremlett signiert in der Seilerstraße ©griffelkunst</p>

David Tremlett signiert in der Seilerstraße ©griffelkunst

<p>Prof. Hanns Schimansky und Studierende bei der Betrachtung von Graphiken an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst</p>
<p>Prof. Hanns Schimansky und Studierende bei der Betrachtung von Graphiken an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst</p>
<p>Prof. Hanns Schimansky und Studierende bei der Betrachtung von Graphiken an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst</p>

Prof. Hanns Schimansky und Studierende bei der Betrachtung von Graphiken an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst

Chargesheimer

C-REIHE, 329. WAHL, I. QUARTAL 2008
Straßenbilder / Kneipenszenen
Photographien aus dem Nachlass
30,5 x 24,0 cm

1. Krämerladen an der Zwirnerstraße, aus: Cologne intime 1957
2. An der Theke, küssendes Paar, aus: Cologne intime 1957
3. Tanz auf der Straße, aus: Unter Krahnenbäumen, Köln 1958
4. Eierschale, Breitenbachplatz, aus: Berlin 1959
5. Siedlung (Duisburg-Huckingen), aus: Im Ruhrgebiet 1958
6. Wartesaal (Gelsenkirchen), aus: Im Ruhrgebiet 1958

Serie mit Mappe und Textheft

Papierqualität: Ilfobrom Galerie FB
Hersteller: Atelier Margotow, Wahlershausen
Mappe: Archivkarton mit Leinenrücken Hersteller
Mappe: Christian Zwang, Hamburg

Mit einem der größten deutschen Photographen, der die ihm nachfolgenden Generationen von Photographen prägen sollte, setzen wir unsere Serie der Photoeditionen aus dem Nachlass fort. Chargesheimer, dem das Museum Ludwig in Köln 2007 eine große Retrospektive gewidmet hat, arbeitete vor allem in Bildserien, sodass das Photobuch in der Präsentation seiner Arbeiten einen hohen Stellenwert einnimmt. Er war ein Meister in der Komposition einer visuellen Abfolge von autonomen Bildern, die, obwohl sie teilweise von belanglosen Alltagsszenen berichten, ein hohes Maß an Allgemeingültigkeit und Menschlichkeit vermitteln. In den Jahren 1957 bis 1958 erschienen gleich drei Bildbände, die sich mit seiner Geburtsstadt Köln bzw. dem Ruhrgebiet beschäftigten. Vor allem die beiden späteren, die der Photograph alleine zusammenstellte und mit Texten von Heinrich Böll veröffentlichte, liefern ein eindrucksvolles Porträt aus dem Nachkriegsdeutschland zwischen Trostlosigkeit und wieder erstarktem Selbstvertrauen, Hoffnung und Freude. Als Edition für die griffelkunst haben wir aus den vier Büchern Cologne intime (1957), Unter Krahnenbäumen (1958), Berlin (1959) und Im Ruhrgebiet (1958) Straßenbilder und Kneipenszenen ausgewählt und in einer Mappe zusammengestellt. In dem begleitend zur Mappe erscheinenden Text gibt Prof. Dr. Bodo von Dewitz, Leiter der photographischen Sammlung des Museums Ludwig in Köln, einen kleinen Überblick über das Leben und Werk Chargesheimers, über das er entlang dieser und anderer Photobücher des Photographen erzählt. Ein Auszug daraus gibt einen ersten Eindruck vom Charakter des sogenannten „Bohemien aus Köln“:
„Chargesheimer war ein Unersättlicher, dem nichts genügte, der sich verzehrte, ein Unglücklicher mit einem ganz verrückten Leben, der so gern glücklich war und für Augenblicke auch herrlich rheinisch närrisch sein konnte.“... „Er war ein Kneipengeher, Kettenraucher, Autofahrer, ein Fanatiker der Arbeit, trug einen dicken Schnauzbart und einen Hut mit breitester Krempe. Er machte es sich und seinen Mitmenschen so schwer wie möglich. Er sprach das köstlichste Kölsch, hasste Parties, das vornehme Getue und die Verleger und Chefredakteure von Illustrierten, diese Mörder der Photographie. Er kroch nicht. Und das heißt in diesem Lande: ein schweres Leben haben“.
Georg Ramseger, der Freund und Wegbegleiter schrieb diese Zeilen im Nachruf vom 7. Januar 1972, bezeichnete Chargesheimer als ‚Einen, der nach den Sternen griff’ und rechnete ihn neben August Sander und Erich Salomon zu den ‚großen deutschen Photographen’. Wer war Chargesheimer? Chargesheimer wurde als Karl Heinz Hargesheimer am 19. Mai 1924 in Köln geboren, war ein eher mittelmäßiger Schüler, begann 1942 sein Studium an der dortigen Werkkunstschule und überstand die Kriegszeit, ohne Soldat werden zu müssen. Ab 1947 arbeitete er freiberuflich als Theaterphotograph, stellte Metallskulpturen und experimentelle Photographien her und nahm ab 1948 Kontakt zu Wolfgang Reisewitz und damit zur Gruppe fotoform auf. Erste Ausstellungsbeteiligungen schlossen sich an, unter anderem – vermittelt durch L. Fritz Gruber – auf der ersten photo-kino Ausstellung in Köln. Ab 1950 lehrte er an der BIKLA (Bild- und Klang Fotoschule) in Düsseldorf. 1955 unternahm er eine längere Reise nach Paris und stellte anschließend seine Photographien im Französischen Kulturinstitut in Köln aus.
1956 wurden im Kölner Kunstverein seine Porträtphotographien gezeigt. Berühmt wurde sein Porträt des Bundeskanzlers Adenauer, welches am 11. September 1957 als Titel des Nachrichtenblatts ,Der Spiegel’ erschien. Dann publizierte der Greven Verlag im gleichen Jahr das Buch Cologne intime mit Photographien von Chargesheimer und Texten von Hans Schmitt-Rost, gefolgt von dem Photobuch Unter Krahnenbäumen 1958, für welches Heinrich Böll eine Einführung geschrieben hatte. Provokant wirkte im gleichen Jahr Chargesheimers Bildband Im Ruhrgebiet, denn mehrere Bürgermeister der Region entrüsteten sich über die Darstellung ihrer Städte. Dies war die beste Zeit des Photographen Chargesheimer, der außerdem Romanik am Rhein 1958, Menschen am Rhein und Berlin 1960 und Zwischenbilanz 1961 publizierte. Danach widmete er sich intensiv der Theaterarbeit als Regisseur und Bühnenbildner, kreierte für die Oper Intolleranza von Luigi Nono ein Bühnenbildsystem aus sich überlagernden Lichtbildprojektionen und führte Regie bei Max Frischs Andorra und in Jean Paul Sartres Die Fliegen. Sein Bildband Theater Theater erschien 1967. Danach beschäftigte er sich mit kinetischen Skulpturen, erledigte Auftragsarbeiten für Siemens, Ford und die AGFA, de-ren Messeauftritte er außerdem mitgestaltete. Dann setzte er 1970 mit den Büchern Hannover und Köln 5 Uhr 30 die Serie seiner Photobildbände fort. Eine konzentrierte Bildabfolge von Photographien über den Bildessay hinaus im Buchfor- mat zu gestalten, als reine Bilderabfolge aneinander zu fügen und zu ganz verschiedenen Themen zu verdichten, gehört zu den großen photographisch-künstlerischen Leistungen von Chargesheimer, der darüber hinaus allerdings auch mit vielen anderen Medien gearbeitet hat. Die Presse nannte ihn „den größten deutschen Photographen der Nachkriegszeit“, einen „ruhelosen wuchernd kreativen Geist“ oder auch einen „Künstler, der gerne provozierte“. Die Journalisten schrieben gerne über Chargesheimer und seine Arbeiten, obwohl dieser Künstler-Photograph sich herkömmlichen Erklärungsmustern entzog. Chargesheimer hat ein umfangreiches künstlerisches Werk hinterlassen und war eine schillernde Persönlichkeit. Sein plötzlicher Tod traf alle Freunde tief, denn Chargesheimer hat sich – nur 47 Jahre alt – in der Silvesternacht vom 31. Dezember 1971 in Köln das Leben genommen.
Bodo von Dewitz

Sämtliche Zitate von Chargesheimer und dessen Zeitgenossen stammen aus: Chargesheimer persönlich, hg. von Ruth Christine Häuber für das Museum Ludwig, Köln 1989 und aus der umfangreichen Ausschnittssammlung zu Chargesheimer im Photographen Archiv, Museum Ludwig Köln.
Die Autorenzitate sind der Publikation ‚Chargesheimer – Bohemien aus Köln‘, hg. von Bodo von Dewitz für das Museum Ludwig Köln, Köln 2007, entnommen.

329 C1
329 C2
329 C3
329 C4
329 C5
329 C6

© Griffelkunst e.V. 2024 Alle Rechte vorbehalten! Impressum Datenschutz Cookie Consent