Griffelkunst-Vereinigung Hamburg e.V.

<p>Druckstöcke und Andrucke von Birgit Brandis ©griffelkunst</p>
<p>Druckstöcke und Andrucke von Birgit Brandis ©griffelkunst</p>
<p>Druckstöcke und Andrucke von Birgit Brandis ©griffelkunst</p>

Druckstöcke und Andrucke von Birgit Brandis ©griffelkunst

<p>Prof. Hanns Schimansky und Studierende bei der Betrachtung von Graphiken an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst</p>
<p>Prof. Hanns Schimansky und Studierende bei der Betrachtung von Graphiken an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst</p>
<p>Prof. Hanns Schimansky und Studierende bei der Betrachtung von Graphiken an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst</p>

Prof. Hanns Schimansky und Studierende bei der Betrachtung von Graphiken an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst

<p>Eine Radierung entsteht, Druckwerkstatt der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst</p>
<p>Eine Radierung entsteht, Druckwerkstatt der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst</p>
<p>Eine Radierung entsteht, Druckwerkstatt der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst</p>

Eine Radierung entsteht, Druckwerkstatt der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst

<p>Jenny Holzer Edition entsteht ©griffelkunst</p>
<p>Jenny Holzer Edition entsteht ©griffelkunst</p>
<p>Jenny Holzer Edition entsteht ©griffelkunst</p>

Jenny Holzer Edition entsteht ©griffelkunst

<p>Eine Radierung entsteht, Druckwerkstatt der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst</p>
<p>Eine Radierung entsteht, Druckwerkstatt der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst</p>
<p>Eine Radierung entsteht, Druckwerkstatt der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst</p>

Eine Radierung entsteht, Druckwerkstatt der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst

Franz Burkhardt

B-Reihe / 373. Wahl, I. Quartal 2019

Lithographie

1. Mit Titel
41,5 × 30,0 cm
2. Côtes du Rhônes AOC
41,5 × 30,0 cm
3. Belgische Hecke
30,0 x 41,5 cm
4. Besoffen zu Fuß
30,0 x 41,5 cm
5. Moritz
30,0 x 41,5 cm
6. Verlust der Ambiguitätstoleranz
41,5 × 30,0 cm

Papierqualität: 260 g/qm Zerkall Bütten, mit Tee eingefärbt
Drucker: Felix Bauer, Köln

In der Tiefe der Oberfläche

von Annett Reckert

Diagnose: transzendental obdachlos. Irgendwie sind wir es alle in diesen Tagen. Wir surfen rastlos durch den Dschungel medialer Angebote, wir irren ziellos durch die Wälder und Sümpfe der postmodernen Beliebigkeit. Was könnte uns Rast und Ruhe versprechen? Ein Naturstück zum Beispiel: Die Lithographie Belgische Hecke von Franz Burkhardt ist ein reales Angebot. Ein souverän gezeichnetes Allerweltsgehölz, eine struppige Struktur, die den Umherirrenden ganz einfach visuell verzaubern und dem kritischen Denker als Sinnbild für Komplexität erscheinen mag.
Franz Burkhardt, 1966 in Wolfenbüttel geboren, arbeitet auf einem alten Bauernhof in der wallonischen Provinz Liège. Als Bildhauer entzündet sich sein kreativer Geist vor allem an Motiven, die der städtische Raum hergibt, als Zeichner arbeitet er bevorzugt aus seinem Habitat heraus. Das nahe und bescheidene Motiv ist sein Feld: Stillleben, Akt, häusliche Szenen, Getier, Landschaft. Abbildungen aus alten Magazinen, Büchern, Postkarten, Photographien, Poster, Plattencover sind ihm dabei Inspiration. In der sichtbaren Welt – in der Tiefe der Oberfläche – ist Franz Burkhardt als Zeichner ganz chez-soi.

Für die griffelkunst ist er erstmals mit der Lithographie unterwegs; gleich sechs Blätter geben einen veritablen Einblick in seine Bildwelt. Das Porträt eines Hundes, des gemütlich schlummernden Moritz‘, lässt über den Unterschied zwischen Muse und Muße gleichermaßen nachdenken, wie über Schönheit, die von innen kommt. Über den von vorne gesehenen Rückenakt könnte man dasselbe sagen. Angeregt von einem Pin-up der 1950er-Jahre erinnert dieser von nostalgischem Charme umfangene weibliche Akt an die verklemmte Erotik der Nachkriegszeit. Zwei Repertoirestücke hat Franz Burkhardt ebenfalls in sein Sextett aufgenommen: Haar und Faltenwurf. Die Lithographie Mit Titel, ein Blatt, das über das dominante Schriftbild The House of Pain auf die gleichnamige US-amerikanische Rap-Band verweist, zeigt eine seltsam schwebende Frisur. Der Kopf als Ort qualvoller Gedanken fehlt. Ein häusliches Stillleben, ein banales Herrenhemd auf einem Bügel, zeigt einen Faltenwurf und ist zugleich ein Selbstporträt des Künstlers, das mit einem Verweis auf einen vollmundigen Roten zugleich die Frage nach der Inspirationskraft des Rausches aufwirft. Drastischer ist mit diesem Thema die Zeichnung Besoffen zu Fuß befasst. Zu sehen ist eine heftige Autokarambolage, diesmal ein Faltenwurf, der die alte Idee von der Schönheit der Katastrophe ventiliert. »pas de fêtes sans Bob« kommentiert der Zeichner. Jeder Belgier kennt den Rat, für die Heimfahrt von einer feuchtfröhlichen Party einen Chauffeur zu verdingen.

Nahezu jedes gezeichnete Blatt aus Franz Burkhardts Hand ist mit Zitaten, mit Diagnosen und Strategien, mit lakonischen Sprüchen, Aphorismen und Kalauern versehen. Mehr oder minder gescheite Textfetzen in deutscher, französischer und englischer Sprache, die mit der Erwartung eines eingängigen Titels brechen. Allerhand Spielarten des Humors sind geboten, gerne auch Zynisches und Zotiges. Das Vulgäre kommt oft schneller auf den Punkt als die philosophische Ausführung. »Ich piss die Kacke an«, träumt der Köter. Zumindest im Tiefschlaf hat Moritz in seinem ganz persönlichen House of Pain alles im Griff.

Franz Burkhardt

1966 geboren in Wolfenbüttel
1987-93 Studium der Freien Künste an der Hochschule für Bildende Künste, Braunschweig
1993 Meisterschüler bei Johannes Brus
lebt und arbeitet in Baelen, Meuschemen, Belgien

Einzelausstellungen
2018 B.Z.W. Die Meinung ist der Feind des Denkens: Zeichnungen und nicht gefundene Objekte, Salon des Dessins, Basel
2017 Karina Miami, Städtische Galerie Delmenhorst (K)
2014 Topf und Deckel, Städtische Galerie Villa Zanders, Bergisch Gladbach

Publikationen
Karina Miami, Holzschuber mit 2 Katalogen, Städtische Galerie Delmenhorst, 2017
Meuschemen, Franz Burkhardt, Arbeiten 2006–2011, Salon Verlag, Herausgeber: Sebastian Brandl, Köln 2012

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