Griffelkunst-Vereinigung Hamburg e.V.

<p>Ruth May beim Aufbau der Ausstellung im Kunstraum Seilerstraße, Herbst 2011 ©griffelkunst</p>
<p>Ruth May beim Aufbau der Ausstellung im Kunstraum Seilerstraße, Herbst 2011 ©griffelkunst</p>
<p>Ruth May beim Aufbau der Ausstellung im Kunstraum Seilerstraße, Herbst 2011 ©griffelkunst</p>

Ruth May beim Aufbau der Ausstellung im Kunstraum Seilerstraße, Herbst 2011 ©griffelkunst

<p>Ausstellung von Peter Kogler im Kunstraum Seilerstraße ©griffelkunst</p>
<p>Ausstellung von Peter Kogler im Kunstraum Seilerstraße ©griffelkunst</p>
<p>Ausstellung von Peter Kogler im Kunstraum Seilerstraße ©griffelkunst</p>

Ausstellung von Peter Kogler im Kunstraum Seilerstraße ©griffelkunst

<p>Jenny Holzer Edition entsteht ©griffelkunst</p>
<p>Jenny Holzer Edition entsteht ©griffelkunst</p>
<p>Jenny Holzer Edition entsteht ©griffelkunst</p>

Jenny Holzer Edition entsteht ©griffelkunst

<p>Aufbau der Ausstellung “Thomas Kilpper – 150 Years of Printmaking”, 2014 ©griffelkunst</p>
<p>Aufbau der Ausstellung “Thomas Kilpper – 150 Years of Printmaking”, 2014 ©griffelkunst</p>
<p>Aufbau der Ausstellung “Thomas Kilpper – 150 Years of Printmaking”, 2014 ©griffelkunst</p>

Aufbau der Ausstellung “Thomas Kilpper – 150 Years of Printmaking”, 2014 ©griffelkunst

<p>Bogomir Ecker signiert in der Seilerstraße, Hamburg ©griffelkunst</p>
<p>Bogomir Ecker signiert in der Seilerstraße, Hamburg ©griffelkunst</p>
<p>Bogomir Ecker signiert in der Seilerstraße, Hamburg ©griffelkunst</p>

Bogomir Ecker signiert in der Seilerstraße, Hamburg ©griffelkunst

Jürgen Bordanowicz

B-REIHE, 315. WAHL, III. QUARTAL 2004
Der Wirkungsbau und des Ausdruckswesens Durchdringung, 2004
Radierungen

1. zeigender Hypos (der Masken) des Ausdrucks 54,0 x 38,3 cm / 12,9 x 15,7 cm
2. Gleichgewicht – unbekannt wirkend – Nichts aß jemals etwas – ... Die Welt der unendlichen Wirkungsfreiheit der Materieformen, die das Walten der Wirkkräfte kosmischer Materie auf der Erde allmählich (langsam) umformte in Wesensformen der Lebendigen, die einander zur Nahrung ihres Werdens sind ... Diese Freiheit des Wirkens brachte den Menschen hervor, der keinem anderen Lebewesen Nahrung mehr ist, der im Gegenzug jedes andere aneignet und unterwirft. – ... Dieser Mensch stellt sich auf und sagt: „Wirkendes an sich ist Gewalt, das mit der Form das Wesen seiner Qualität ändert.“ 54,0 x 38,3 cm / 12,8 x 20,8 cm
3. ... von zeitfernen Feldern und Bahnen 54,0 x 38,3 cm / 20,0 x 13,9 cm
4. Nicht sieht, erlebt und erfasst sich der Mensch selbst im Raum, wie er da ist und wirkt und handelt ... wie Andere es vermögen. – So entstand die Sprache. 54,0 x 38,3 cm / 16,0 x 20,8 cm
5. – Leser der Unruhe – 54,0 x 38,3 cm / 11,9 x 15,0 cm
6. eifernder Nachgänger-Geist eines gehenden Buchträchtigen 54,0 x 38,3 cm / 19,4 x 24,9 cm
7. – Wirkwesen des Intelligiblen – – physisches Ausführen und was es einholt und (subtil) erhöht – 54,0 x 38,3 cm / 17,9 x 11,0 cm

Papierqualität: Zerkall-Bütten, 350g/qm
Drucker: Peter Loeding und Ellen Sturm, Hamburg
Hersteller Mappe: Norddeutsche Pappscheibenfabrik, Stapelfeld

„Köpfe. Köpfe im Profil. Immer wieder Köpfe im Profil. Wie durchleuchtet liegen Mundhöhlen und Nasenwände frei, Augen und Adern, Knochen und Nerven. Jürgen Bordanowicz dringt ein in Kopf und Organismus. Er sucht jenes Zentrum zu fixieren, das Wahrnehmung möglich macht: Sehen, Hören, Schmecken, Riechen. Linien, wellenförmig an- und abschwellend, Verwischungen, verdichtet zu Dunkelheiten, gedünnt zu durchsichtigen Nebeln, Striche und Punkte fügen sich zusammen zu Zeichen des Flüchtigen und der Gegenwärtigkeit zugleich. (...)
(Martin Deppner, Inseln im Wahrnehmungsprozeß, in: Jürgen Bordanowicz, Wirklichkeitsfindungen, Hamburger Kunsthalle 1989)

Martin Deppners Beschreibung der Zeichnungen hat auch für die vorliegende Radierfolge Gültigkeit. Die Arbeiten von Bordanowicz wirken eher flüchtig, so dass man als Betrachter bemüht ist, die zarten Linien immer wieder zu fixieren, um sie nicht aus den Augen zu verlieren. Nichts erstarrt in Form, dabei sind Einzelheiten deutlich erkennbar und klar: Ein aus dem Kopf hervortretender Sehapparat, aufeinander schießende Figuren, ein Lesender. Dennoch scheinen die Szenen zwischen Traum und Wirklichkeit angesiedelt. Jürgen Bordanowicz selbst spricht von dem Augenblick des Wachwerdens als jenem Augenblick, an dem der Traum mit einem Wirklichkeitserlebnis zusammentrifft und den Träumenden aus seinem Dämmerzustand reißt. Diese Momente lässt Bordanowicz Bild werden, fängt sie in prozesshaft angelegten Zeichnungen ein, die durch die Bildlegenden eine zusätzliche Dimension erfahren.
Der in Hamburg lebende Künstler hat neben den sieben Radierungen eine zusätzliche Arbeit entwickelt, einen Text, den er selbst als „Denkstudie, Vorstellungsstudie über Erfahrung“ bezeichnet. Den Text möchten wir in diesem Heft veröffentlichen, darüber hinaus liegt er der Serie, die in einer Mappe herausgegeben wird, als Reproduktion des Originaltextes bei:

Als was besteht die Einheit des Wirkungsbaues und des Ausdruckswesens der Menschenform?
Der einheitliche Wesensausdruck der Erscheinung des Menschen verändert sich infolge des suchenden Wahrnehmens in sein Volumen, in das, was es enthalten kann, und womit das Enthaltende reagiert und wirkend arbeitet, sich verbindet. Viele werdende Intentionen, Ausführungen sind gegenwärtig, die sich vorbereiten, verdichten, sich anreichern, zerfallen. Eine Produktion verschiedenster Möglichkeiten und Ereignisse ist vorhanden, die als ein Unsichtbares und Ahnbares in die räumliche Umgebung zielt. ...
Etwas wie ein latenter, unsichtbarer Wirkungsbau hinter dem Ausdruckswesen des Menschen entsteht, dessen Qualitäten, innere Strukturen, Eigenschaften und Funktionen reflektorisch bewegt sind und die eine Form der zwar nicht sehbaren, aber doch spürbaren Verbindung mit dem Ausdruckswesen eingehen.
Seherische Instanzen treten auf und greifen überall dort hin, wo der Verstand sich mit dem Wirkungsbau des sich anlegenden, sich ermöglichen könnenden verbindet, eine Bewusstheit des Möglichen, das verborgen ist, deutet sich an.
Der äußere Ausdruck der biologisch gewachsenen und mimikartigen Form bildet eine physisch stumpfe Abgrenzung und scharfe dimensionale Grenze zum Wirkungsbau unsichtbarer Formentstehung. Zugleich ist sie ein notwendiger Übermittler unerlässlicher Verbindungen mit der Raumobjekt-beständigen Orientierung.
Doch der äußere Ausdruck der biologischen Form nimmt die eigenbestimmte Wirkungsdimension des Menschen nicht zureichend auf.
Die jene Einheit des Ausdruckswesens abwandelnden Auffassungen der Nachahmung in der Malerei eint als Grundlage die Anerkennung des Ganzen, des sehbaren äußeren, biologisch mit den Tieren vergleichbaren Menschen im Raum.
Den Qualitäten des Aufbaus und der Bewegung des Körpers im Raum, der Gesten und der Mimik entspricht die Anatomie der Muskelbewegung und ihrer Leitung. So existiert eine Ästhetik des Ausdruckswesens des sehbaren ganzen Menschen, deren Grundlage des Form und Bedeutungsziels in der Malerei nur das Äußere des Objekts, des Ausdruckswesens sein kann. Diese Ästhetik erlaubt sehr weitgehende Projektionen der Ausdruckserfahrung: Das Wiedererkennen.
Indem das Ausdrucksobjekt des Menschen in organischer Verbindung steht mit den Tatsachen des kosmischen Naturraums, den Landschaften, Tieren und den Geschehnissen in ihm, erstreckt sich jene Ästhetik auf diesen Naturraum und setzt voraus, dass der Mensch mit seinem geistig-stofflichen Wirken, seiner intellektuellen Konstruktions- und Destruktionskraft als stofflich wirkende Lebensform innerhalb der Welt der in sich, voneinander sich nährenden stofflichen Formen des Naturwesens existiert und lebt.
Da der Mensch nun gerade dies nicht mehr versteht zu tun, nicht mehr sein kann, nicht wollen kann, – ist die Ästhetik des ausdrucksartigen Naturwesens Mensch, das doch immer in sich die Stimmung und Sehnsucht des Ausgleichswesens der Natur trägt und dessen Freiheit liebt, das geistig-sentimentale Sehnen nach Naturtiefe und Wahrheit, echter Geltung des Menschen und Harmonie des Lebens. Jedoch: Der Mensch kehrt nicht zurück zur Natur, er steht ihr gegenüber, sie kann seinen Bestand nicht schützen.
Die Ästhetik des Ausdrucksobjekts des Menschen in der Form seines Daseins wird vom Wirkungsbau derer geistig-materiellen Innenstruktur derart verändert, dass es in reflektorischen Auslegungen sich bewegt und der Unterschied zum eindeutig-mehrdeutigen Naturwesen des Ausdrucks der biologischen Form deutlich wird. Eine Anatomie, die hinter der des Ausdruckswesens steht ist jene der Erforschung des Verhältnisses von geistiger Qualität und Bedeutung und physischer Materie.

315 B1
315 B2
315 B3
315 B4
315 B5
315 B6
315 B7

Jürgen Bordanowicz

1944 geboren in Bydgoszcz, Polen

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