Griffelkunst-Vereinigung Hamburg e.V.

<p>Beim Aufbau der Ausstellung von Dasha Shishkin, Herbst 2012 ©griffelkunst</p>
<p>Beim Aufbau der Ausstellung von Dasha Shishkin, Herbst 2012 ©griffelkunst</p>
<p>Beim Aufbau der Ausstellung von Dasha Shishkin, Herbst 2012 ©griffelkunst</p>

Beim Aufbau der Ausstellung von Dasha Shishkin, Herbst 2012 ©griffelkunst

<p>Jonathan Meese signiert in der Seilerstraße, Hamburg ©griffelkunst</p>
<p>Jonathan Meese signiert in der Seilerstraße, Hamburg ©griffelkunst</p>
<p>Jonathan Meese signiert in der Seilerstraße, Hamburg ©griffelkunst</p>

Jonathan Meese signiert in der Seilerstraße, Hamburg ©griffelkunst

<p>In der Druckwerkstatt von Thomas Franke ©griffelkunst</p>
<p>In der Druckwerkstatt von Thomas Franke ©griffelkunst</p>
<p>In der Druckwerkstatt von Thomas Franke ©griffelkunst</p>

In der Druckwerkstatt von Thomas Franke ©griffelkunst

<p>Yvette Kießling bei der Arbeit an der Griffelkunst-Edition ©griffelkunst</p>
<p>Yvette Kießling bei der Arbeit an der Griffelkunst-Edition ©griffelkunst</p>
<p>Yvette Kießling bei der Arbeit an der Griffelkunst-Edition ©griffelkunst</p>

Yvette Kießling bei der Arbeit an der Griffelkunst-Edition ©griffelkunst

<p>Aufbau Installation Thorsten Brinkmann “Ernie & Se King”, Kunstraum Seilerstraße 2011 ©griffelkunst</p>
<p>Aufbau Installation Thorsten Brinkmann “Ernie & Se King”, Kunstraum Seilerstraße 2011 ©griffelkunst</p>
<p>Aufbau Installation Thorsten Brinkmann “Ernie & Se King”, Kunstraum Seilerstraße 2011 ©griffelkunst</p>

Aufbau Installation Thorsten Brinkmann “Ernie & Se King”, Kunstraum Seilerstraße 2011 ©griffelkunst

Monica Bonvicini

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Mappe

C-Reihe / 375. Wahl
III. Quartal 2019

Digitaler Offsetdruck
70,0 × 50,0 cm

1. hysteria
2. same old shit
3. guilt
4. not for you
5. sadisfy me

Papierqualität: 350 g/qm Metapaper Extrarough White, mit Drucklack veredelt
Drucker: Mediadruckwerk, Hamburg
Hersteller Mappe: Reset St. Pauli Hamburg

Der künstlerische Imperativ

von Dirk Dobke

Mit Monica Bonvicini haben wir eine Künstlerin für unsere Edition gewinnen können, die seit vielen Jahren mit ihren spektakulären Großinstallationen für Aufsehen sorgt. Die 1965 in Venedig geborene Bonvicini blickt mittlerweile auf über 300 Einzelausstellungen und mehr als 20 internationale Biennalen zurück, ein Höhepunkt war sicher die Verleihung des Goldenen Löwen 1999 auf der Biennale di Venezia. Die Basis ihrer internationalen Aktivitäten hat sie seit 1986 in Berlin. In den 1990er Jahren gehörte sie mit Kolleginnen wie Pipilotti Rist, Sarah Lucas oder Tracy Emin zu jener Generation feministischer Künstlerinnen, die in ihren Arbeiten patriarchale Kunst-, Architektur und Gesellschaftsformen thematisieren und sich mit normativ geprägter männlicher (Bild-) Sprache auseinandersetzen. Die vordergründig männlich konnotierten Materialien wie Stahlketten, Chrom, schwarz glänzendes Leder oder gar Kettensägen hat Monica Bonvicini früh in ihre Arbeit übernommen. Daraus entstehen raumgreifende Installationen wie beispielsweise zuletzt in der Berlinischen Galerie oder der Wiener Secession zu sehen. Mit der Art, wie sie diese Materialien künstlerisch einsetzt, kehrt sie deren Ikonographie für ihre Zwecke um. So vollzieht sie durch die Aneignung dieser als »männlich« angenommenen Materialität einen künstlerischen Rollentausch. Und zu Recht wehrt sie sich zugleich dagegen, auf diese naheliegende materialikonographische Analogie und ihre vermeintlich geschlechtsspezifische Zuordnung festgelegt zu werden. Zu fragil und gleichzeitig poetisch wirken ihre Ketten- und Lederinstallationen, um nur als »Entgegnungen« gelesen werden zu können.

2012 zeigt sie im Museum Abteiberg, Mönchengladbach, und anschließend in den Hamburger Deichtorhallen erstmals einen repräsentativen Überblick über ihr zeichnerisches Werk. Seitdem weiß die Öffentlichkeit um jene feinen, sensiblen und experimentellen Papierarbeiten, Tuschen und Collagen, die ihr installatives Werk noch um so viele Facetten bereichern. Neben ihrem stilistisch breiten Fächer an Zeichnung und expliziten Vorzeichnungen zu installativen Arbeiten, wird gerade hier die herausragende Bedeutung von Texten in ihrem Werk überdeutlich. Es sind zumeist kurze, coole Ansagen der Künstlerin wie Same old Shit, das Ausrufezeichen dahinter denkt man sich mit. Mitunter überführt sie diese Sätze auch in ihre charakteristische Materialpalette, wo sie sie in immer neuen Variationen und neuen Medien im wahrsten Sinne des Wortes durchbuchstabiert.

Not for you betitelt Bonvicini 2006 ihre Ausstellungsinstallation in einer leerstehenden Mall in Pasadena / L.A. auf rund 2000 Quadratmetern. Denselben ambivalenten Titel (Wenn nicht für mich, für wen dann?...), der durch seine formulierte Abwehr zugleich attraktiv und anziehend wirkt, gibt sie einer druckgraphischen Arbeit, die sie nun für die griffelkunst geschaffen hat. Hysteria, Guilt, SameOldShit und SadisfyMe verkünden ihre anderen Motive. In die ihr eigene Schlauchschrift setzt sie Worte und Zeilenumbrüche so, dass die Lesbarkeit erschwert wird. Fensterartig geben die Schriftzüge hingegen Durchblicke auf einige ihrer Ketteninstallationen frei. Die Künstlerin zwingt die photographierten Ausschnitte so in eine Typo- und damit in eine Textform. Allein das orthographisch nicht korrekte Sadisfy Me wird durch das Wortspiel mit Sad (traurig – oder spielt es auf sadistic an?) von der Künstlerin ironisch gebrochen. So komprimiert Monica Bonvicini für unsere Edition zentrale Aspekte ihrer Arbeit durch die Verschränkung der Ebenen Rauminstallation und Text zu einer ungewöhnlichen Druckgraphik-Serie.

Monica Bonvicini

geboren 1965 in Venedig, Italien.
1986–1993 Studium an der Hochschule der Künste, Berlin
1991–1992 Studium am California Institute of the Arts, Valencia, USA
2003–2017 Professur für Performative Kunst und Bildhauerei an der Akademie der bildenden Künste Wien, Österreich
seit 2017 Professur für Bildhauerei an der Universität der Künste, Berlin,
lebt und arbeitet in Berlin.

Seit Mitte der 1990er-Jahre werden die Arbeiten von Monica Bonvicini weltweit
in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt, u.a. Biennale von Venedig (1999, 2001, 2005, 2011, 2015)

Publikation
Berlinische Galerie (Hrsg.),
Monica Bonvicini, Kerber, 2017

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