Griffelkunst-Vereinigung Hamburg e.V.

<p>Bogomir Ecker signiert in der Seilerstraße, Hamburg ©griffelkunst</p>
<p>Bogomir Ecker signiert in der Seilerstraße, Hamburg ©griffelkunst</p>
<p>Bogomir Ecker signiert in der Seilerstraße, Hamburg ©griffelkunst</p>

Bogomir Ecker signiert in der Seilerstraße, Hamburg ©griffelkunst

<p>Druckstöcke und Andrucke von Birgit Brandis ©griffelkunst</p>
<p>Druckstöcke und Andrucke von Birgit Brandis ©griffelkunst</p>
<p>Druckstöcke und Andrucke von Birgit Brandis ©griffelkunst</p>

Druckstöcke und Andrucke von Birgit Brandis ©griffelkunst

<p>In der Druckwerkstatt von Thomas Franke ©griffelkunst</p>
<p>In der Druckwerkstatt von Thomas Franke ©griffelkunst</p>
<p>In der Druckwerkstatt von Thomas Franke ©griffelkunst</p>

In der Druckwerkstatt von Thomas Franke ©griffelkunst

<p>Prof. Hanns Schimansky und Studierende bei der Betrachtung von Graphiken an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst</p>
<p>Prof. Hanns Schimansky und Studierende bei der Betrachtung von Graphiken an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst</p>
<p>Prof. Hanns Schimansky und Studierende bei der Betrachtung von Graphiken an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst</p>

Prof. Hanns Schimansky und Studierende bei der Betrachtung von Graphiken an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst

<p>Jenny Holzer Edition entsteht ©griffelkunst</p>
<p>Jenny Holzer Edition entsteht ©griffelkunst</p>
<p>Jenny Holzer Edition entsteht ©griffelkunst</p>

Jenny Holzer Edition entsteht ©griffelkunst

Denise Bellon

A-REIHE, 323. WAHL, III. QUARTAL 2006
Les plus belles rues de Paris, 1938
Photographien aus dem Nachlass

1. „Regentaxi“ von Salvador Dali 30,5 x 24,0 cm / 20,1 x 18,8 cm
2. „Papapillon“ von Hans Arp 30,5 x 24,0 cm / 20,1 x 18,8 cm
3. Das Mannequin von Wolfgang Paalen 30,5 x 24,0 cm / 23,7 x 18,8 cm
4. Das Mannequin von André Masson 30,5 x 24,0 cm / 20,1 x 18,6 cm
5. Maurice Henry und sein Mannequin 30,5 x 24,0 cm / 20,3 x 18,6 cm
6. Salvador Dalí mit Puppe 30,5 x 24,0 cm / 17,9 x 18,8 cm

Serie mit Mappe und Textheft
Papierqualität: Ilfobrom Galerie FB
Hersteller: Atelier Margotow, Wahlershausen
Mappe: Archivkarton, Leinenrücken, Baumwollverschlussband
Hersteller Mappe: Christian Zwang, Hamburg

1938 fand in der Pariser Galerie des Beaux-Arts einen Monat lang unter großem Aufsehen die dritte internationale Surrealismus-Ausstellung statt. Unter den zahlreichen anonymen wie bekannten Photographen, die das Ereignis mit der Kamera festhielten (u. a. die mit eigenen Werken in der Ausstellung vertretenen Künstler Man Ray und Raoul Ubac), befand sich auch Denise Bellon, die von André Breton mit der Dokumentation beauftragt worden war. Ihren gut 50 Aufnahmen verdanken wir, neben den Photos von Man Ray, einen Großteil unseres heutigen Wissens um die in vielerlei Hinsicht bemerkenswerte Ausstellung. Bellon wiederum ist vor allem für ihre eigenwillige Sicht auf die Exponate und die Gesamtinszenierung der Surrealisten als Photographin bekannt geworden.
Zum Zeitpunkt der Ausstellung war Denise Bellon, geboren 1902 in Paris, 36 Jahre alt. 1933 hatte sie zu photographieren begonnen, 1934 zählte sie zu den ersten Mitarbeitern der neu gegründeten Agentur „Alliance Photo“. Statt durch die Zugehörigkeit zu einer bestimmten ästhetischen Schule oder Genre-Photographie definiert zu sein, ist ihr Gesamtwerk „gekennzeichnet durch eine freie und offene Betrachtungsweise Lebendigem und den Dingen gegenüber – welche Teilbereiche der Realität sie auch durchstreifen mochte“, so der mit der Pflege des aus 2.200 Negativen bestehenden Nachlass betraute Éric Le Roy. „Ihre Photographien zeugen von Einfallsreichtum, von dem Willen neue Gebiete auszukundschaften und dem Misstrauen gegenüber einer vorhersehbaren Entwicklung.“ Bellon photographierte mit einer Rolleiflex und legte großen Wert auf den perfekten Bildausschnitt, wie Markierungen auf den Negativtüten belegen. Im Mittelpunkt ihres Interesses stand zeitlebens der Mensch und seine sozialen und kulturellen Zeugnisse. Ihre Bilder wurden als Titel- und Innenseiten verschiedener Magazine veröffentlicht (u.a. Match, Vu, Regards) und vor allem in den USA von Photo-Liebhabern gesammelt. Denise Bellon starb 1999 im Alter von 97 Jahren in Paris.
Die durch die griffelkunst aufgelegte Serie mit sechs Photos aus dem Nachlass von Denise Bellon ist nur einem Teil der Surrealismus-Ausstellung gewidmet, nämlich dem mit „Les plus belles rues de Paris“ (Die schönsten Straßen von Paris) betitelten und durch 16 Mannequins flankierten, langen Gang zum zentralen Ausstellungsraum. Bei den Mannequins handelte es sich zunächst um herkömmliche Schaufensterpuppen, die für die Ausstellung durch verschiedene Künstler angezogen und umgestaltet worden waren. Während die ersten vier Motive der Serie Bellons Blick auf die beeindruckenden Puppen von Salvador Dalí, Hans Arp, André Masson und Wolfgang Paalen zeigen, sind in dem fünften und sechsten Motiv die Künstler Maurice Henry und Dalí während der Arbeit an ihren „Geschöpfen“ zu sehen.

Ausführlich und spannend zeigt Annabelle Görgen, Kuratorin der Ausstellung Begierde im Blick. Surrealistische Photographie 2005 in der Hamburger Kunsthalle, im kunstwissenschaftlichen Begleittext auf, wie sich in diesen Photos die surrealistische Selbstinszenierung potenziert:
Die Photographin nimmt den Künstler so auf, dass er die Puppe ihr und damit dem Betrachter frontal entgegenträgt, als wollte er den unvollständigen, bis auf den offensichtlich zerstörten rechten Fuß in elegante weibliche Haltung gedrehten Gliederkörper wie ein Opfer darbringen oder wie einen geliebten Körper zu Grabe tragen. Dalí selbst scheint dabei in der Pose wie zu seinem eigenen Denkmal erstarrt. Sein intensiver Blick aus den aufgerissenen dunklen Augen im stark beleuchteten, weißen Gesicht wirkt kaum lebendiger als der durch die Wolke verschleierte Blick der Puppe von Henry. Damit wird diese Puppe scheinbar Zeugin der so unheimlichen wie komischen Verunklärung von Realitätsebenen, von Erstarrung und Pulsieren, von Wachshand und Wirklichkeit – und ist zugleich selbst Bestandteil ihrer photographischen Fortführung: Der in der Gestaltung der Mannequins implizite Prozess pygmalionhafter Verlebendigung wird in den Photos potenziertund zugleich wird der männliche Schöpfermythos hinterfragt. Bellon nutzt den medial bedingten Wirklichkeitsbezug der Photographie, ihr Vermögen abgebildete Objekte zu mortifizieren und zugleich zu verlebendigen. Es ist ein wechselseitiges Verhältnis von Gegensätzen, das die Photographie dem surrealistischen Objekt und dem Wunderbaren vergleichbar macht. So kann Denise Bellon die surrealistische Selbstinszenierung im Raum in den schönsten Straßen von Paris photographisch kongenial fortführen.

Wir danken Annabelle Görgen und Éric Le Roy herzlich für die gelungene Zusammenarbeit und freuen uns, unsere Mappenreihe zu wichtigen Positionen der Photographie-Geschichte nun um das Portfolio von Denise Bellon ergänzen zu können.

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