Griffelkunst-Vereinigung Hamburg e.V.

<p>Jonathan Meese signiert in der Seilerstraße, Hamburg ©griffelkunst</p>
<p>Jonathan Meese signiert in der Seilerstraße, Hamburg ©griffelkunst</p>
<p>Jonathan Meese signiert in der Seilerstraße, Hamburg ©griffelkunst</p>

Jonathan Meese signiert in der Seilerstraße, Hamburg ©griffelkunst

<p>Druckstöcke und Andrucke von Birgit Brandis ©griffelkunst</p>
<p>Druckstöcke und Andrucke von Birgit Brandis ©griffelkunst</p>
<p>Druckstöcke und Andrucke von Birgit Brandis ©griffelkunst</p>

Druckstöcke und Andrucke von Birgit Brandis ©griffelkunst

<p>David Tremlett signiert in der Seilerstraße ©griffelkunst</p>
<p>David Tremlett signiert in der Seilerstraße ©griffelkunst</p>
<p>David Tremlett signiert in der Seilerstraße ©griffelkunst</p>

David Tremlett signiert in der Seilerstraße ©griffelkunst

<p>Tobias Zielony signiert in der Seilerstraße ©griffelkunst</p>
<p>Tobias Zielony signiert in der Seilerstraße ©griffelkunst</p>
<p>Tobias Zielony signiert in der Seilerstraße ©griffelkunst</p>

Tobias Zielony signiert in der Seilerstraße ©griffelkunst

<p>Eine Radierung entsteht, Druckwerkstatt der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst</p>
<p>Eine Radierung entsteht, Druckwerkstatt der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst</p>
<p>Eine Radierung entsteht, Druckwerkstatt der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst</p>

Eine Radierung entsteht, Druckwerkstatt der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst

Heike Kati Barath

Einzelblätter

E 535
E 536
E 537

Siebdruck

E 535
Ohne Titel
140 × 55,0 cm

E 536
Ohne Titel
140 × 55,0 cm

E 537
Ohne Titel
140 × 55,0 cm

Papierqualität: 300 g/qm Büttenpapier
Drucker: Gundolf Roy, Zülpich

Wir sind die Neuen

von Stephanie Bunk

Einige Figuren aus der Welt von Heike Kati Barath konnten unsere Mitglieder schon in der Frühjahrwahl 2015 kennenlernen. Nun möchten wir »die Neuen« vorstellen: Sie sind gewachsen und kommen damit den Formaten ein klein wenig näher, mit denen die Malerin normalerweise operiert. Denn wenn Heike Kati Baraths Arbeiten nicht in Form eines Künstlerbuchs oder einer Edition für die griffelkunst erscheinen, füllen sie meterhohe Museumswände und bevölkern den Außenraum, wie zum Beispiel in einer Turm-Installation neben dem Einkaufszentrums Linden-Center im Berliner Stadtteil Neu-Hohenschönhausen.

Letztlich handelt es sich auch bei den »Neuen« eigentlich um alte Bekannte, denn Heike Kati Barath arbeitet mit ihrem »Stammpersonal«. Dazu zählt auch der Yeti, der bereits in der ersten Griffelkunst-Edition mit dabei war. Trotz seiner Körperbehaarung wirkt das Fabelwesen schutzlos und ein wenig unsicher. Ihm an die Seite hat die Künstlerin zwei weitere Figuren gestellt, die zu der Gruppe der »Bikini-Mädchen« gehören. Während diese in Bikinis in verschiedenen Farben und Größen auftreten, sind die beiden Figuren der Edition weniger leicht bekleidet und dadurch auch nicht sofort als Mädchen zu erkennen. Eines der Mädchen steckt in einem silbernen Anzug, der an eine Superheldin oder an eine Ski-Springerin denken lässt. Sie hält einen Holzstab in der Hand und wirkt insgesamt sehr freundlich. Weniger freundlich und vielmehr herausfordernd sind hingegen der Blick und die Haltung der schwarzgekleideten Figur. Alle halten den Blickkontakt mit dem Betrachter und begegnen ihm mit ihrer Größe von 140 cm (fast) auf Augenhöhe. Sie stehen frontal vor dem für Heike Kati Barath typischen Himmelblau bzw. nächtlichen Schwarz auf den Papierbahnen und wirken dadurch so, als könnten sie das Bild jeden Augenblick verlassen.

Immer wieder »neu« im Sinne von »anders« ist das Bild, das Heike Kati Barath von Jugendlichen entwickelt. Während die Pubertät oft nur als Problem dargestellt wird, nimmt sie sich dieser Lebensphase in allen ihren Höhen und Tiefen an. Der stereotypen Auswahl an Vorbildern, wie man zu sein oder zu werden hat, die man aus der Werbung und den Medien kennt, stellt die Malerin ihre Typen entgegen. Sie decken das gesamte Spektrum an Gefühlen und Zuständen ab, die man als Heranwachsender (oder Erwachsener) durchlebt: sie sind aggressiv und misstrauisch, zutraulich und liebesbedürftig, hart und gemein, verletzlich und unsicher – und vieles davon zur gleichen Zeit. Es sind Mischwesen, wie der Yeti, die gerade dadurch, dass sie viel Platz für Projektionen und Zuschreibungen bieten, diese auch reflektieren. Heike Kati Baraths »Stereo-Typen« sind alles, nur nicht eindimensional. Die Reihenfolge, in der die Figuren auftreten, hat die Künstlerin nicht vorgegeben. Man kann sich sein eigenes »Team« selbst zusammenstellen. Als Gruppe verändern und verstärken sich die einzelnen Motive gegenseitig und ergeben ein Wandbild von ungewöhnlicher Größe.

A-Reihe / 358. Wahl II. Quartal 2015
Siebdrucke
50,0 x 35,0 cm

1. Ohne Titel
2. Ohne Titel
3. Ohne Titel
4. Ohne Titel
5. Ohne Titel
6. Ohne Titel
7. Ohne Titel
8. Ohne Titel
9. Ohne Titel

Papierqualität: 250 g/qm Fedrigoni Materica Gesso
Drucker: Gundolf Roy, Zülpich

Wer sind die denn?

von Annett Reckert

Heike Kati Barath steht für eine unmittelbare, starkfarbige Malerei im übergroßen Format. Ihre Bilder sind außergewöhnlich präsente Gegenüber; ihre oft frontal und appellativ angelegten Bildnisse von Mädchen, Jungen und Erwachsenen, von Zwitterwesen, Aliens und Monstern fordern das Publikum geradezu zum Duell heraus: Wir oder Ihr? Ich oder Du?, scheinen sie zu fragen. Sie polarisieren. Man hasst oder liebt diese Geschöpfe, die auch als überdimensionale Wandmalereien in situ-Realisierungen erfahren. Dann arbeitet Heike Kati Barath reliefartig mit Farbe, Bauschaum und Fugendichter. Ebenso gibt es Skulpturen aus ihrer Hand und von Anbeginn gehörten auch Zeichnung und Graphik zu ihrem medialen Spektrum.

Für die griffelkunst hat Heike Kati Barath neun Mehrfarbsiebdrucke geschaffen. Dabei greift jedes Blatt auf die Personage ihrer Gemälde zurück, und so gerät ihr die gesamte Reihe zu einer repräsentativen Gesandtschaft einer durchaus sympathischen, aber eben auch verschrobenen Population. Da ist eine kleine Blonde mit makkaronistracker Ponyfrisur, rechts und links störrisch von den Ohren durchpflügt. Spärlich in ihrem Hemdchen bekleidet blickt sie uns mit einem indifferenten Lächeln an. Grundverschieden ist sie von ihrer rothaarigen Altersgenossin, und dennoch weisen die weit auseinander stehenden kleinen Augen, die flachen Nasen und der schmale Mund unübersehbar auf die Barathsche Sippe hin. Das gilt auch für die Jungs aus der Neuner-Edition: jugendliche Halbstarke, die nicht ganz einfach zu nehmen sind. Auch sie fasst Heike Kati Barath in Brustbilder vor diffusem Hintergrund. Der eine vor niedrigem Horizont, die Arme eng an den Körper angelegt, senkt seinen Kopf, der in dem großen schwarzen Loch auf seinem T-Shirt ein beunruhigendes Pendant findet. Der andere, mit einer Kippe im Mundwinkel und strähnig-spillerigem Haar im Gesicht zieht sich in seinen schwarzen Kapuzenkokon zurück, und noch mehr die dubiose, verkniffene Gestalt mit verspiegelter Brille, die so zu einer seltsam deformierten Figuration wird.
Von je her wendet Heike Kati Barath Pubertierenden ihre besondere Aufmerksamkeit zu. Sie sind Geschöpfe, die uns Rätsel aufgeben. Misstrauen, Unsicherheit und Scham, eine latente Aggressivität und Unberechenbarkeit unterliegen ihrer Mimik und Gestik. Fern aller Klischees von kindlicher Unschuld und androgyner Vorbewusstheit interessiert sich Heike Kati Barath für die vibrierende Melange von Gut und Böse in jedem Menschen, ob groß oder klein, für den schmalen Grat, auf dem wir täglich tanzen, für Kippmomente in vielen Situationen und in nahezu jeder Kommunikation.

Neben Beobachtungen des Alltags sind für Heike Kati Barath auch die Geschichte der Malerei und nicht zuletzt Film und Literatur – von Goethes Faust bis zu Comic, Märchen und Thriller – eine reiche Quelle. In dieser Weise genährt, gelangen auch eine Reihe von Mischwesen in ihr Panoptikum, allen voran der Yeti, jenes sagenumwobene ganzkörperbehaarte Ungetüm. Erscheint er oft als knuffiger und freundlicher Kumpan, tritt er hier mit seinen verschränkten Armen und verstörend roten Augen als ein äußerst skeptischer Vertreter seiner Art auf. Und kraus auf Krawall gebürstet darf dann auch ein Hase nicht fehlen – eine typische Assistenzfigur in Heike Kati Baraths Bildwelt, ein Dämon, der in vielen Varianten auftauchen kann. Und wer nun auch den Holzkopf und die Blume in seine Betrachtungen einbezieht, der mag in dieser bizarren Griffelkunst-Delegation einen Eskortservice der eigenen wechselnden Befindlichkeiten erkennen. Wer bist Du denn?, fragt dann ein jedes Blatt bei jedem Blick zurück – um sich damit bestens als ein treuer Begleiter im Auf und Ab des Alltäglichen zu empfehlen.

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Heike Kati Barath

Heike Kati Barath, geboren 1966 in Vaihingen/ Enz, lebt und arbeitet in Berlin und Bremen.
1990/91 Studium an der Koninklijke Academie voor Schone Kunsten in Gent
1991–1998 Studium an der Kunstakademie Münster
seit 2013 Professur für Malerei an der Hochschule für Künste in Bremen
2017 Karl-Ernst-Osthaus-Preis der Stadt

Einzelausstellungen
2017 Mal, Osthaus Museum Hagen (K)
2016 auf der anderen Seite, Kunstverein Ulm
2015 mitten unter, Galerie Mark Müller, Zürich

Ausstellungsbeteiligungen
2018 Kaleidoskop Worpswede, Große Kunstschau, Worpswede
2017 Nordwest zeitgenössisch, Kunstmuseum Bremerhaven
Ein Rest bleibt immer, mit Sonja Alhäuser, studio im Hochhaus, Berlin
2015 PC/Political correctness?, Kunsthalle Palazzo, Liestal, Schweiz

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