Neu geordnet: Mark Dion
In seinen Arbeiten setzt sich Mark Dion mit der Tradition der naturwissenschaftlichen Klassifikation und Taxonomie auseinander, wenn er verschiedene Zeichnungen nummeriert und in der Bildlegende mit Namen versieht. Er benennt wie ein Naturwissenschaftler Lebewesen. Nur erhalten sie hier nicht ihren biologischen und zoologischen Namen, sondern in „The Naturalists” wird der Flamingo als „Aristotle“ bezeichnet. Und die Vogelfüße verlassen gänzlich ihr biologisches Terrain und treten ein in die Welt der Literatur: Mary Shelley, Lewis Carroll, Herman Melville und Ursula Le Guin werden ihnen zugeordnet. Das Pferdeskelett schließlich eröffnet einen ganzen Strudel an Verweisen. Seit Monaten beißen wir uns die Zähne daran aus und können die Begriffe nicht in Ordnung bringen. Wie verhält sich Dürer zu Darwin? Und warum sind den drei Schwanzwirbeln des Pferdes die „Cathedrals“ zugeordnet?
Mit seinen Schautafeln lädt uns Mark Dion dazu ein, über die Komplexität und Vielfalt von Wissenssystemen nachzudenken. Denn diese lassen sich nicht einfach objektivieren. Der Künstler führt verschiedene Perspektiven zusammen und fordert uns auf, über die Relation des Menschen zu anderen Lebewesen nachzudenken. Auch das Verhältnis von Natur und Kultur wird von Dion nicht als Dualismus gesehen, sondern eher als dynamische und komplexe Beziehung, die ständig neu interpretiert und verhandelt werden muss. Tradierte Zuweisungen jedenfalls werden von ihm auf humorvolle Weise entkoppelt.
Ausstellungstipp
Vom 8. September 2024 bis 5. Januar 2025 ist
in der Bundeskunsthalle in Bonn die Ausstellung
Mark Dion. Delirious Toys
zu sehen.