Griffelkunst-Vereinigung Hamburg e.V.

<p>Beim Aufbau der Ausstellung von Dasha Shishkin, Herbst 2012 ©griffelkunst</p>
<p>Beim Aufbau der Ausstellung von Dasha Shishkin, Herbst 2012 ©griffelkunst</p>
<p>Beim Aufbau der Ausstellung von Dasha Shishkin, Herbst 2012 ©griffelkunst</p>

Beim Aufbau der Ausstellung von Dasha Shishkin, Herbst 2012 ©griffelkunst

<p>Ruth May beim Aufbau der Ausstellung im Kunstraum Seilerstraße, Herbst 2011 ©griffelkunst</p>
<p>Ruth May beim Aufbau der Ausstellung im Kunstraum Seilerstraße, Herbst 2011 ©griffelkunst</p>
<p>Ruth May beim Aufbau der Ausstellung im Kunstraum Seilerstraße, Herbst 2011 ©griffelkunst</p>

Ruth May beim Aufbau der Ausstellung im Kunstraum Seilerstraße, Herbst 2011 ©griffelkunst

<p>Drucke von Anja Tchepets entstehen ©griffelkunst</p>
<p>Drucke von Anja Tchepets entstehen ©griffelkunst</p>
<p>Drucke von Anja Tchepets entstehen ©griffelkunst</p>

Drucke von Anja Tchepets entstehen ©griffelkunst

<p>Im Atelier von Anja Tchepets ©griffelkunst</p>
<p>Im Atelier von Anja Tchepets ©griffelkunst</p>
<p>Im Atelier von Anja Tchepets ©griffelkunst</p>

Im Atelier von Anja Tchepets ©griffelkunst

<p>Eine Radierung entsteht, Druckwerkstatt der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst</p>
<p>Eine Radierung entsteht, Druckwerkstatt der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst</p>
<p>Eine Radierung entsteht, Druckwerkstatt der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst</p>

Eine Radierung entsteht, Druckwerkstatt der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst

Paloma Varga Weisz

A-REIHE, 331. Wahl, III. QUARTAL 2008
Lithographien

1. Frau im Fass 51,0 x 61,0 cm / 27,5 x 43,5 cm
2. Thoreau 61,0 x 51,0 cm / 46,0 x 37,5 cm
3. Mann mit Hut 51,0 x 61,0 cm / 34,0 x 29,0 cm
4. Latzhosenjunge 51,0 x 61,0 cm / 37,0 x 47,5 cm
5. Korbträger 61,0 x 51,0 cm / 49,0 x 38,0 cm
6. Zylinder Mann 61,0 x 51,0 cm / 36,0 x 29,0 cm

Papierqualität: Saunders Waterford Bütten 190 g/m2
Drucker: Felix Bauer, Köln

Paloma Varga Weisz haben wir Ihnen bereits im Herbst 2006 mit dem Multiple „Spike“ vorgestellt. Eigentlich ist Holz eines der bevorzugten Materialien der Bildhauerin, ihren Hund Spike hat sie jedoch in Form einer Plakette in Bronze gegossen. Neben dem bildhauerischen Werk der Künstlerin, das unter anderem 2006 auf der Berlin Biennale zu sehen war, stehen Zeichnungen und Aquarelle, in denen sie – ebenso wie in ihren Skulpturen – Phantasiegestalten und Fabelwesen porträtiert, die immer deutlich menschliche Züge tragen.

„Gilded Age“ ist der Titel eines Künstlerbuches, das in diesem Jahr anlässlich der Ausstellung „Bumped Body“ von Paloma Varga Weisz in der Kunsthalle Wien erschienen ist. Ein beeindruckendes Buch, in dem die in Düsseldorf lebende Künstlerin eigene Zeichnungen und Skulpturen wie „Korbfrau“, „Mann mit Hut“, „Frau in Hut“, „Geknickter Mann“, „Dandy“, „Bauern“, „Bettler“ mit altem Bildmaterial konfrontiert. Dieses stammt aus ihrem Archiv oder wurde von der Künstlerin ausgehend von der losen Thematik „Hut und Korb“ für das Buch zusammengestellt. Darunter finden sich Kopien und Detailansichten von Photographien und Karikaturen aus dem 19. Jahrhundert, aber auch materialbezogene Untersuchungen. Der Titel des Künstlerbuches „Gilded Age. A Tale of today“ verweist auf einen Begriff, der die Blütezeit Nordamerikas zwischen dem Ende des Bürgerkrieges 1870 und dem Beginn des Ersten Weltkrieges und gleichzeitig deren negative Auswirkungen beschreibt: wirtschaftlicher Aufschwung, technologischer Fortschritt, Industrialisierung einerseits, verbunden mit Armut und Korruption andererseits.

Das Gilded Age – vergoldetes Zeitalter – beschwört Paloma Varga Weisz auch in ihren für die griffelkunst entstandenen schwarz-weiß Lithographien herauf und schließt mit ihnen direkt an die Thematik der Wiener Ausstellung an. Sie greift atmosphärisch auf das 19. Jahrhundert zurück und stellt ihrer Serie programmatisch ein Porträt des Naturphilosophen Henry David Thoreau (1817-1862) voran. Der Amerikaner gehört bis heute zu den prägendsten Figuren der amerikanischen Literaturgeschichte. Wie kaum ein Anderer hatte Thoreau die ideelle Einheit mit der Natur gepriesen und gleichzeitig die Folgen der Industrialisierung gefürchtet. Er propagierte – unter Rückgriff auf Traditionen der Romantik –, dem menschlichen Gewissen und der Intuition einen größeren Platz einzuräumen.
Der Philosoph steht in einer Reihe mit fünf weiteren Porträts, die Figuren einer Zeit zeigen, in der hemmungsloser Luxus einerseits und Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft andererseits nebeneinander stehen. Die Kunst von Paloma Varga Weisz bricht dabei deutlich mit der unbeschönigten Darstellung sozialer Notstände, wie sie etwa Vertreter des akademischen Realismus oder der später daran anschließenden neuen Sachlichkeit wie Gustave Courbet, Wilhelm Leibl und Käthe Kollwitz formulierten. Vielmehr beschreibt sie in ihren Darstellungen verschiedene Charaktere, die einer anderen Zeit zu entspringen scheinen und die sich zwischen Romantik und Realismus bewegen. Es sind wunderbare, fast flüchtig wirkende Porträtzeichnungen, die Paloma Varga Weisz direkt auf den Lithostein gebracht hat. Die unterschiedlichen Gemütszustände der von ihr dargestellten Individuen stellt sie eindrucksvoll vor, wie etwa die „Frau im Fass“, die zögernd und ängstlich wie eine Schnecke ihre schützende Behausung verlässt, oder der Tagelöhner, der verschlagen unter seinem Hut hervorblickt.

E 426 Spike, 2005
Bronzeguss, patiniert 10,2 x 10,0 x 5,0 cm
Hersteller: Werkstatt für Metallbildhauerei Rolf Kayser, Düsseldorf

Mit den Objekten von Paloma Varga Weisz und Thomas Rentmeister freuen wir uns Ihnen zwei weitere Multiples, die im Rahmen des „Fünften Graphikpreis der Griffelkunst-Mitglieder“ entstanden sind, anbieten zu können.

Paloma Varga Weisz porträtiert in ihren Zeichnungen und Skulpturen Phantasiegestalten und Fabelwesen, die immer deutlich menschliche Züge tragen. In ihren Figuren laufen verschiedene Traditionen der Darstellung des Menschen zusammen. Anleihen an die Ästhetik des Mittelalters und an christliche Motive sind ebenso zu erkennen, wie Illustrationen aus Zeitschriften und Büchern. Holz ist eines der bevorzugten Materialien der Bildhauerin, die ihre Skulpturen zu Rauminstallationen werden lässt, wie gerade in eindrucksvoller Weise auf der diesjährigen Berlin-Biennale zu sehen war. „Sie bewohnen sarkophagähnliche Wandvertiefungen, Kartons oder Kisten und neigen laut Varga Weisz immer mehr dazu, im Sinne ‚dreidimensionaler Bilder’ in den Raum zu greifen“, so der Ausstellungskatalog. Trotz der Nähe zur christlichen Bildwelt stehen ihre Arbeiten nicht in einem religiösen Kontext. Im Gegenteil zeugen sie von einer gewissen Verlassenheit und Schutzbedürftigkeit des Individuums. Hände, die sich aus dem Nichts kommend schützend um die Gesichter der Figuren legen, verweisen nicht auf eine übergeordnete, göttliche Instanz, sondern machen Verletzlichkeit sichtbar. Diese spiegelt sich auch auf den Gesichtern wider und lässt ihre Gestalten entrückt, wissend und etwas verloren wirken. Guido de Werd sieht in den Gesichtern „den Ausdruck des eigenen Ichs der Künstlerin, die so gleichzeitig in die Rolle von Erfinderin, Gestalterin und Hauptdarstellerin schlüpft.“

Auch dem Porträt des Hundes Spike, den die Künstlerin als patinierten Bronzeguss in warmem Braunton für die griffelkunst verwirklicht hat, haftet etwas zutiefst Menschliches an. Bereits in anderen Arbeiten hat Paloma Varga Weisz die Verbindung von Mensch und Tier hergestellt: so sitzt ein Hund auf dem Kopf einer weiblichen Figur in der Skulptur Dog still on my head (2001). In der Arbeit Mäusekind von 1999/2000 wirkt die Tierhülle wie eine Verkleidung und in zahlreichen Zeichenstudien schlüpfen Menschen in Tierkostüme oder anders herum. In Kampfhund (2000) deutet sich eine Metamorphose von Hund und Mensch an, denn der allein auf einem Hügel aus seinen eigenen Holzspänen stehende Hund hat eine menschliche, aufreche Gestalt. Er ist ein vieläugiges Wesen, halb Mensch, halb Tier, ein hybrides Geschöpf. „Hybridität zwischen den Geschlechtern, zwischen Tier und Mensch, zwischen gesund und krank, zwischen Tod und Leben, die sich in zahlreichen Arbeiten nachweisen lässt, zeichnet Varga Weisz ́ künstlerische Arbeit aus“, wie Guido de Werd weiterhin schreibt. Auch der Hund Spike hat etwas Verkleidetes: eine Halskrause, die an den Halsschmuck eines Pastors oder Harlekins erinnert, verleiht ihm etwas Würdevolles. Dazu passt auch die von Varga Weisz gewählte Form einer Plakette oder Medaille, einem ‚dreidimensionalen Bild’ im eigentlichen Sinne, die der Figur einen Ehrenplatz an der Wand sichern wird.

331 A1
331 A2
331 A3
331 A4
331 A5
331 A6
E 426

Paloma Varga Weisz

1966 geboren in Mannheim

 

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