Griffelkunst-Vereinigung Hamburg e.V.

<p>Beim Aufbau der Ausstellung von Dasha Shishkin, Herbst 2012 ©griffelkunst</p>
<p>Beim Aufbau der Ausstellung von Dasha Shishkin, Herbst 2012 ©griffelkunst</p>
<p>Beim Aufbau der Ausstellung von Dasha Shishkin, Herbst 2012 ©griffelkunst</p>

Beim Aufbau der Ausstellung von Dasha Shishkin, Herbst 2012 ©griffelkunst

<p>Aufbau Installation Thorsten Brinkmann “Ernie & Se King”, Kunstraum Seilerstraße 2011 ©griffelkunst</p>
<p>Aufbau Installation Thorsten Brinkmann “Ernie & Se King”, Kunstraum Seilerstraße 2011 ©griffelkunst</p>
<p>Aufbau Installation Thorsten Brinkmann “Ernie & Se King”, Kunstraum Seilerstraße 2011 ©griffelkunst</p>

Aufbau Installation Thorsten Brinkmann “Ernie & Se King”, Kunstraum Seilerstraße 2011 ©griffelkunst

<p>Jenny Holzer Edition entsteht ©griffelkunst</p>
<p>Jenny Holzer Edition entsteht ©griffelkunst</p>
<p>Jenny Holzer Edition entsteht ©griffelkunst</p>

Jenny Holzer Edition entsteht ©griffelkunst

<p>Ruth May beim Aufbau der Ausstellung im Kunstraum Seilerstraße, Herbst 2011 ©griffelkunst</p>
<p>Ruth May beim Aufbau der Ausstellung im Kunstraum Seilerstraße, Herbst 2011 ©griffelkunst</p>
<p>Ruth May beim Aufbau der Ausstellung im Kunstraum Seilerstraße, Herbst 2011 ©griffelkunst</p>

Ruth May beim Aufbau der Ausstellung im Kunstraum Seilerstraße, Herbst 2011 ©griffelkunst

<p>David Tremlett signiert in der Seilerstraße ©griffelkunst</p>
<p>David Tremlett signiert in der Seilerstraße ©griffelkunst</p>
<p>David Tremlett signiert in der Seilerstraße ©griffelkunst</p>

David Tremlett signiert in der Seilerstraße ©griffelkunst

Yvette Kießling

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385 C6

C-Reihe / 385. Wahl

I. Quartal 2022

Amani

Lithographie

1. Amani 1
2. Amani 2
3. Amani 3
4. Amani 4
5. Amani 5
6. Amani 6


Druck: Thomas Franke, stein_werk.,
Werkstatt für lithographie & buchdruck, Leipzig
Papierqualität: 250 g/qm BFK Rives

Feldforschung in den Usambara-Bergen

von Sebastian Möllers

Die Leipziger Künstlerin Yvette Kießling ist eine Feldforscherin, die im Rahmen langfristiger Projekte kulturell bedingten Veränderungen in der Natur und Umwelt nachgeht. Auf den ersten Blick scheint es in ihren Darstellungen um eine unberührte Natur und Exotik zu gehen. Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall,
denn die Künstlerin beschäftigt sich damit, wie Menschen an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeiten auf natürliche Organismen Einfluss nehmen. Was passiert, wenn Samen und Pflanzen über Kontinente transportiert und an neuen Orten ausgesetzt werden?
Kießling geht in ihren Arbeiten der Auffassung nach, dass sich die Historie eines Ortes anhand seiner Flora nachzeichnen lässt. Pflanzen werden auf diese Weise zum Dokument menschlicher Tätigkeiten und von Geschichte.

In ihren Gemälden und Graphiken zeigt Kießling dies als eine Spurensuche. Bereits seit vielen Jahren beschäftigt sie sich dabei nicht nur mit ihrer einheimischen Umgebung. Zahlreiche Werkgruppen sind im Rahmen mehrerer Tansaniareisen, vor allem auf Sansibar, entstanden. Auch hier geht es um eine Auseinandersetzung mit der Botanik des Landes, die zum kulturellen Spiegelbild wird. Seit Jahrhunderten ist die ostafrikanische Küste und speziell die Insel Sansibar ein Schmelztiegel unterschiedlichster Kulturen. Arabische, asiatische und afrikanische Einflüsse treffen aufeinander und das nicht ausschließlich in einem friedlichen Kontext. Häufig war der Sklavenhandel Motor des Migrationsgeschehens. Dabei hat jede Kultur ihre Kulinarik und auch bestimmte Pflanzen mitgebracht. So ist die Flora der Insel Sansibar ein Abbild vielfältiger Migrationsprozesse, die Kießling mit ihrer Arbeit thematisiert. In Kießlings jüngstem Projekt geht es um die Auseinandersetzung mit der deutschen Kolonialgeschichte in Tansania. 1904 gründete das Reichskolonialamt im Dorf Amani mitten in den Usambarabergen eine botanische Forschungsstation mit dem Ziel, dort den größten botanischen Garten der Welt entstehen zu lassen. Noch heute sind Überreste der Einrichtungen und Bauten erhalten. Über 3.000 Pflanzenarten wurden hier im Zuge der 15-jährigen Institutsgeschichte angesiedelt. Teilweise breiteten sie sich immer weiter aus und setzten die Invasion der ehemaligen Kolonialherren als Neophyten unbeirrt fort. In der Gegenrichtung hat es nur das Usambaraveilchen bis auf die deutschen Fensterbänke geschafft – von negativen Folgen kann hier kaum die Rede sein.

Im Herbst 2021 hat Kießling das Amani-Institut zweimal besucht. Sie gehört zu den wenigen Freiluftmaler*innen, die die damit verbundenen Anstrengungen noch auf sich nehmen. Dabei hatte sie Ölfarben, Papiere, Leinwand und Aluminiumplatten im Gepäck, auf die sie vor Ort gezeichnet hat. Einer der für den Druck verwendeten Lithosteine basiert auf in Amani angefertigten Photographien der architektonischen Relikte. Beide Medien fließen in ihrer ersten Amani-Druckreihe somit zusammen. Dabei scheint es, als würden die Geschichten und Zeiten, die sich in der von ihr untersuchten Flora akkumulieren und übereinander lagern, auf dem Blatt als Druckschichten wiederholen.

Die Serie soll den Auftakt für ein größeres Projekt bilden, das Kießling als Künstlerin und Feldforscherin begleitet. Ausgehend von der ethnographischen Sammlung des Botanikers Karl Braun, der von 1904 bis 1920 in Amani tätig war, wird die deutsche Kolonialgeschichte des Instituts aktuell neu erforscht und bewertet. Dabei spielt die Wahrnehmung und der besondere Zugang der Künstlerin zu dem Ort und seiner Vegetationsgeschichte eine wichtige Rolle.

Einzelblätter

E 520
E 521

Diptychon, bestehend aus zwei vierfarbigen Lithographien

Elbwiese_Labská louka

E 520
Elbwiese
87,0 x 65,0 cm / 83,0 x 61,0 cm

E 521
Labská louka
87,0 x 65,0 cm / 83,0 x 61,0 cm

Papierqualität: 270 g/qm Zerkall-Bütten Alt-Meißen
Drucker: Thomas Franke, Stein-Werk, Werkstatt

Neue Freiheit

von Stephanie Bunk

Eine Wiese auf einer weiten Ebene, umringt von kargen Gebirgshängen, auf denen in der Ferne Latschenkiefern und Fichten in den hellblauen Himmel wachsen: Dieses Bild hat Yvette Kießling vorgefunden, als sie zu der Quelle der Elbe ins tschechische Riesengebirge reiste, um diese vor Ort zu malen. Die Reise zur Quelle war ein Teil ihres großangelegten Projektes, für das die in Leipzig lebende Künstlerin den Lauf des Flusses auf den Lithostein getuscht hat. Nach drei Jahren Arbeit schließt die Künstlerin diesen Zyklus in diesem Jahr ab. Das Ergebnis sind 16 Graphiken, in einer Kassette zusammengefasst, die sie zusammen mit Gemälden in zahlreichen Stationen entlang der Elbe zeigt. Wie bereits bei einigen Motiven der 2013 für die griffelkunst entstandenen Graphiken, hat sich Kießling auch in diesem Zyklus auf zwei Farben beschränkt: Auf einen farbigen Fonds setzt sie in einer zweiten Farbe das Motiv. Trotz der starken Einschränkung entwickelt sie im Verlauf der Serie eine starke Varianz und Expressivität allein durch das Zusammenspiel der Farben und die Dynamik ihrer Tuschezeichnungen.

Die beiden an der Quelle entstandenen Blätter der Griffelkunst-Edition stellen innerhalb dieser Entwicklung einen Abschluss und einen Aufbruch zu Neuem dar. Die Elbe bleibt zwar als roter Faden bestehen, doch die Künstlerin wendet sich wieder stärker der Malerei zu und befreit sich von den engen Setzungen der zweifarbigen Graphiken. Damit verbunden findet sie zu einer stärkeren Abstraktion der Landschaft, sowohl in der Form als auch in der Farbigkeit. Sie scheint die Landschaft neu zu erfinden, indem sie jedem Element eine eigene Farbe und Flächigkeit zuordnet: Der Berg wird grün wie erodiertes Kupfer, das Gras leuchtet rosa. Assoziativ und expressiv, dabei wohl überlegt, vergibt sie die Farben neu und verliert dabei die Gesamtwirkung des Bildes nicht aus dem Auge. Besonders beeindruckend ist, dass die beiden Einzelblätter als übergroßes Diptychon angelegt sind. Sie funktionieren zwar auch als einzelne Blätter im für Landschaftsdarstellungen ungewöhnlichen Hochformat, doch erst nebeneinander zeigen sie die gesamte Hochebene.

Die im Entstehen begriffene Elbe ist noch unsichtbar, man kann sie auf dem Bild nur erahnen. Das Rinnsal verläuft unter dem Gras über die Ebene, sodass der Ursprung im Verborgenen liegt. Das Wissen darum verleiht dem Ort etwas märchenhaft Verwunschenes, das die Künstlerin durch die magische Farbigkeit und die detailreiche Darstellung eingefangen hat. Die Landschaft breitet sie vor dem Betrachter aus wie ein aufgeschlagenes Buch, in das man eintauchen kann. Sie entwickelt eine neue Sprache für Landschaft, indem sie diese in ihre zentralen Bausteine zerlegt. Begünstigt wird dieser Prozess durch die Lithographie, da die Zeichnung der einzelnen Steine genau dieses Denken befördert. Die Reduzierung auf einige wenige Farben erfordert eine Beschränkung, wie sie in der Malerei nicht zwingend notwendig ist. Die Anzahl der Farben hat sie beim Druck der riesigen Steine auf vier erhöht, indem der Leipziger Drucker Thomas Franke gleich zwei Farben von einem Stein gedruckt hat.

C-Reihe / 351. Wahl III. Quartal 2013

Farblithographien
50 x 60 cm / 35 x 46 cm

rivière
1. rivière 1
2. rivière 2
3. rivière 3
4. rivière 4
5. rivière 5
6. rivière 6

Zu Yvette Kießling erscheint Portfolio No 7. € 10,– plus Porto

Papierqualität: 270 g/qm Alt Meissen Zerkall Bütten
Drucker: Thomas Franke, stein_werk, Leipzig

Land unter

von Stephanie Bunk

Der Fluss ist das verbindende Element zwischen den sechs Blättern der für die griffelkunst entstandenen Serie. Der Fluss, der in der Mythologie ein Sinnbild für eine natürliche Grenze darstellt, die besser nicht überschritten werden sollte, beschäftigt Yvette Kießling schon seit längerem. Immer wieder hält sie Szenen und Eindrücke, die sich am Ufer abspielen, in Skizzenbüchern und auf Zeichnungen fest, um sie später in ihrem Atelier in Malerei zu überführen. Doch die Perspektive von einem auf das andere Ufer reichte der Leipziger Malerin in diesem Sommer nicht mehr und sie machte sich auf die Grenze zu überschreiten: Nicht nur, dass sie für die Griffelkunst-Edition »en plein air«, also in der Natur direkt auf den Lithostein tuscht. Sie nimmt den Stein sogar mit an Bord ihres Bootes, das sie sich eigens für die Erkundung der Ufer angeschafft hat. »Wenn ich ein Boot habe – dann gehören alle Ufer mir!«, hat sich Yvette Kießling gesagt und sich auf die Reise gemacht. Das Fließen des Wassers und die Bewegungen des Bootes hat die Malerin in schwingenden, getuschten Strichen und ineinander übergehenden Strukturen sichtbar gemacht, die sich durch die gesamte Serie ziehen. Die Grenze zwischen dem Ufer und dem Wasser lösen sich in verschiedenen Schattierungen von Braun, Grün und ein wenig Rosa scheinbar auf. Genau diesem Übergang von einem Aggregatzustand in den anderen gilt Yvette Kießlings Interesse, dem Changieren zwischen flüssig und fest. Verstärkt wurde dieser Prozess der Auflösung durch den Einbruch des Hochwassers im Frühjahr 2013, der mit dem Beginn der Arbeit an der Edition für die griffelkunst zusammenfiel. Anders als geplant, war sie nunmehr in Überschwemmungsgebieten unterwegs und erlebte gerade bedingt durch die Überflutung Momente von eigenartiger Schönheit.
Für Yvette Kießling ist die Druckgraphik ein gleichwertiges Ausdrucksmittel neben ihrer Malerei, wobei beide einander bereichern. »Auf der einen Seite betont Yvette die Farbe als Material, indem sie auf jegliche Nachahmung verzichtet und die visuelle Intensität der Farbe unterstreicht. Auf der anderen Seite benutzt sie Farbe aber auch, um die Gegenstände im Bild zu färben und dadurch gegenständliche Inseln zu schaffen. Hier tauchen Menschen, Tiere und Vegetation vor einem diffusen Untergrund auf.« Matthias Weischer beschreibt in seinem Text Wildes Ufer anschaulich Kießlings besonderen Umgang mit Farbe in der Malerei. Die Lithographie zwingt sie hingegen zu einer Beschränkung der Mittel, aus der für sie jedoch auch eine besondere Freiheit erwächst. Etwa die Freiheit, die innerhalb einer einzelnen Farbe liegen kann, wenn die Malerin sie für den Aufbau des gesamten Bildes nutzt, von einer anfänglichen Struktur bis hin zur Ausgestaltung des Motivs. Auf einen farbigen Fond gesetzt wird sie zu Wasser, Boden oder Holz. Im Anschluss an die Arbeit an unserer Edition sind ganz neue Gemälde entstanden, die Yvette Kießling begleitend zur Wahl im Kunstraum der Seilerstraße sowie im aktuellen Portfolio No 7 zeigen wird.

351 C1
351 C2
351 C3
351 C4
351 C5
351 C6

Yvette Kießling

1978 geboren in Ilmenau

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