Griffelkunst-Vereinigung Hamburg e.V.

<p>Drucke von Anja Tchepets entstehen ©griffelkunst</p>
<p>Drucke von Anja Tchepets entstehen ©griffelkunst</p>
<p>Drucke von Anja Tchepets entstehen ©griffelkunst</p>

Drucke von Anja Tchepets entstehen ©griffelkunst

<p>Eine Radierung entsteht, Druckwerkstatt der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst</p>
<p>Eine Radierung entsteht, Druckwerkstatt der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst</p>
<p>Eine Radierung entsteht, Druckwerkstatt der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst</p>

Eine Radierung entsteht, Druckwerkstatt der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst

<p>Tobias Zielony signiert in der Seilerstraße ©griffelkunst</p>
<p>Tobias Zielony signiert in der Seilerstraße ©griffelkunst</p>
<p>Tobias Zielony signiert in der Seilerstraße ©griffelkunst</p>

Tobias Zielony signiert in der Seilerstraße ©griffelkunst

<p>Ausstellung von Peter Kogler im Kunstraum Seilerstraße ©griffelkunst</p>
<p>Ausstellung von Peter Kogler im Kunstraum Seilerstraße ©griffelkunst</p>
<p>Ausstellung von Peter Kogler im Kunstraum Seilerstraße ©griffelkunst</p>

Ausstellung von Peter Kogler im Kunstraum Seilerstraße ©griffelkunst

<p>Druckstöcke und Andrucke von Birgit Brandis ©griffelkunst</p>
<p>Druckstöcke und Andrucke von Birgit Brandis ©griffelkunst</p>
<p>Druckstöcke und Andrucke von Birgit Brandis ©griffelkunst</p>

Druckstöcke und Andrucke von Birgit Brandis ©griffelkunst

Dorothy Iannone

E 461

E 461 Lorelei, 1971/2010
Radierung
32,0 x 36,5 cm

Papierqualität: 350 g/qm Zerkall-Bütten
Drucker: Peter Loeding und Ellen Sturm, Hamburg

Bereits 2007 haben wir die Arbeiten der amerikanischen Künstlerin Dorothy Iannone in der griffelkunst vorgestellt. In drei farbenprächtigen Siebdrucken hat die in Berlin lebende Künstlerin Geschichten von Liebe und Freundschaft erzählt. Seit 1967 haben sich aus ihrer zunächst vom abstrakten Expressionismus geprägten Malerei jene figurativen und mit zahlreichen Texten ausgestatteten Bilder und Bildgeschichten entwickelt, die Iannones Beschäftigung mit Liebe und Eros, Frauenbefreiung, Zensur, kulinarischen Genüssen und Spiritualität gewidmet waren.
Zu der opulenten Welt von Dorothy Iannone gehört auch Dieter Roth, den sie 1967 kennen lernte und mit dem sie sieben Jahre lang zusammen lebte. Er wurde ihre Muse und die bedingungslose Liebe der beiden Exzentriker zueinander war Thema in zahlreichen Arbeiten der Künstlerin. In ihren Motiven verarbeitet sie dabei farbig und ausschweifend sowohl ihre emotionale als auch ihre erotische Beziehung zu Dieter Roth.
Mit Lorelei edieren wir nun die farbig gedruckte Variante einer Radierung, die bereits 1971 in einer Auflage von 35 Exemplaren erschienen ist. In ihrer Bildergeschichte transferiert Iannone die Sage der Lorelei in ihre eigene Geschichte, indem sie in Texten und Bildern ihre Beziehung zu Dieter Roth thematisiert.

Bereits im 19. Jahrhundert entstand in der Romantik der Mythos der Lorelei. Er erzählt von einer Meerjungfrau mit langen blonden Haaren, die auf dem Lorelei-Felsen saß und ihr Haar kämmte. Der Gesang und das Aussehen dieses Mädchens waren so schön, dass die Schiffer von ihrem Weg abkamen und den Tod fanden. Heinrich Heine griff das Thema 1824 in einem Gedicht auf, dessen Text Iannone in der Radierung verarbeitet, indem sie den Schriftzug wie einen Rahmen um das Bild laufen lässt. Auf der Darstellung der „Bruarfoss“, jenem Schiff, mit dem Iannone in den 1960er Jahren von New York nach Island kam, wo sie Dieter Roth kennen lernte, ist vermerkt: „And yet it was I who came on this ship and you who sang to me“. So scheint mit der Lorelei Dieter Roth gemeint, an dessen Felsen sie mit der „Bruarfoss“ ankommend zerschellt. Auf einem weiteren, mittig angelegten Textfeld hingegen singt sie für ihn, und er ist es, der an ihrem Riff zerfällt. So steht der wechselseitige Gesang wohl letztlich für das Hin und Her einer turbulenten Beziehung.
Der Hamburger Dieter-Roth-Foundation, in dem sich die Originalradierplatte seit vielen Jahren befindet, sei an dieser Stelle herzlich für die Überlassung zum Druck der Auflage gedankt. Dorothy Iannone danken wir für ihr Einverständnis, die Radierung fast 40 Jahre nach ihrem ersten Erscheinen als Variante noch einmal aufzulegen.
Es freut uns sehr, dass wir Dorothy Iannone und Dieter Roth mit der Herausgabe ihrer Graphiken in der aktuellen Wahl vereinen können.

E 433 Play it again, 2007
Siebdruck, 8-farbig
55,0 x 65,0 cm

E 434 Dieter and Dorothy, 2007
Siebdruck, 7-farbig
65,0 x 55,0 cm

E 435 The queen of the Amazons and Achilles, 2007
Siebdruck, 11-farbig
63,5 x 53,5 cm

Papierqualität: 300g/qm Bilderdruckpapier
Druckerinnen: Christine Lohmann, Annette Paulsen, Hamburg

„Love is my inspiration“ sagt die amerikanische Künstlerin Dorothy Iannone, Kultfigur und Chronistin der sechziger Jahre, die seit 1975 in Berlin lebt und arbeitet. Zuvor hatte sie immer wieder den fernen Osten bereist und häufig wechselnde Wohnsitze in ganz Europa bezogen: London, Basel, Rekjavik, Düsseldorf, Südfrankreich.

„Die sinnliche Huldigung an ein Dasein, das unzertrennlich mit den Künsten verbunden ist, prägen Dorothy Iannones Biographie ebenso wie die Konfrontation mit Zensur, Einfuhrverboten, Beschlagnahmungen, und der damit einhergehende Ruf von Obszönität und Obskurantismus, dem ihr Lebenswerk über Dekaden hinweg ausgesetzt war. (...) Aus ihrer seit 1959 vom abstrakten Expressionismus geprägten Malerei entwickelten sich ab 1967 langsam jene figurative und mit zahlreichen Texten ausgestatteten Bilder und opulente Bildgeschichten, die Dorothy Iannones Beschäftigung mit Liebe und Eros, Frauenbefreiung, Zensur, kulinarischen Genüssen, Spiritualität und Freundschaft gewidmet waren. Sanft und großzügig erschuf Iannone ihre auf spirituelle Leidenschaft und sexuelle Erfüllung konzentrierte Welt, deren Bewohner sie, wie auch sich selbst, mit den unübersehbaren Merkmalen von Schönheit und Geschlechtlichkeit darstellte – mit Ketten, Haartrachten, auf Anzügen und Männerkörpern applizierten Penissen, Tätowierungen, phantastischen Kostümen, selbstbewusst präsentierten Schamlippen, oder entblößten Hinterteilen.“ (Oliver Koerner von Gustorf)

Zu der opulenten Welt von Dorothy Iannone gehört auch Dieter Roth. Sieben turbulente Jahre lang lebte sie mit dem Schweizer Künstler zusammen, den sie 1967 kennenlernte. Er wurde ihre Muse und die bedingungslose Liebe der beiden Exzentriker zueinander war Thema in zahlreichen Arbeiten der Künstlerin. In den Motiven verarbeitet sie dabei bunt und ausschweifend sowohl ihre emotionale Liebe wie auch ihre erotische Beziehung zu Dieter Roth. Zwar fielen ihre Arbeiten gerade Ende der 60er Jahre in eine Zeit der politischen Umwälzungen und der sexuellen Befreiung. Dennoch war Iannones Kunst von so ungeheurer Freizügigkeit, dass ihre Werke immer wieder Skandale auslösten, aus Ausstellungen entfernt und zensiert wurden – sowohl vom Staat als auch von Künstlerfreunden. Noch 1994 wurden ihre Bilder in Berlin mit warnenden Hinweisschildern ausgestellt.

Bereits vor fünf Jahren haben wir Kontakt zu Dorothy Iannone aufgenommen und sie um eine Graphik-Serie für die griffelkunst gebeten. Immer wieder hinderten sie andere Ausstellungsprojekte an einer Realisation, eine späte Hommage an die Künstlerin, deren Werk gerade in den letzten Jahren von Kuratoren, Kritikern und auch KünstlerInnen wiederentdeckt wurde. „Wahrscheinlich bedurfte es tatsächlich all jener zurückliegenden Debatten um Geschlecht und Identität, um den Blick für ihre fortschrittliche Kunst zu schärfen, die zugleich absolute Hingabe und anarchischen Freiheitsdrang postuliert – und zwar für jeden.“ (Oliver Koerner von Gustorf, in: Dieter Roth & Dorothy Iannone, Sprengel Museum Hannover, 2005)

Es freut uns sehr, dass wir Ihnen nun drei farbenprächtige Siebdrucke der Künstlerin vorstellen können, die in Anlehnung an frühere Arbeiten eigens für die griffelkunst entstanden sind. Als Piano-Women hat sich die Künstlerin selbst ins Bild gesetzt und tanzt über ein Klavier. Die Tastatur wiederholt sich in der Scham der Dargestellten und Dorothy ruft uns zu: Play it again.
Wie in vielen anderen Werken von Dorothy Iannone tauchen in Dieter und Dorothy Mann und Frau vor floralen und abstrakten Ornamenten auf und erzählen von der Liebe. Deutlich erkennbar ist die markante Gestalt von Dieter Roth, eine Huldigung an ihre Liebe, in der die Künstlerin die Arme von Dieter und Dorothy zu einem Ring verschmelzen lässt.
Die Verletzlichkeit des Liebenden thematisiert sie in dem Blatt The queen of the Amazons and Achilles. Sie bedient sich dabei der griechischen Mythologie und zeigt Penthesilea und Achilles im Kampf. Achilles verliebt sich in die schöne Königin der Amazonen nachdem er sie getötet hat und wird dafür von seinen Freunden verspottet.
Alle Blätter wurden aufwendig von Annette Paulsen und Christine Lohmann am Drucktisch Farbe für Farbe von Hand gedruckt.

Darüber hinaus würdigen wir insbesondere das graphische Werk Iannones in einer Ausstellung in unserem Kabinett, in der Siebdrucke und Radierungen aus den sechziger und siebziger Jahren sowie Künstlerbücher zu sehen sind. Sie geben Einblicke in die bunte Welt von Dorothy Iannone, die in einem Interview 2002 formuliert:

„Ich werde von einer Sehnsucht getrieben, meine Gefühle und Gedanken mitzuteilen, meine Erfahrungen, mein Leben, mein Selbst. Und ich hoffe, dass all das anderen Freude macht und ihnen Energie vermittelt, dass die Begegnungen mit meinem Werk ihr Leben auf irgendeine Art bereichert.“

E 433
E 434
E 435

Dorothy Iannone

1933 geboren in Boston, Massachusetts, USA

 

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