Griffelkunst-Vereinigung Hamburg e.V.

<p>Bogomir Ecker signiert in der Seilerstraße, Hamburg ©griffelkunst</p>
<p>Bogomir Ecker signiert in der Seilerstraße, Hamburg ©griffelkunst</p>
<p>Bogomir Ecker signiert in der Seilerstraße, Hamburg ©griffelkunst</p>

Bogomir Ecker signiert in der Seilerstraße, Hamburg ©griffelkunst

<p>David Tremlett signiert in der Seilerstraße ©griffelkunst</p>
<p>David Tremlett signiert in der Seilerstraße ©griffelkunst</p>
<p>David Tremlett signiert in der Seilerstraße ©griffelkunst</p>

David Tremlett signiert in der Seilerstraße ©griffelkunst

<p>Jonathan Meese signiert in der Seilerstraße, Hamburg ©griffelkunst</p>
<p>Jonathan Meese signiert in der Seilerstraße, Hamburg ©griffelkunst</p>
<p>Jonathan Meese signiert in der Seilerstraße, Hamburg ©griffelkunst</p>

Jonathan Meese signiert in der Seilerstraße, Hamburg ©griffelkunst

<p>Yvette Kießling bei der Arbeit an der Griffelkunst-Edition ©griffelkunst</p>
<p>Yvette Kießling bei der Arbeit an der Griffelkunst-Edition ©griffelkunst</p>
<p>Yvette Kießling bei der Arbeit an der Griffelkunst-Edition ©griffelkunst</p>

Yvette Kießling bei der Arbeit an der Griffelkunst-Edition ©griffelkunst

<p>Jenny Holzer Edition entsteht ©griffelkunst</p>
<p>Jenny Holzer Edition entsteht ©griffelkunst</p>
<p>Jenny Holzer Edition entsteht ©griffelkunst</p>

Jenny Holzer Edition entsteht ©griffelkunst

Edgar Leciejewski

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Mappe

B-Reihe / 365. Wahl
I. Quartal 2017

C-Print
45,0 × 34,0 cm / 40,0 × 30,0 cm

Schwarzenberg
1. Schwarzenberg #16, 2007
2. Schwarzenberg #20, 2007
3. Schwarzenberg #21, 2007
4. Schwarzenberg #25, 2007
5. Schwarzenberg #27, 2007

Papierqualität: Kodak Premier
Hersteller: ScanColor, Leipzig
Hersteller Mappe: Buchbinderei Thomas Zwang, Hamburg

Jeder Augenblick ein Flügelschlag oder die Utopie der Freiheit

von Stephanie Bunk

Der Zeit kommt in der Theorie der Photographie zentrale Bedeutung zu. Am offensichtlichsten wird dies in Form der Belichtungszeit. Auf einer Langzeitbelichtung verschwinden die bewegten Teile des Bildes oder werden unscharf, während bei einer kurzen Belichtungszeit Abläufe und Zustände gleichsam eingefroren werden, sodass Unsichtbares erkennbar wird. Die Eigenschaft, die Zeit zu überwinden, begründet wiederum die Verbindung zwischen Photographie und Erinnerung und letztlich auch ihre Nähe zum Tod. Denn alles, was auf einer Photographie zu sehen ist, ist unwiederbringlich vergangen und zwar bereits im Augenblick der Aufnahme.

Die verschiedenen Erscheinungsweisen der Zeit in der Photographie wie Bewegung und Stillstand, Erinnerung und Tod treten in Edgar Leciejewskis Photoarbeit Schwarzenberg gleichzeitig auf. Zu sehen glaubt man den Flügelschlag einer weißen Taube: das Sichöffnen und Schließen eines Flügelpaares vor schwarzem Grund, zerlegt in fünf einzelne Bilder. Das Aufzeichnen des Bewegungsablaufes einer Taube gelang erstmals um 1880 dem Photo-Pionier und Naturwissenschaftler Étienne-Jules Marey. Durch die Erfindung einer »photographischen Flinte« und des dazugehörigen Rollfilms war er in der Lage, so schnell aufeinanderfolgend photographische Aufnahmen zu machen, dass eine Abfolge von Bewegungen aufgezeichnet werden konnte. Damit gilt er als ein Wegbereiter der Bewegungsstudien des bekannteren Eadweard Muybridge und des Films, während die Erfindung der »Photo-Flinte« zur Entwicklung des Maschinengewehrs beigetragen hat. Edgar Leciejewski hat Mareys Ablauf umgekehrt: Nicht der Flug einer lebenden Taube wird aufgezeichnet, sondern die Flügel einer toten Taube werden zu einer Bewegung arrangiert und eingescannt. Totes wird vor den Augen des Betrachters zum Leben erweckt, anstatt Lebendes zu konservieren. Auch die von Leciejewski für die künstlerische Photographie entdeckte Technik des Scannens ist dabei von Bedeutung. Das Objekt wird bei diesem Vorgang abgetastet, um aus einer Vielzahl von Einzelmessungen ein Bild im Computer zu errechnen. Der Künstler bezeichnet das Ergebnis als »digitales Photogramm«, um deutlich zu machen, dass es – wie bei einem klassischen Photogramm – das Objekt selbst ist, das sich ohne Einflussnahme einer Kamera direkt abzeichnet. Dieser Technik hat Leciejewski mit Aves (2003–2009) eine Serie gewidmet, in der er in Anlehnung an die botanischen Sammlungen Karl Blossfeldts eine ganze Typologie von digitalen Photogrammen von Vögeln angelegt hat.

Der Titel der Edition Schwarzenberg verweist wiederum auf den Ort, an dem der Künstler die weiße Taube gefunden hat. Er wurde zum Schauplatz einer besonderen historischen Begebenheit: die »(Freie) Republik Schwarzenberg« ist während der letzten Tage des Zweites Weltkrieges ausgerufen worden, als das Gebiet rund um diese Ortschaft versehentlich keiner der Besatzungsmächte zugeordnet wurde. Für einen kurzen historischen Augenblick wurde Schwarzenberg zum Ort einer Utopie der Freiheit. In der Serie Schwarzenberg laufen diese vielen verschiedenen historischen Fäden zusammen: Marey, die Geheimnisse des Fliegens und die Entwicklung des Maschinengewehrs, der Traum von einer freien Republik und der Flug einer toten weißen Taube.

Edgar Leciejewski, geboren 1977 in Ost-Berlin, lebt und arbeitet in Leipzig.

2002–2009 Studium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst,
2009–2010 Meisterschüler bei Prof. Christopher Muller,
2010–2011 Meisterschüler von Prof. Peter Piller,
längere Auslandsstipendien in New York, USA und Kanada schließen sich an.

Seine Arbeiten sind in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen zu sehen, u.a.
2016 Contact 2016 Photography Festival, Toronto, Canada (K);
The Art of Flying, Brandts – Museum of Arts and Visual Culture, Odense, Dänemark (K);
2015 Counterpoint/ fotografische positionen, Kunsthalle Leipzig (K);
Hamster – Hipster – Handy, Museum Angewandte Kunst, Frankfurt (K);
2014 Blue Times, Kunsthalle Wien (K); null-zwölf nulldreizehn, Museum der bildenden Künste Leipzig (K);
2012 Privat, Schirn Kunsthalle, Frankfurt;
State of the Art Photography, NRW-Forum, Düsseldorf (K).

Publikationen u.a. Himmel ohne Wolken, The Greenbox, Berlin 2011,
Tones, A. Macintosh, N. Schafhausen (Hg.), Sternberg Press 2017

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