Griffelkunst-Vereinigung Hamburg e.V.

<p>Drucker Detlef Jäger beim Auftragen der Farbe auf eine Radierplatte ©griffelkunst</p>
<p>Drucker Detlef Jäger beim Auftragen der Farbe auf eine Radierplatte ©griffelkunst</p>
<p>Drucker Detlef Jäger beim Auftragen der Farbe auf eine Radierplatte ©griffelkunst</p>

Drucker Detlef Jäger beim Auftragen der Farbe auf eine Radierplatte ©griffelkunst

<p>Jenny Holzer Edition entsteht ©griffelkunst</p>
<p>Jenny Holzer Edition entsteht ©griffelkunst</p>
<p>Jenny Holzer Edition entsteht ©griffelkunst</p>

Jenny Holzer Edition entsteht ©griffelkunst

<p>David Tremlett signiert in der Seilerstraße ©griffelkunst</p>
<p>David Tremlett signiert in der Seilerstraße ©griffelkunst</p>
<p>David Tremlett signiert in der Seilerstraße ©griffelkunst</p>

David Tremlett signiert in der Seilerstraße ©griffelkunst

<p>Jenny Holzer Edition entsteht ©griffelkunst</p>
<p>Jenny Holzer Edition entsteht ©griffelkunst</p>
<p>Jenny Holzer Edition entsteht ©griffelkunst</p>

Jenny Holzer Edition entsteht ©griffelkunst

<p>In der Druckwerkstatt von Thomas Franke ©griffelkunst</p>
<p>In der Druckwerkstatt von Thomas Franke ©griffelkunst</p>
<p>In der Druckwerkstatt von Thomas Franke ©griffelkunst</p>

In der Druckwerkstatt von Thomas Franke ©griffelkunst

Brigitte Waldach

John Cage im Raum-Zeit-Kontinuum

von Dirk Dobke

Die in Berlin lebende Künstlerin Brigitte Waldach kombiniert in ihren großformatigen Papierarbeiten oft gezeichnete Figuren mit Schriftebenen. Die Figuren können Literaten sein, Menschen des öffentlichen Lebens oder historische oder politisch konnotierte Persönlichkeiten. Die Dargestellten unterlegt, umfängt, hinterlegt oder überschreibt sie mit Textbändern. Die von ihr geschriebenen Texte beziehen sich dabei konkret oder assoziativ auf die dargestellte Person und bilden ihrerseits formal Cluster oder Wolken. Die Figuren bildet sie realistisch ab, die Textfragmente schreibt sie von Hand. Im Weißraum des Blattes stabilisieren sich Figur und Textwolke gegenseitig. Auf konkrete räumliche, architektonische oder landschaftliche Verortungen verzichtet sie meist. Der Mensch und sein Gesagtes oder das, was er aussagen wollte, stehen für sich, frei im Raum und sind ganz Ausdruck und Ansprache an den Betrachter. Sogar in ihren installativen Arbeiten, die man als Raumzeichnungen charakterisieren könnte, verwebt und verspannt sie an die Wand und auf den Boden gezeichnete Figuren und Texte mittels Fäden miteinander. So schafft sie literarische wie formale Bezüge. Schrift und Person treten dabei stets als einander kommentierende oder sich inhaltlich ergänzende Elemente gleichberechtigt auf.

Unsere Siebdruck-Serie widmet Brigitte Waldach dem Komponisten und Konzeptkünstler John Cage, dessen künstlerische und kompositorische Ansätze sie seit einigen Jahren wiederholt in ihren bildnerischen Untersuchungen thematisiert. Cage, der als Begründer der Neuen Musik gilt, hatte sowohl durch seine Lehrtätigkeit am Black Mountain College als auch durch seine radikalen, konzeptionell angelegten Kompositionen und Partituren maßgeblichen Einfluss auf Künstler und Musiker der amerikanischen Nachkriegskunst und gilt als geistiger Mentor von FLUXUS und Happening-Kunst. Nachdem er unter anderem bei Arnold Schönberg Komposition studiert hatte, erweiterte er, angeregt durch die Beschäftigung mit östlicher Philosophie und Religion, seinen Werkbegriff auch um Zufallsverfahren. Hinzu kam eine Faszination für die Absichtslosigkeit, die im Zen-Buddhismus eine zentrale Rolle spielt. Daraus resultierte das bewusste Ausschalten einer subjektiven Entscheidung des Künstlers, die ihn und die zeitgenössische Musik in bislang unbekannte Formen führen sollte.

Wie kann man Zeit und musikalische Strukturen visualisieren? Brigitte Waldach umkreist in ihrer Serie in sechs Variationen John Cages zentrale Themen Raum und Stille sowie Struktur und Zufall. John Cage durchschreitet als Figur einen Zeit-Raum, der eine Spanne von 45 Minuten sichtbar machen soll. Der Arbeit liegt der Cage-Text 45 Minuten für einen Sprecher zugrunde, der in Textbändern die Figur des Künstlers über- und unterlagert.
Die Größe der Schrift verändert sich mit dem Voranschreiten der Zeit. So binden die Texte die Figur ein, überdecken und überschreiben sie, sodass der Komponist als Individuum nur noch schemenhaft zu erkennen ist. Die Serie basiert auf dem immer gleichen Motiv, das sie jeweils in den Schriftfarben variiert. So ergeben sich auf jedem Blatt andere textliche und semantische Betonungen und Hervorhebungen, wobei immer zwei Blätter diptychonartig die gleichen Farben in unterschiedlicher Setzung zeigen, also inhaltlich zusammengehören. In der von der Künstlerin streng seriell angelegten Folge spiegeln sich so gewisse, fast meditative Redundanzen, die man formal als Übertragungen der minimalistischen Vertonungen Cages lesen kann.

380 C1
380 C2
380 C3
380 C4
380 C5
380 C6

Brigitte Waldach
geboren 1966 in Berlin.
Sie studierte zunächst an der Berliner Hochschule der Künste Kunstpädagogik sowie Kunstwissenschaft und Germanistik an der TU Berlin. Anschließend studierte sie Freie Kunst und Malerei an der HdK Berlin in der Klasse von Georg Baselitz, bei dem sie im Jahr 2000 als Meisterschülerin ihr Studium abschloss.
Sie erhielt viele Preise und Stipendien, darunter 2020 den Marta-Preis der Wemhöner Stiftung.
2019 hatte sie u.a. folgende Ausstellungen:
Rauschen, Galerie Mathias Güntner, Hamburg (E), Unlimited Space, Oscar Niemeyer Museum, Curitiba Biennale, Brasilien, Space is the Place, Künstlerhaus Bethanien, Berlin und Subversiv, Haus am Kleistpark, Berlin. In diesem Jahr war ihr 32-teiliger Zyklus Die Goldberg-Variationen in den Berliner Reinbeckhallen zu sehen.
Die Künstlerin lebt und arbeitet in Berlin.

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